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Dienstag, 14 September 2021 09:10

Im Gegenteil - Forschende Frauen

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Zu den aufregenden Entwicklungen der Wissenschaft gehört ein Verfahren, das auf den komplizierten Namen CRISPR-Cas9 hört. Die letzten vier Namensteile erfassen ein Enzym, das Erbmaterial punktgenau ausschneiden kann, und die großen Buchstaben bezeichnen Eigenschaften von Genen, mit denen Cas9 den Ort findet, an dem es ansetzen kann.

Da das abgetrennte Gen zudem durch ein anderes ersetzt werden kann, besteht mit der CRISPR-Technik die Möglichkeit, das Erbgut zu manipulieren, aber solche Aussichten waren noch nicht zu erkennen, als sich die Forschung erstmals mit dem CRISPR System beschäftigte. Sie tat dies seit den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts, und zwar zuerst nur mit Bakterien. Man wollte wissen, wie sich diese Winzlinge gegen Viren wehren, wobei im kommerziellen Hintergrund die Fragen lauteten, wie man Joghurt haltbarer machen kann, wozu es Bakterien braucht und man deren Zerstören durch Viren vermeiden wollte. Wie sich herausstellte, können das die Bakterien selbst, da die Natur sie mit dem CRISPR-Cas9 genannten molekularen Apparat ausgestattet hat, was im Jahre 2012 erstmals beschrieben wurde, und zwar durch zwei Frauen, die dafür den Nobelpreis bekommen und sofort gesehen haben, dass das, was in Bakterien funktioniert, auch menschlichen Zellen gelingen könnte.

Das Erfolgsduo besteht aus der Amerikanerin Jennifer Doudna und der Französin Emmanuelle Charpentier. In diesen Tagen ist eine erste Biographie von Jennifer Doudna unter dem Titel „The Code Breaker“ erschienen, dessen Autor Walter Isaacson im Untertitel „die Zukunft der menschlichen Rasse“ anspricht. Hier soll es um das Gegenteil gehen, nämlich um die Vergangenheit eines Menschen, also von Jennifer Doudna, die in dem erwähnten Buch davon erzählt, wie sie als Schülerin das Buch „Die Doppelhelix“ geschenkt bekommen hat, in dem der Nobelpreisträger James Watson erzählt, wie es gelungen ist, die Struktur des Erbmaterials in Form der berühmten Doppelhelix zu ersinnen. Unter den vielen Forschern, die damals an diesem Thema arbeiteten, gab es nur eine Forscherin nämlich Rosalind Franklin, die Watson etwas machohaft darstellt, was ihm den Vorwurf eingehandelt hat, er würde Frauen vom Forschen fernhalten wollen. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Als Jennifer Doudna nämlich Watsons Buch las, kam ihr der Gedanke, „dass auch Frauen große Forscher“ werden können. Sie müssten sich nur mutig zu Wort melden. Das hat sie getan.

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 9
  • Jahr: 2021
  • Autoren: Ernst Peter Fischer

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