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Freitag, 12 März 2021 10:59

Atmosphärendruckplasma dekontaminiert Hölzer

von Dr.- Ing. Sven Gerullis
Geschätzte Lesezeit: 7 - 14 Minuten

Der Vorteil der Dekontamination von mit chlororganischen Bioziden belasteten Holzoberflächen mittels Plasma liegt in der Vermeidung des Einsatzes von Lösungsmitteln, einem vollkommen trockenen Prozess und der Vermeidung mechanischer Beschädigungen.

1 Einleitung

Abb. 1: Fotografie des APPJ „T-Spot“Abb. 1: Fotografie des APPJ „T-Spot“In diesem Zusammenhang bestand das Hauptziel der hier durchgeführten Untersuchungen in der Entwicklung eines Verfahrens zum Abbau von chlororganischen Schutzmitteln aus Holzoberflächen mittels Atmosphärendruckplasma. Für eine Abreicherung wurde ein Plasmajet genutzt und dieser mäanderförmig über die kontaminierten Holzoberflächen geführt. Zur Charakterisierung des Behandlungseffektes wurden Temperaturmessungen durchgeführt und der Cl-Gehalt mittels Röntgenfluoreszenzanalyse bestimmt. Die Untersuchungen zeigten, dass eine Entfernung von Holzschutzmitteln aus der Holzoberfläche mit diesem Verfahren generell möglich ist, um effektiv zu sein aber eine bestimmte Materialtemperatur erreicht werden sollte. Durch die Wahl geeigneter Prozessparameter waren Dekontaminationsgrade an der Oberfläche von mehr als 90 % möglich.

Chlororganische Biozide wie DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan), Lindan und PCP (Pentachlorphenol) wurden über Jahrzehnte weltweit in sehr hohen Mengen zur Insekten- und Pilzbekämpfung sowie vorbeugendem Material- (Holz, Textilien, Leder) und Pflanzenschutz eingesetzt. Als Holzschutzmittel wurden in der BRD und der DDR vor allem Kombinationen von DDT und Lindan, PCP und Lindan sowie PCP und DDT verwendet. Die Produktion als auch die kommerzielle Nutzung dieser Wirkstoffe wurden in Deutschland Ende der 1980er Jahre eingestellt. In Untersuchungen an kontaminierten Hölzern zeigte sich dennoch auch heute noch, dass die Biozide in behandelten Hölzern in teils sehr hohen Gehalten vorhanden sind. Problematisch hierbei ist, dass DDT und PCP zur Migration aus dem Holzinneren auf die Oberfläche neigen, wo sie kristallin und an Staub gebunden vorliegen. Dies kann zum einen zu ästhetischen Nachteilen, nicht zuletzt aber auch zu gesundheitlichen Risiken durch Kontakt mit der Raumluft führen [1]. Häufig ist aufgrund zu hoher Holzschutzmittelbelastungen der Raumluft Handlungs- oder Sanierungsbedarf notwendig.

Prinzipiell bestehende Möglichkeiten der Dekontamination sind

  • Entfernung und Entsorgung der belasteten Hölzer
  • Entfernung der Biozide aus dem Holz bzw. von den Holzoberflächen
  • Fixierung/Versiegelung der Biozide in den Hölzern und Verhinderung ihrer Freisetzung.

Hölzer in Baukonstruktionen können gesäubert und mit speziellen Anstrichstoffen versiegelt, die Biozide somit maskiert werden. Gleiches lässt sich auch durch Versiegelungen mit Folien erreichen. Diese Optionen sind in vielen Fällen jedoch unerwünscht, da die Hölzer in Wohn- und Arbeitsräumen sichtbar sein sollen [2].

Die einfachsten und meist genutzten mechanischen Verfahren bewirken eine Entfernung kristalliner Ausblühungen, staubförmiger Ablagerungen und Aufnahme mittels Staubsauger. Hierzu zählen auch Strahl- und Trockeneisstrahlverfahren. Hierbei kommt es jedoch leicht zu teilweiser Verschleppung auf den Oberflächen und Einarbeitung von Bioziden in die Holzstruktur. Zudem ist wegen der Freisetzung von Stäuben eine ausreichende arbeitsschutz-technische Absicherung der ausführenden Personen notwendig [3]. Weitere häufig genutzte Verfahren zur Dekontamination von Holzoberflächen sind das Vakuum-Waschverfahren (nicht abrasiv, in der Regel Wirkstoffabreicherung 50–70% aus wenigen Millimetern Tiefe [4, 5]), thermische Verfahren (Entfernen flüchtiger Biozide durch erwärmte Luft oder Mikrowellen, eher auf leicht flüchtige Biozide beschränkt [2]) oder die Laser-Ablation (gezielte Laser-Absorption von dunklen Staubpartikeln, Entfernung der oberflächennahen Kontaminationsschicht [6]).

