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Paolo Gabrielli, Senior Scientist an der ETH Zürich, Interview: Corinna Herbst
Die chemische Industrie ist für 5 % der globalen CO2- Emissionen verantwortlich. Angesichts der weit verbreiteten Verwendung kohlenstoffreicher Rohstoffe steht die Dekarbonisierung der Industrie jedoch vor großen Herausforderungen.
In seinem 2022 veröffentlichten sechsten Sachstandsbericht nennt das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), also der Weltklimarat, die Abscheidung und Nutzung von Kohlenstoff erstmalig als geeignete Lösung zur Eindämmung des Klimawandels. Mehrere Zukunftsszenarien für eine Netto-Null-Chemieindustrie bis zum Jahr 2050 zeigen, dass zwischen 10 und 30 % der Nachfrage des produktgebundenen Kohlenstoffs aus der Nutzung von CO2 stammen werden.
… zu kennen ist selbstverständlich unmöglich. Die Gegenwart ist das einzige, was wir sicher und einigermaßen bewusst erleben. Das Vergangene ist nicht mehr, unsere lückenhafte, je nach Temperament bittere oder auch verklärte Erinnerung an frühere Zeiten durchaus anzuzweifeln, und die Zukunft ist noch nicht da. Jede Prognose – das jedenfalls hat die Vergangenheit immer wieder und gerade in den letzten Jahren brutal gezeigt – kann durch Unvorhergesehenes kurzerhand widerlegt werden. Dennoch wagt die Autorin nach bestem Wissen und Gewissen einen Blick nach vorne.
Die Herstellung von Chemikalien und Folgeprodukten ist heute in hohem Maße von der Nutzung fossilen Kohlenstoffs abhängig. Industrielle Prozesse benötigen Kohlenstoffhaltige Rohstoffe, um Prozessenergie für vielfältige Prozesse bereitzustellen und um den eingebetteten Kohlenstoff (in der Molekularstruktur gebundener Kohlenstoff) als Ausgangsmaterial für eine Vielzahl an Chemiebausteinen für z. B. Polymere oder Reinigungsmittel zu nutzen.