Bericht aus Indien (November 2024)

Abb. 1: Einweihung von Konferenz und Messe durch Dr. N. Kalaiselvi, die früher das Central Electrochemical Research Institute (CECRI) in Karaikudi geleitet hat
  • Titelbild: Abb. 1: Einweihung von Konferenz und Messe durch Dr. N. Kalaiselvi, die früher das Central Electrochemical Research Institute (CECRI) in Karaikudi geleitet hat

ICONEST 2024

Zum dritten Mal fand eine internationale Konferenz zum Thema Electrochemical Science & Technology, genannt ICONEST 2024, vom 18. bis 20. September 2024 in Neu Delhi statt (Abb. 1). Diese Konferenz wurde gemeinsam von der mittlerweile 60 Jahre alten Electrochemical Society of India (ECSI), Bengaluru und dem etwas älteren National Physical Laboratory organisiert. Etwa 400 Delegierte aus mehreren Ländern nahmen daran teil.

Es gab drei Plenarsitzungen, 15 Hauptvorträge, sechs ECSI-Preisvorträge und zwei Stiftungsvorträge, einen ausgezeichneten Vortrag, einen Gedenkvortrag, 28 eingeladene Vorträge, 106 mündliche Präsentationen und etwa 100 Posterpräsentationen. Die Plenarvorträge wurden von Prof. Bernard Normand, Universität Lyon, Frankreich, Prof. Daniel J. Blackwood, National University of Singapore, und Prof. John Irvine, University of St Andrews, UK, gehalten. Die Konferenz bot den Studierenden eine Plattform für den Austausch mit Akademikern und Forschern aus Wissenschaft und Industrie Indiens sowie einigen ausländischen Referenten. Viele Vorträge stammten aus den Bereichen Energie und Sensoren, gefolgt von Oberflächentechnik, Korrosion und Metallveredelung. Die parallelen Sitzungen waren gut besucht. Zehn Firmen stellten ihre Produkte und Dienste vor.

Es ist ein gutes Zeichen, dass mittlerweile Institute zusammenkommen und solche Veranstaltungen organisieren. Es wäre ein großer Ansporn für die Oberflächentechnik in Indien, wenn zusätzlich die Confederation of Indian Industry, Indian Institutes of Technology, Society for Advancement of Electrochemical Science and Technology und Metal Finishers' Association of India auf einer Plattform zusammenkämen.

https://ecsiconference.in

Ni-PTFE Tampongalvanik

Ni-PTFE-Verbundbeschichtungen werden für Anwendungen verwendet, die neben Korrosionsbeständigkeit eine außergewöhnliche Reibungsbeständigkeit und Spitzenleistungen bei der Beschichtungshaftung erfordern. In vielen Ländern werden Ni-PTFE Beschichtungen als lebensmittelecht zugelassen. Sowohl stromlose als auch elektrolytische Verfahren sind zu diesem Zweck entwickelt worden. In einer Zusammenarbeit haben Wissenschaftler und Ingenieure aus Großbritannien, den USA und Spanien ein Verfahren für die elektrolytische Tamponbeschichtung von Ni-PTFE untersucht (Abb.2).

Abb. 2: Aufnahmen, die während der Messung des Kontaktwinkels eines Wassertropfens auf der Oberfläche verschiedener Beschichtungen aufgenommen wurden: (a) Ni-Beschichtung, (b) Ni/PTFE, hergestellt mit IPA, (c) Ni/PTFE, hergestellt mit Ethanol, und (d) Ni/PTFE, hergestellt mit Ethanol, unterbrochen bei 5 A . minAbb. 2: Aufnahmen, die während der Messung des Kontaktwinkels eines Wassertropfens auf der Oberfläche verschiedener Beschichtungen aufgenommen wurden: (a) Ni-Beschichtung, (b) Ni/PTFE, hergestellt mit IPA, (c) Ni/PTFE, hergestellt mit Ethanol, und (d) Ni/PTFE, hergestellt mit Ethanol, unterbrochen bei 5 A . min

Es wurden für die Untersuchungen ein wässriges Hochgeschwindigkeitsnickelbad und PTFE Mikropartikel (6-9 μm Durchmesser) verwendet. Das Bad bestand aus Nickelsulfat, Ammoniumformiat, Ammoniumcitrat und wässrigem Ammoniak. Die hydrophoben PTFE-Partikel wurden mit verschiedenen Chemikalien, darunter das kationische Tensid Cetrimoniumbromid (CTAB), mit den Partikeln vorgemischter Isopropylalkohol und mit den Partikeln vorgemischtes Ethanol, suspendiert. Als Anoden wurden inerte Grafitblöcke und mit Iridiumoxid beschichtete Titannetze verwendet. Die Lösung wurde mit einem System umgewälzt, das für die Abscheidung von Metallmatrix-Verbundwerkstoffen (MMC) entwickelt wurde und die Sedimentation der Partikel minimiert. Obwohl bei allen Verbindungen die PTFE-Partikel erfolgreich suspendiert werden konnten, erzeugten die beiden Alkohole die Ni/PTFE-Beschichtung, mit CTAB gelang es dagegen nicht, das Polymer mit abzulagern.