Im Rahmen eigener Arbeiten wurden Plasmasysteme, genauer Atmosphärendruckplasmajets (APPJ) zur Dekontamination biozidbelasteter Hölzer eingesetzt. Die plasmachemische Oxidation von Kohlenwasserstoffen unter Entstehung flüchtiger Reaktionsprodukte (z. B. CO, HCHO) ist bereits bei Umgebungsbedingungen effektiv, wobei Alkene und Aromaten am leichtesten zerstört werden [7]. Durch den hochenergetischen Anteil und energiereiche UV-Strahlung von Plasmen ist die Zerstörung jeglicher chemischer Bindungen gegeben, also auch C-Cl- und C-F-Bindungen [8, 9]. Bei den in eigenen Arbeiten genutzten APPJs kommt noch ein thermischer Effekt hinzu, der ebenfalls im Rahmen dieser Publikation beschrieben und diskutiert werden soll.

Abb. 2: Fotografie des APPJ „T-Spot“ und Probentisch mit Holzsubstrat (links);  schematische Darstellung der mäanderförmigen Bewegung (schwarze Linie) des Probentisches  während der Plasmabehandlung, braune Fläche symbolisiert Position des Holzprüflings Abb. 2: Fotografie des APPJ „T-Spot“ und Probentisch mit Holzsubstrat (links); schematische Darstellung der mäanderförmigen Bewegung (schwarze Linie) des Probentisches während der Plasmabehandlung, braune Fläche symbolisiert Position des Holzprüflings

2 Material und Methoden

Als Modellholz für die Dekontamination wurde Buche verwendet. Buche ist in ausreichender Tiefe und homogen imprägnierbar und weist keine störenden Holzinhaltsstoffe auf. In den Versuchen wurden Buchenkanteln mit den Abmessungen 400 × 80 × 20 mm3 verwendet.

DDT als auch PCP wurden als isopropanolische Lösung mit dem Spatel auf die Modellprüfkörper aufgebracht. Hierbei wurden Mengen von 1000 mg DDT/kg Holz und 1500 mg PCP/kg Holz verwendet. Die Masse des Holzes wurde auf die ersten 3 mm der jeweiligen Kantel bezogen.

Für die Dekontamination wurde das APPJ-System „T-Spot“ der Fa. Tigres GmbH verwendet. Eine Darstellung des APPJs befindest sich in Abbildung 1. Im Gerät erfolgt eine elektrische Entladung zwischen einer zentrisch angeordneten Hochleistungselektrode aus Keramik und der als Gegenelektrode dienenden Düse. Der einstellbare Leistungsbereich liegt zwischen 230–500 W, für die hier vorgestellten Untersuchungen wurden 230 W und 400 W verwendet. Im Labor wurde die Holzoberfläche für eine Dekontamination mit dem Plasma mäanderförmig abgefahren, wobei das Material relativ zur Austrittsöffnung des Plasmas mittel x-y-Positioniersystem bewegt wurde. Eine schematische Darstellung des Verfahrweges befindet sich in Abbildung 2. Zusätzlich wurde der Plasmajet mit einem Zylinder aus Aluminium umhüllt, über den entstehende Abbauprodukte oder gasförmige Holzschutzmittel abgesaugt werden können. 

Folgende Tabelle (Tab. 1) liefert einen Überblick zu den genutzten Prozessparametern.

