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Mittwoch, 18 Mai 2022 12:00

Wie machen Sie aus einem Mitarbeiter einen Macher?

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Geschätzte Lesezeit: 3 - 5 Minuten

Das Thema Unternehmensnachfolge ist durchaus komplex: Die Leitung des eigenen Unternehmens soll zum passenden Preis in die Hände eines geeigneten Nachfolgers oder einer Nachfolgerin gelegt werden. Wie also am besten vorgehen?

Diese Frage stellte mir unlängst eine verzweifelte Unternehmerin – später bat sie mich: „Machen Sie doch mal eine Podcastfolge daraus.“ Sie hatte ihr Rentenantrittsalter lange überschritten und endlich einen Nachfolger gefunden. Einen sehr jungen Mitarbeiter, der schon lange überlegt hatte, das kleine Tanzstudio zu übernehmen.

Aber nicht nur Tanzschulinhaberinnen kämpfen mit der Herausforderung der Nachfolge. Auch in der Galvanobranche gibt es sehr viele kleine eigentümergeführte Unternehmen mit 5 bis 20 Mitarbeitenden, die mit dem schwierigen Thema ringen.

Die naheliegende Lösung

Sie finden innerhalb der Familie keinen Nachfolger, keine Nachfolgerin – oder wollen familiäre Zwistigkeiten umschiffen. Darum: Wieso in die Ferne schweifen, wenn das Naheliegende eine Lösung sein könnte? Doch die Idee, im eigenen Unternehmen einen geeigneten Kandidaten zu finden, wird erst mal als abwegig abgetan. Ist man einmal darüber hinweg, kommen einem als Unternehmer oder Unternehmerin tausend Fragen: „Wer will meine Firma haben?“, „Was ist sie jetzt wert?“, „Mein Lebenswerk weitergeben – wie kann das überhaupt funktionieren?“ und „Wie erkenne ich einen passenden Nachfolger?“ Für Mitarbeitende kann die Übernahme des Unternehmens durchwegs eine erstrebenswerte berufliche Perspektive sein – und für Unternehmer und Unternehmerinnen eine gute Lösung.

Welche Vorteile hat ein Employee Buy-out (EBO)?

So heißt übrigens die betriebsinterne Nachfolge, wenn Angestellte Anteile am Unternehmen ganz oder teilweise kaufen und die Führung übernehmen.

  • Nachfolgende aus dem Unternehmen kennen die Firma oft sehr gut
  • Sie haben Erfahrung in der Branche
  • Sie haben gute Kontakte zur Belegschaft, zu Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern
  • Sie kennen die bisherigen Unternehmens-Strategien
  • Sie kennen die Probleme und auch die blinden Flecken des Eigentümers
  • Sie haben einen objektiveren Blick auf die Entwicklungsmöglichkeiten der Firma
  • Es besteht schon ein Grundvertrauen zwischen dem künftigen Ex-Unternehmer und dem Nachfolgenden
  • Der Übergabeprozess kann langfristig geplant werden
  • Familiäre Zwistigkeiten und Meinungsverschiedenheiten fallen weg
Aber Vorsicht. Auch hier gibt es Fallen, in die man ganz schnell hineintappen kann. In der Praxis ist die Finanzierung durch den Nachfolgenden die größte Herausforderung. Denn egal, wer letztlich die Firma übernehmen und führen wird: Zwei Aspekte sind wichtig. Erstens: Eine Analyse der aktuellen unternehmerischen Situation ist das A und O. Zweitens: Eine detaillierte Planung der Übergabe ist unbedingt erforderlich.

Die Inhaberin der Tanzschule ist hier schon ein paar Schritte weiter. Sie hat ihren Nachfolger bereits gefunden. Ganz anders sieht es mitten im Prozess aus. Jetzt soll ganz schnell ein Konzept her, wie die Übergabe funktionieren kann. Und hier scheiden sich die Geister. Vor allem, wenn der Mitarbeiter der Wahl scheinbar so gar nicht die Züge eines „Machers“ hat, sondern noch als Angestellter denkt und agiert.

Was Führungsvermögen ausmacht

Um andere Personen zu leiten, sind bestimmte Fähigkeiten und Eigenschaften notwendig: Menschenliebe, Einfühlungsvermögen, Ehrlichkeit, Fähigkeit zur Motivation, Sinn für das Allgemeinwohl, Konflikt- und Entscheidungsfähigkeit, Loyalität, Menschenkenntnis, Integrität.

Denn die Königsdisziplin von Manager:innen, von Unternehmer:innen ist es, leistungsstarke und innovative Teams zusammenstellen, sie zu fördern, sie zu motivieren und zu beflügeln. Und ihnen die Gelegenheit zu geben, zusammenzuwachsen, durchzustarten und sensationelle Ergebnisse zu liefern.

Aber was bedeutet es nun, wenn der nächste Karriere- schritt lautet: Chef?

Reicht es zur Nachfolge aus, wenn zum Beispiel Ihr Galvaniseurmeister die chemischen Rezepturen kennt? Die richtige Spannung und die Verweildauer in den Bädern? Die Lieferanten? Hier sind bereits gute Grundlagen gelegt.

In der Tätigkeitsbeschreibung steht außerdem: „Sie führen kaufmännische Aufgaben durch, leiten Mitarbeitende an und sind auch für die betriebliche Ausbildung verantwortlich.“

Neben dem fachlichen Wissen sind also auch eine gute Portion Managementerfahrung, betriebswirtschaftliches Know-how und vor allem die Fähigkeit, ein Team zu führen, wichtig.

Hier einige konkrete Vorschläge, was die Weiterbildung vom Mitarbeiter zum Chef beinhalten sollte:

  • Zuhören lernen: um Menschen zu verstehen, um zwischen den Worten zu lesen, um zu erfahren, was das Gegenüber in Wahrheit sagen will.
  • Aufmerksamkeit trainieren: gute Mitarbeiter sind heute in Unternehmen nicht selbstverständlich und werden durch ein gutes Betriebsklima und Wertschätzung seitens der Führungsebene langfristig in der Firma gehalten.
  • Offen für neue Ideen werden: Gute Impulse kommen aus der Belegschaft. Sie zu nutzen und für Wandel und Veränderungen offen zu sein macht einen guten Chef aus.
  • Sich zum Vorbild entwickeln: Dies bedeutet: An der eigenen Persönlichkeit arbeiten, reflektieren und ehrlich zu sich sein. Hier geht es darum, jeden Tag eine bessere Version seiner selbst zu werden.
 

Fazit

Es lohnt sich auf alle Fälle die Unternehmensnachfolge langfristig zu planen, eine Übernahme durch einen Angestellten zu durchdenken und entsprechend vorzubereiten. Coaching und Weiterbildung in Richtung Führungskräfteentwicklung zahlen sich aus, um etwaige fehlende Kompetenzen aufzubauen. Denn Ziel ist, die Produktivität und die Gewinne langfristig zu halten und zu steigern.

 

 

ZUR PERSON

Manuela Schmied-Wolfsbauer absolvierte ihr Masterstudium zur Sozialmanagerin an der Donau-Universität Krems und war seit ihren 20igern mit unterschiedlichen Führungsaufgaben betraut. Vor ihrer Selbstständigkeit als Managementcoach arbeitete sie für Firma UTIKAL Automation GmbH & Co. KG als Prokuristin und kaufmännische Leiterin.

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