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Montag, 12 Dezember 2022 07:58

Größtes KMU-Forschungsnetzwerk gefährdet

von Redaktion
Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten

Die IGF – es sind drei Buchstaben, hinter denen das weltweit größte Forschungs- und Entwicklungsnetzwerk kleiner und mittelständischer Unternehmen steckt. Das Netzwerk ist gefährdet – die Förderung läuft Ende 2022 aus. Mehr als 25.000 Unternehmen, überwiegend KMUs, und 1.200 Forschungseinrichtungen sind aktuell in das Förderprogramm der „Industriellen Gemeinschaftsforschung“ (IGF) eingebunden. Sie arbeiten in zurzeit 1.900 Forschungsprojekten daran, dass Deutschland künftig bei Themen wie Mobilität, Materialforschung, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit die Nase vorn hat. „Ein Erfolgsmodell der vorwettbewerblichen Kollaboration und des Technologie-Transfers, das in seiner Struktur weltweit einmalig ist und einen elementaren Beitrag zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit am Innovations– und Technologiestandort Deutschland leistet“, so Dipl.–Ing. Jens Jerzembeck, Geschäftsführer der Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren e. V. des DVS, kurz DVS Forschung.

Der Düsseldorfer leitet eine von insgesamt 100 Forschungsvereinigungen, die Teil der IGF sind und allein durch die Beiträge ihrer Mitglieder finanziert werden. Die von ihnen initiierten Forschungsprojekte wurden seit 1958 mit Mitteln aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) als industrienahes Instrument der Innovationspolitik im Bereich der angewandten Forschung gefördert. Durch dieses Vergabemodell, das Mittel auf Antrag der Forschungsvereinigungen bewilligt, ist sichergestellt, dass die einzelnen Projekte eine hohe Branchenrelevanz haben und ihre Ergebnisse den Unternehmen der Branche zur Verfügung gestellt werden. Insgesamt 200 Mio. Euro stellte das BMWK dafür im laufenden Jahr zur Verfügung.

Doch mit diesem Erfolgsmodell könnte künftig Schluss sein, fürchtet Dipl.-Ing. Rainer Salomon, Geschäftsführer der FOSTA – Forschungsvereinigung Stahlanwendung e. V.: „Im Koalitionsvertrag heißt es zwar, dass die Forschungsvereinigungen gestärkt und weiterentwickelt werden sollen. Ende Juni haben wir jedoch auf ‚kaltem Weg‘ davon erfahren, dass das BMWK das bestehende Förderprogramm in der jetzigen Form beenden will. Was derzeit hinter verschlossenen Türen ausgearbeitet wird, ist völlig unklar. Auf Anfrage wurde uns lediglich mitgeteilt, dass zurzeit eine Neuordnung des Programms in Vorbereitung sei.“ Sie soll bereits zum 1. Januar 2023 in Kraft treten. Dazu Jerzembeck: „Zu keinem Zeitpunkt wurden die Forschungsvereinigungen in den Entscheidungsprozess einbezogen. Wir sind besorgt, dass damit ein über Jahrzehnte gewachsenes Forschungsnetz quasi im politischen Handstreich ohne Not zerstört wird.“

„Ein innovativer Mittelstand ist für die nachhaltige Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ein entscheidendes Asset, gerade bei den Themen Ressourceneffizienz, Klima und Energie, Mobilität und Digitalisierung“, sagt Jerzembeck. Investitionen in die Innovationskraft zu reduzieren, sei angesichts der aktuellen wirtschaftspolitischen Herausforderungen nicht der richtige Weg: „Der Staat investiert bereits jetzt zu wenig Mittel in die mittelstandsorientierte Branchenforschung“, so Jerzembeck. Deren Relevanz unterstreicht die DVS-Präsidentin Dipl.-Betriebsw. Susanne Szczesny-Oßing: „Wir leben von der Technologieführerschaft, die durch Forschung praxisnah sichergestellt sein muss. Mit gut 25 Mrd. Euro Umsatz ist die Branche europaweit führend.“ Insgesamt 429.000 Beschäftigte sind derzeit in ihrer Branche tätig.

„Die Forschungsprojekte, an denen wir derzeit in der FOSTA arbeiten, sind zukunftsweisend, beispielsweise im Bereich der Brennstoffzelle, der E-Mobilität oder der Offshore-Windenergiesysteme“, bestätigt Salomon. Zu diesem Ergebnis kommt auch die im Auftrag des heutigen BMWK im Jahre 2021 vorgelegte Evaluierung der IGF-Forschungsprojekte. Dort heißt es: „Primäre Zielgruppe des Förderprogramms sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die aufgrund ihrer geringen Größe zumeist nicht in der Lage sind, Forschungsaufträge an externen Forschungsstellen zu finanzieren oder eigene Forschungsabteilungen zu unterhalten. Die IGF bietet ihnen Zugang zu neuesten Erkenntnissen für die Weiterentwicklung von Produkten, Verfahren und Dienstleistungen – wichtige Voraussetzungen für den Erhalt und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der KMU.“ Sie leisten darüber hinaus einen essenziellen Beitrag zur Förderung des Forschungsnachwuchs: Jährlich mehr als 600 Ingenieure gehen aus den Forschungsprojekten hervor: „Nachwuchs, der in der Industrie händeringend gesucht wird“, so Salomon.

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 12
  • Jahr: 2022
  • Autoren: Redaktion

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