Tab. 1: Zusammenstellung der untersuchten Parameterfelder
Parameter Einstellbereich
Leistung 230, 400 W
Substratgeschwindigkeit 50–500 mm/s
Anzahl Behandlungsdurchläufe 1–10
Abstand Plasma zu Substrat 10 mm
Holzschutzmittel PCP, DDT

Bei der Dekontamination der Holzoberfläche von PCP und DDT ist eine ausgeprägte Temperaturabhängigkeit zu erwarten. Um Behandlungseffekte (Holzschutzmittelabreicherung) in Korrelation zur erreichten Oberflächentemperatur zu bringen, wurden entsprechende Temperaturmessungen während der Plasmabehandlung durchge- durchgeführt. Die Temperaturmessungen während der T-Spot-Behandlung wurden mit Hilfe eines K-Type Thermoelements unmittelbar auf und 1 mm unterhalb der Holzoberfläche durchgeführt. Hierfür wurden Bohrungen in die lange Seite des Prüfkörpers gemacht und der Draht des Thermoelements dort platziert.

Die Bestimmung des Dekontaminationseffektes wurde mittels mobiler Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) durchgeführt. Hierbei wurde die Intensität des Cl-Signals als Bewertungsgrundlage für die Dekontamination herangezogen.

3 Ergebnisse und Diskussion

3.1 Temperaturmessungen

In jedem Fall muss die Bildung unerwünschter Verfärbungen oder anderer Schäden an den Holzoberflächen vermieden werden, was durch die Auswahl geeigneter Pro- zessparameter möglich war. Während der Behandlung wurden die, wie beispielhaft in Abbildung 3 dargestellten, Temperatur-Zeit-Profile mit einem K-Type-Thermoelement aufgenommen. 

Tab. 2: Ergebnisse der Dekontaminationsversuche von DDT-belasteten Holzprüfkörpern, Tab. 2: Ergebnisse der Dekontaminationsversuche von DDT-belasteten Holzprüfkörpern, Cl-Abbau in Abhängigkeit von den verwendeten Prozessparametern

Verfahr- geschwindigkeit [mm/s]

Anzahl Durchläufe

Tmax [°C] Oberfläche

Tmax [°C] 1 mm unterhalb Oberfläche

Behandlungszeit gesamt [s] Cl-Abbau [%]
300 2 75 40 140 21
300 4 85 50 280 35
300 10 130 60 700 73
100 1 130 80 165 80
100 2 170 95 345 95
100 3 180 100 510 98

Beispielhaft wird in dieser Abbildung der Temperaturverlauf unmittelbar an der Holzoberfläche bei einer Plasmaleistung von 400 W dargestellt. Zudem sind die rot eingekreisten Bereiche zu betrachten, welche die Maximal- temperatur des jeweiligen Behandlungsdurchlaufs (DL) hervorheben. Verglichen werden im Diagramm weiterhin zwei unterschiedliche Verfahrgeschwindigkeiten von 100 mm/s und 300 mm/s, wobei bei den langsameren Geschwindigkeiten (v = 100 mm/s, 1 Durchlauf: Tmax = 130 °C) deutlich höhere Temperaturen als bei schnellen Geschwindigkeiten (v = 300 mm/s, 1 Durchlauf: Tmax = 70 °C) erreicht werden. Hierbei sei erwähnt, dass es sich dabei um eine äußerst kurzzeitige Temperaturexposition handelt und keine optische Schädigung des Materials hervorruft. Für die weitere Auswertung wurden die Maximaltemperaturen betrachtet, die im jeweiligen Durchlauf erreicht wurden.

 

 Abb. 3: Temperatur in Abhängigkeit der Zeit während der Plasmabehandlung; die Maximaltemperaturen des jeweiligen Behandlungsdurchlaufs (DL) werden in roten Kreisen hervorgehobenAbb. 3: Temperatur in Abhängigkeit der Zeit während der Plasmabehandlung; die Maximaltemperaturen des jeweiligen Behandlungsdurchlaufs (DL) werden in roten Kreisen hervorgehoben

 Abb. 4: Maximale Temperatur (Tmax) in Abhängigkeit  der Anzahl an Behandlungsdurchläufen (DL) für die  Substratgeschwindigkeit 50, 100, 200 und 300 mm/sAbb. 4: Maximale Temperatur (Tmax) in Abhängigkeit der Anzahl an Behandlungsdurchläufen (DL) für die Substratgeschwindigkeit 50, 100, 200 und 300 mm/s

 

Abbildung 4 zeigt die Abhängigkeit der Temperatur von der Substratgeschwindigkeit bei einer Plasmaleistung von 230 W. Mit Zunahme der Substratgeschwindigkeit sinkt die maximale Oberflächentemperatur. Durch die Wahl geringer Substratgeschwindigkeiten (z. B. 50 mm/s) kann es durchaus zur Schädigung des Materials durch das Erreichen zu hoher Temperaturen kommen.

