Schwefelsaure Glanzzinnelektrolyte werden meist bei 15–20 °C betrieben. Da viele Probleme erst ab 30 °C sichtbar werden, verzichten manche Galvaniken auf eine Kühlung oder legen sie zu schwach aus. Je nach Zusatz können einige Elektrolyttypen mit der Zeit empfindlicher auf hohe Temperaturen reagieren. Außerdem wird oft die Wärmeentwicklung unterschätzt, besonders bei Bädern mit einem größeren Volumen. Hierbei spielen aber nicht das Badvolumen sondern die Oberfläche pro Liter, die Stromdichte und der Durchsatz eine wesentliche Rolle.
In Ihrem Fall scheint ein Temperaturproblem eher eine untergeordnete Rolle zu spielen, sonst ließe sich das Problem nicht ohne weiteres im Labor reproduzieren.
Glanzzusätze müssen stets richtig dosiert werden – Vorsicht ist geboten
Die matte Abscheidung kann durch einen Mangel an Glanzzusätzen entstehen. Hierbei ist aber Vorsicht geboten. Bereits bei einer geringen Überdosierung kann es zu Porenbildung im hohen Stromdichtebereich kommen. Bei einem sehr hohen Gehalt an Glanzzusatz kann dies zu einer stufigen Abscheidung und/oder dunklen Ringen um Bohrungen und/oder vollständigen Inhibition der Zinnabscheidung führen.
Sollte ein Mangel vorliegen, kann die optimale Dosierung mittels Winkelkathode herausgefunden werden. Der ermittelte Wert sollte aber nicht vollständig, sondern in zwei oder drei Dosierzyklen, ergänzt werden.
Ein Mangel an Glanzzusätzen zeigt sich oft auch durch eine verschleierte oder milchige, matte Abscheidung über den gesamten Stromdichtebereich.
Der Mangel an Hilfsglanzbildnern ist eine weitere mögliche Ursache für den von Ihnen beschriebenen Effekt. Dies lässt sich ebenfalls leicht mit einer Winkelkathode prüfen und korrigieren.
Chloridverunreinigung: Ein großes Problem im Zinnelektrolyten
Ein großes Problem bei schwefelsauren Zinnelektrolyten ist die Verunreinigung durch Chlorid. Diese kann durch die Vorbehandlung eingeschleppt werden, etwa durch Beizen oder Dekapierungen, die Salz- statt Schwefelsäure beinhalten. Deshalb ist bei entsprechenden Zinnanlagen auf chloridhaltige Chemikalien zu verzichten.
Beim Ansatz oder Ergänzung von Beizen kann es dennoch passieren, dass versehentlich mit Salzsäure gearbeitet wird. Eine weitere, wenn auch eher unwahrscheinlichere Quelle für die Einschleppung von Chlorid ist entsprechend verunreinigtes Spülwasser.
Bis ca. 300 mg/L kann eine Korrektur von Glanzzusatz durchgeführt werden. Dies geschieht i. d. R. in kleinen Schritten. Verunreinigungen von mehr als 300 mg/L kann man nicht mehr kompensieren. Hier ist ein Neuansatz oder zumindest ein Teilansatz notwendig.