Das Wachstum der Beschichtung folgt nicht dem Faraday’schen Gesetz der Elektrolyse, da die Dicke nicht linear mit der aufgebrachten Gesamtladung zunimmt. Die zweischichtige, teilweise interkalierte Struktur bestand aus einer rauen Nickelunterschicht, die von einer äußeren, kompakten, glatten PTFE-Schicht bedeckt wurde. Die PTFE-Teilchen binden in den Tälern der Nickelbeschichtung zusammen und wachsen, bis die gesamte Oberfläche von einer Polymerschicht bedeckt ist, ohne dass eine Einbrennphase erforderlich ist. Die resultierende Beschichtung weist eine hydrophobe Oberfläche mit einem niedrigen Reibungskoeffizienten (0,10) und einer höheren Korrosionsbeständigkeit bei Salzsprühnebeltests auf als die Nickelbeschichtung mit Kugelform.

Nature Scientific Reports 2024,14:24069; https://doi.org/10.1038/s41598-024-71376-5

Eine Nation trauert

Abb. 3: Ratan Tata ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Er führte den Tata-Konzern zur heutigen Größe (Foto: Tata)Abb. 3: Ratan Tata ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Er führte den Tata-Konzern zur heutigen Größe (Foto: Tata)Regelmäßig erfährt man in den Medien, wer die reichsten Menschen der Welt oder eines Landes sind. Indien ist da keine Ausnahme. Aber in der Liste der reichsten Inder fehlte der Name eines Mannes, der nicht nur reich, sondern zugleich auch beliebt war. Die ganze Nation trauerte, als Ratan Naval Tata kürzlich im Alter von 86 Jahren verstarb.

Ratan Tata gehörte zur 4. Generation der erfolgreichen Familie der Tatas. Die mittlerweile globale Unternehmensgruppe wurde im Jahr 1868 gegründet und genießt seit ihrer Gründung weltweit hohen Respekt. Ratan Tata ging in Mumbai zur Schule und studierte an der Cornell Universität Architektur. Er übernahm die Führung der Tata-Gruppe im Jahr 1991 von Jehangir Ratanji Dadabhoy Tata (kurz JRD Tata), als Indien die Wirtschaft liberalisierte und das sogeanannte „Lizenz-Raj“ abschaffte, ein Geflecht staatlicher Erlaubnisse, Regularien und Bürokratie, das die indische Wirtschaft über viele Jahrzehnte gelähmt hatte. Kritiker meinten damals, dass er die Position nur geerbt hätte, aber es dauerte nicht lange, bis sie eines Besseren belehrt wurden. Über 20 Jahre steuerte Ratan Tata die sogenannte „Steel to Salt“ Unternehmensgruppe und später ein Jahrzehnt lang in einer ehrenamtlichen Rolle.

Er führte den Konzern ins Ausland und erwarb über die Jahre bekannte globale Marken wie Tetley, Corus, Jaguar Land Rover, Brunner Mond, General Chemical Industrial Products und Daewoo. Auch Indiens Fluggesellschaft Air India ging an Tata. Im Jahr 2008 brachte er den kleinen, billigen Pkw Tata Nano auf den Markt, ein Kleinwagenprojekt, das er mit Eifer und Entschlossenheit leitete. In Planung ist eine Elektro-Variante des Tata. Interessanterweise werden der Tata Harrier sowie der Tata Safari SUV exklusiv von Frauen produziert. Tata war und ist sehr wichtig für die indische Galvanoindustrie, denn viele Galvaniken sind Tier-3- oder Tier-4-Lieferanten für Tata-Firmen.

Dass Ratan Tata dabei den Traditionen und Grundsätzen des Konzerns treu blieb – in einem Umfeld, in dem so viele den Verlockungen des „leichten Geldes“ erlegen sind –, macht seine Leistungen beispielhaft. Er sorgte für mehr Zusammenhalt, führte neues Denken ein, förderte Innovationen und weckte in seinen Mitarbeitern eine Risikobereitschaft, die im Nachhinein betrachtet wirklich außergewöhnlich erscheint.

In einem Land, in dem wirtschaftlich erfolgreiche Menschen schnell der sozialen Lasterhaftigkeit verdächtigt werden, bewies er, dass man Gewinne erzielen kann, ohne die Ethik zu opfern, und dass man sie für einen guten sozialen Zweck einsetzen kann. Tatas Leidenschaften waren schnelle Autos, Fliegen, Scuba-Diving und Hunde. Bekannt war er auch durch seine soziale Arbeit, sie sich insbesondere der Bekämpfung von Krebs widmete.

www.tata.com/about-us/br />tata-group-our-heritage/tata-titans/ratan-naval-tata

Foto: ECSI

Anschrift des Verfassers: Dr.rer.nat. Nagaraj Rao, RRR Labs Pvt Ltd, Navi Mumbai, Indien, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

 

  • Ausgabe: November
  • Jahr: 2024
  • Autoren: Dr. Nagaraj N. Rao
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