In Abbildung 5 wird weiterhin die Abhängigkeit der erreichten Temperatur vom Messpunkt (Nähe zur behandelten Oberfläche) gezeigt. Es wird deutlich, dass die Temperaturen unmittelbar an der Oberfläche deutlich höher sind, als die Temperaturen unterhalb (1 mm) der Sub- stratoberfläche. Bei einem stark temperaturabhängigen Prozess ist daher davon auszugehen, dass der Dekontaminationseffekt in den oberen Holzbereichen am stärksten sein wird. Insgesamt bot die Wahl der Substratgeschwindigkeit, der Anzahl an Behandlungsdurchläufen, aber auch der Plasmaleistung die effektivste Möglichkeit zur Regulierung der Substrattemperatur.

3.2 Dekontamination

Abb. 5: Maximale Temperatur (Tmax) in Abhängigkeit  der Anzahl an Behandlungsdurchläufen (DL) für die  Substratgeschwindigkeit 100 mm/s und 300 mm/s,  Variation der Messposition im Material: direkt an oder  1 mm unterhalb der OberflächeAbb. 5: Maximale Temperatur (Tmax) in Abhängigkeit der Anzahl an Behandlungsdurchläufen (DL) für die Substratgeschwindigkeit 100 mm/s und 300 mm/s, Variation der Messposition im Material: direkt an oder 1 mm unterhalb der OberflächeZiel der Untersuchungen war es, die Cl-Abbaurate in Abhängigkeit verschiedener Plasmaprozessparameter zu bestimmen. Betrachtet wurden vor allem der Einfluss der Verfahr-/Tischgeschwindigkeit und der Anzahl an Behandlungsdurchläufen. Beide Prozessparameter beeinflussen zudem die Oberflächentemperatur während der Behandlung. Die Plasmaleistung wurde konstant auf einen Wert von 400 W gehalten. Der Dekontaminationseffekt wurde mittels RFA analysiert, wobei die Intensität des Cl-Signals als Grundlage zur Auswertung dieses Effektes genutzt wurde. Eine Verringerung der Intensität dieses Cl-Signals beschreibt dabei einen Abbau chlorhaltiger Holzschutzmittel. Eine Auswahl der Ergebnisse wird in Tabelle 2 gezeigt.

Zunächst wurden hohe Behandlungsgeschwindigkeiten von 300 mm/s gewählt. Werden 2 DL angewendet kann lediglich ein geringer Behandlungseffekt festgestellt werden (Cl-Abbau ca. 21 %). Auch mit der Erhöhung der DL auf 4 war ein Cl-Abbau wenig stark ausgeprägt (ca. 35 %). Werden 10 aufeinanderfolgende DL verwendet zeigt sich ein deutlicher Behandlungseffekt und ein Cl-Abbau von ca. 73 %. 10 DL mit Behandlungszeit von insgesamt ca. 10 min auf der betrachteten Fläche erscheint für eine Anwendung allerdings sehr lang und wenig praktikabel.

Wird die Verfahrgeschwindigkeit des Substrats auf 100 mm/s reduziert, kann bereits nach 1 DL einer deutlicher Cl-Abbau von etwa 80 % erreicht werden. Werden 2 DL angewendet ergibt sich eine weitere Steigerung und ein Cl-Abbau von 93 %.

Die Behandlungszeit zwischen den Parametern 2 DL bei 300 mm/s (140 s) und 1 DL 100 mm/s (165 s) sind in etwa vergleichbar, dennoch wird ein deutlich unterschiedlicher Cl-Abbau erreicht. Somit ist die Behandlungszeit bzw. die Plasma/Holz-Interaktionszeit nicht der alleinige Ein- flussfaktor. Vielmehr scheint die Temperatur der Oberfläche und tieferer Holzregionen während der Plasmabehandlung ein entscheidender Einflussfaktor zu sein. So wurden bei 2 DL mit 300 mm/s lediglich 85 °C an der Oberfläche gemessen, 1 DL mit 100 mm/s hingegen erzeugten Temperaturen von bis zu 130 °C. Ein deutlicher Effekt konnte mit der Verfahrgeschwindigkeit von 300 mm/s erst nach 10 sukzessiven DL festgestellt werden, wobei dieses Regime zu Oberflächentemperaturen von 130 °C führte. Zudem werden bei 100 mm/s 1 mm Unterhalb der Oberfläche bereits nach 1 DL Temperaturen von ca. 80 °C erreicht, im 300 mm/s Regime werden 80 °C erst nach 10 DL erreicht.

