Diese Seite drucken
Montag, 11 Oktober 2021 13:26

Im Gegenteil - Gesellschaft und Klima

von
Geschätzte Lesezeit: 1 - 2 Minuten

In der Ausgabe der Zeitschrift „Nature“ (25. März 2021) findet sich ein Aufsatz, der eine historische Analyse von Reaktionen auf vergangene Formen des Klimawandels bietet und dafür die Begriffskombination „History of Climate and Society“ (HCS) vorschlägt, also eine Geschichte des Klimas und der Gesellschaft.

Die Autoren beiderlei Geschlechts des Artikels kommen aus den USA, aus England, aus der Schweiz, aus Polen, aus China und aus Deutschland und betonen die Bedeutung lokaler Effekte für die Geschichte, die sich bei dem interdisziplinären Vorhaben zeigen, an dem Archäologen ebenso teilhaben wie Geographen, Historiker, Paläoklimatologen und Vertreter weiterer Disziplinen. Der Beitrag geht über die gewohnten Katastrophenszenarien hinaus und zeigt, dass gesellschaftliche Reaktionen auf einen spürbaren Klimawandel auch das Gegenteil bewirken und adaptiv sein können, um nicht nur das Überleben von betroffenen Populationen sicherzustellen, sondern sogar ihr Aufblühen zu ermöglichen.

Die HCS Autoren raten der Gegenwart zu einer Kombination aus vernünftigem Bewahren und mutigem Verändern. Sowohl Kontinuität als auch Flexibilität sind gefragt, was zwei Anmerkungen erlaubt. Zum einen ist daran zu erinnern, dass die Entwicklung des menschlichen – und zuletzt wissenschaftlich betriebenen – Denkens allgemein durch den Wechsel von einer starren Statik (göttliche Schöpfung) zu einer adaptiven Dynamik (evolutionäres Werden) charakterisiert werden kann. Und zum zweiten hat sich im Rahmen der Wissenschaft eine Idee als tragfähig erwiesen, die das Prinzip der Dynamik auf das Erkennen anwendet und besagt, dass es zu jeder Aktion eine Reaktion und jedem Stück ein Gegenstück gibt und ein objektiver Gegenstand (!) erst dann von einem subjektiven Gegenüber (!) verstanden worden ist, wenn in der Deutung zwei komplementäre Aspekte um Aufmerksamkeit kämpfen.

Einseitigkeit läuft ins Leere, und das Eigentliche steckt stets in der Spannung zwischen zwei Polen, die man Plus und Minus oder weiblich und männlich nennen kann und die sowohl das Denken als auch das Leben in Gang halten. Das Bewahren und das Verändern, das Erreichte und das Erwünschte – beide Bildungen gilt es zu berücksichtigen, wenn man für eine nachhaltige Welt tätig werden will. Vielleicht kann man aus HCS eine Geschichte der Menschheit werden lassen, eine History of People – was man HOPE abkürzen könnte. Was haben wir sonst?

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 10
  • Jahr: 2021
  • Autoren: Ernst Peter Fischer

Ähnliche Artikel