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Samstag, 13 November 2021 08:00

Organ-Chips statt Tierversuche:

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Schematische Darstellung der subretinalen Injektion unter die Netzhaut und in den in vitro Organ-Chip Schematische Darstellung der subretinalen Injektion unter die Netzhaut und in den in vitro Organ-Chip

Genetische Augenerkrankungen haben meist eine Störung der Netzhaut zur Folge und führen in vielen Fällen zu erheblichen Einschränkungen der Sehfähigkeit bis hin zur Erblindung.

Forschende des NMI Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Instituts in Reutlingen, der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen und Boehringer Ingelheim veröffentlichten kürzlich Ergebnisse aus einer Studie zur Testung von Träger-Viren für Gentherapien in einem menschlichen Retina-on-Chip-System in „Stem Cell Reports“. Mit diesem neuartigen System lassen sich künftige Gentherapien für Netzhauterkrankungen besser entwickeln.

Die speziell hergestellten therapeutischen Viren werden bei der Behandlung mit einer feinen Nadel ins Auge injiziert. Die injizierten Viren erzeugen allerdings keine Erkrankung, sondern transportieren genetisches Material in die Zellen des Auges. Die Funktionsweise ist ähnlich der durch die COVID 19-Pandemie bekannt gewordenen mRNA-Impfstoffe – das genetische Material beschreibt einen Bauplan, der die Zellen am Injektionsort dazu bringt, ein bestimmtes Protein zu produzieren, das bei der jeweiligen Krankheit im Auge fehlt. Auf diese Weise kann die fehlende Funktion des Proteins im Patienten bzw. Patientin wiederhergestellt werden.

Um die Viren zu den krankhaften Zellen zu transportieren, stehen aktuell zwei Behandlungsmethoden zur Verfügung: die sogenannte intravitreale Injektion, bei der die Viren in den Glaskörper des Auges injiziert werden und die subretinale Injektion, bei der die Viren direkt unter die äußerste Grenzschicht der Netzhaut gespritzt werden. Die Entwicklung neuer therapeutischer Viren ist nicht zuletzt auch deshalb langwierig und kostspielig, weil es an geeigneten nicht-klinischen Modellen mangelt, die eine Vorhersagekraft für das menschliche Auge haben.

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