Die Effekte der Plasmabehandlung und die Abhängigkeit von der Verfahrgeschwindigkeit lassen sich prinzipiell auf die PCP-beladenen Hölzer übertragen. Anders als bei DDT konnte aber bereits nach 4 DL bei 300 mm/s und damit bei geringeren Temperaturen ein deutlicher Cl-Abbau (ca. 81 %) beobachtet werden. Eine Begründung für diesen Effekt könnte in den unterschiedlichen Dampfdrücken zwischen DDT und PCP liegen. Der Dampfdruck von DDT beträgt 0,025 mPa (20 °C) [10] und der Dampfdruck von PCP liegt deutlich höher bei 8 mPa (20 °C) [11]. PCP lässt sich durch Temperatureinwirkung entsprechend einfacher in die Dampfphase überführen.

Um einen hohen Cl-Abbau bei geringer/anwendungsorientierter Behandlungszeit (hohe Abbaurate) zu erreichen, sollte bereits im 1 DL eine hohe Oberflächentemperatur erreicht werden. Dies wurde in den Versuchen lediglich durch die Anwendung von 100 mm/s Verfahrgeschwindigkeit erreicht. Es sei allerdings darauf hingewiesen, dass die gemessenen Cl-Werte auf den Holzoberflächen stark unterschiedlich sein können. Somit sollten die Absolutwerte für Cl-Abbau als Trend verstanden werden (Tab. 3).

Tab. 3: Ergebnisse der Dekontaminationsversuche von PCP-belasteten Holzprüfkörpern, Cl-Abbau in Abhängigkeit von den verwendeten Prozessparametern

Verfahr- geschwindigkeit [mm/s]

Anzahl Durchläufe

Tmax [°C] Oberfläche

Tmax [°C] 1 mm unterhalb Oberfläche

Behandlungszeit gesamt [s] Cl-Abbau [%]
300 2 80 40 140 48
300 4 100 50 280 81
100 1 130 80 165 85
100 2 170 95 345 92

4 Zusammenfassung und Ausblick

Im Rahmen der vorgestellten Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass eine Verringerung der Holzschutzmittelbeladung von Buche-Modellprüfkörpern durch eine APPJ-Behandlung generell möglich ist. Zur Herstellung der Prüfkörper wurden Buchenkanteln gezielt mit den chlororganischen Bioziden DDT und PCP kontaminiert.

Bei der Dekontamination der Holzoberfläche von PCP und DDT mittels Plasma war eine ausgeprägte Temperaturabhängigkeit zu erwarten. Während der Behandlung wurden deshalb Temperaturkurven aufgenommen. Hierbei zeigte sich, dass vor allem die Plasmaleistung, die Verfahrgeschwindigkeit und die Anzahl der Behandlungsdurchläufe die Materialtemperaturen beeinflussen. Dies macht die soeben genannten Prozessparameter zu wichtigen Faktoren für die angestrebte Dekontamination. Weiterhin konnte beobachtet werden, dass der Tempera- tureintrag primär in den obersten Millimetern des Materials stattfindet, die Kerntemperatur wurde durch die Plasmabehandlung lediglich geringfügig beeinflusst.

Die Holzschutzmittelabreicherung bzw. die Verringerung des Cl-Signals in Folge einer Plasmabehandlung konnte mit der mobilen Röntgenfluoreszenzanalyse nachgewiesen werden. Wie vermutet zeigte sich eine starke Temperaturabhängigkeit, sodass bei zu geringen Oberflächentemperaturen lediglich ein geringer Dekontaminationseffekt erreicht werden konnte. Wurden hingegen Parameter, die in höhere Oberflächentemperaturen resultieren, gewählt, so konnte selbst in kurzer Zeit ein Dekontaminationsgrad um mehr als 90 % erzielt werden. Eine Temperaturabhängigkeit spiegelt sich zudem in den verwendeten Holzschutzmitteln wieder. PCP war in den Versuchen bereits bei niedrigeren Temperaturen besser aus dem Holz entfernbar als DDT, was möglicherweise auf den deutlich höheren Dampfdruck des PCP zurückzuführen ist.

In fortführenden Untersuchungen werden die beim Behandlungsprozess entstehenden gasförmigen Holzschutzmittel-Abbauprodukte aufgenommen und analysiert, um die mechanistische Wirkungsweise des Dekontamina- tionsprozesses mittels Plasma eingehender zu verstehen. Weiterhin sind zukünftig Versuche an realen, verbauten Objekten vorgesehen. Zusätzlich soll der Effekt einer Versiegelung im Anschluss an den Dekontaminationsprozess geprüft werden.

Danksagung

Ein Teil der hier vorgestellten Arbeiten wurde durch das BMWi als IGF-Vorhaben mir der Nr. 20309BR gefördert.

DIE AUTOREN

Dr.- Ing. Sven Gerullis

studierte Werkstofftechnik an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena. Er promovierte auf dem Gebiet der Atmosphärendruck- plasmabehandlung und Beschichtung von Holzoberflächen. Seit 2016 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter und seit Ende 2020 Leiter im Forschungsbereich Oberflächentechnik bei INNOVENT e.V.

INNOVENT e.V., Jena Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 

Dr. rer. nat. Martin Fischer

studierte Chemie und Lebensmittelchemie an der Technischen Universität Dresden. Er promovierte auf dem Gebiet der Zellulose­chemie. Zunächst war er an der Universität für Boden­kultur (BOKU) in Wien tätig. Seit 2005 ist Fischer am Institut für Holz­technologie Dresden gGmbH (IHD) als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt. Er arbeitet in den Bereichen Holzchemie, -vergütung, -imprägnierung, Minimierung der Emissionen an VOC und Holzschutzmitteln.

Institut für Holztechnologie Dresden Dresden

Literatur

[1] Aehlig, K.; Fischer. M.: Aktueller Stand und Probleme bei der Bewertung von Kontaminationen mit den Holzschutzmittelwirkstoffen PCP, DDT und Lindan sowie neue Möglichkeiten der Dekontaminierung/Minimierung des Emissionspotentials, Holzschutztagung Leipzig, 2010
[2] Unger, A.: Decontamination and Deconsolidation of Historical Wood Preservatives, Journal of Cultural Heritage, 13S, 2012, 196–202
[3] Krebs, T.; Lang, L.: Sicherer Umgang mit belastetem Sammlungsgut, in: Zalewski, 2014, 216
[4] Winkler, k.; Föckel, A.; Unger, A.: Das Vakuumwaschverfahren – Dekontamination belasteter Hölzer im Einbauzustand, Restauro, 108, 5, 2002, 339–343
[5] Wörle, M. et al.: Evaluation of decontamination methods of pesticide contaminated wooden objects in museum collections: efficiency of the treatments and influence of the wooden structure, Journal of Cultural Heritage, 13, 2012, 209–215
[6] Jelen, E.; Widemann, G.; Püschner, K.: Decontamination of biocide loaded wooden art treasures, Poster abstract, 6th International Congress on Lasers in the Conservation of Artworks, Vienna, 21–25 September 2005, Book of Abstracts, Poster P64
[7] Trompeter F.-J.: Barrierenentladungen zum Abbau von Schadstoffen in motorischen Verbrennungsabgasen, Dissertation, 2001
[8] Francke, K.P.; Miessner, H.; Rudolph, R.: Plasmacatalytic processes for environmental problems, Catalysis Today, 59, 2000, 411–416
[9] Wang, T.C. et al.: Evaluation of the Potential of Pentachlorophenol Degradation in Soil by Pulsed Corona Discharge Plasma from Soil Characteristics, Environ. Sci. Technol., 44, 8, 2010, 3105–3110
[10] Dichlordiphenyltrichlorethan, in: https://www.chemie.de/lexikon/DDT.html, Abruf: 08.01.2021
[11] Pentachlorphenol, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Pentachlorphenol,  Abruf: 08.01.2021

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 2
  • Jahr: 2021
  • Autoren: Dr.- Ing. Sven Gerullis; Dr. rer. nat. Martin Fischer

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