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Freitag, 05 August 2022 12:00

»Unsere Recyclingunternehmen machen einen guten Job«

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Geschätzte Lesezeit: 2 - 4 Minuten
Jörg H. Schäfer Jörg H. Schäfer

Das Projekt OptiMet soll unter anderem neue Erkenntnisse für Recyclingprozesse gewinnen. Mit am Projekt beteiligt ist auch der Aluminiumverband, der verschiedene Vorschläge eingebracht hat. Jörg H. Schäfer erklärt – und kritisiert – OptiMet im Interview.

„Galvanotechnik“: Herr Schäfer, worum geht es beim Projekt OptiMet?

Jörg H. Schäfer: Das Projekt befasst sich mit der Ressourceneffizienzsteigerung in der Metallindustrie in Hinblick auf die Substitution von Primärrohstoffen. Dabei liegt ein Fokus auf der Untersuchung der Möglichkeiten eines legierungsspezifischen Recyclings von Stahl-, Aluminium-, Kupfer- und Zinkschrotten. Hier soll die Untersuchung verschiedener Schrottfraktionen vor bzw. nach innovativen Sortier- und Separier-Prozessen neue Erkenntnisse liefern. Zu den Bewertungsmaßstäben gehören die Einsparpotenziale bei Rohstoffen und Treibhausgasemissionen sowie die Kostenstruktur für die Herstellung von Legierungen aus Rezyklaten. OptiMet steht in diesem Zusammenhang also für Optimierung von RecyclingStoffströmen von Metallen. Das Projekt ist eine Initiative des Bundesumweltamts und wird von ihm gefördert.

Das Projekt befasst sich mit der Ressourceneffizienzsteigerung in der Metallindustrie in Hinblick auf die Substitution von Primärrohstoffen

Wie kam OptiMet zustande?

Vom Grundsatz her geht es darum, die Rohstoffversorgung von Deutschland – einem Land, mit wenigen eigenen Rohstoffquellen – angesichts des zunehmenden Bedarfs an Metallen für Schlüsselsektoren wie die Energie-, Verkehrs-, Produktions- und Kommunikationsbranche zu sichern. Dabei sollte gelten, die Kreislaufwirtschaft zukünftig so auszurichten, dass der Anteil zugesetzter primärer Rohstoffe wie z. B. Aluminium und seine Legierungselemente optimiert wird. Eine Optimierung kann beispielsweise auf Basis der Weiterentwicklung von Sammel- und Sortiertechniken erfolgen.

Wer hat alles daran mitgearbeitet bzw. arbeitet daran mit?

Wie bei derartigen Projekten des Umweltbundesamtes üblich, wurde hierzu ein Begleitkreis mit Stakeholdern eingerichtet. Dazu gehören Vertreter aus Industrie, Behörden, Wissenschaft, aber auch kritische Stakeholder wie NGOs.

Welche Kriterien hat Ihr Verband eingebracht? Was davon wurde behalten, was nicht berücksichtigt?

Die Forschungsnehmer haben u. a. Definitionen und Kriterien für thermodynamisches, funktionales und ökonomisch höherwertiges Recycling entwickelt. Wir haben dafür geworben, diese neuen Definitionen in einem breiteren Kontext der Nachhaltigkeit zu bewerten und mögliche Zielkonflikte und Synergien auszuloten. Beispiel Thermodynamik: Was ist mit gering metallhaltigen oder komplexen metallhaltigen Abfällen, deren Recycling einen vergleichsweisen hohen Aufwand an Energie erfordert? Gerade an dem Recycling dieser Materialien hat die Politik im Kontext des Megatrends Circular Economy ein besonderes Interesse. Ist es sinnvoll, diese von der Gesellschaft geforderte Zukunftsaufgabe als nicht hochwertiges Recycling zu diskreditieren?

Was sind Ihre Kritikpunkte?

Das Recycling von Metallen ist seit jeher gelebte Praxis. Wir haben hierzu hoch spezialisierte Unternehmen, die gerade in Deutschland ständig in moderne Technologien investieren, Kapazitäten aufbauen und einen guten Job machen. Eine mehrfache Kreislaufführung von Hauptmetall und Legierungselementen durch gezielte Nutzung in neuen Legierungen nach Qualitätsstandards und hoher Marktnachfrage kann dabei legierungsspezifisch, aber auch im sogenannten „Open Loop“ erfolgen. Gerade das ist die Stärke der Metallindustrie. Aus hochwertigen Bauprofilen können nach erfolgter Trennung der Schrotte z. B. wieder Bauprofile, aber auch alternativ hochwertige Legierungen für den Motorenbau erzeugt werden, die ganz spezifische Qualitätsanforderungen benötigen. Daher ist es unangemessen, den Status-Quo des Recyclings in der Metallindustrie schlecht zu reden, vor allem im Vergleich zu anderen nichtmetallischen Werkstoffen. Dahin gehend war eine Hauptforderung, den Fokus auf zukünftige Optimierungspotenziale zu legen. Schließlich wollen wir uns weiterentwickeln – im Sinne der Rohstoffversorgung und im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. Das bedeutet aber nicht, dass unser derzeitiger Beitrag an der Rohstoffversorgung bzw. einer nachhaltigen Entwicklung schlecht ist. Im Gegenteil.

ZUR PERSON

Jörg H. Schäfer
studierte an der Universität Stuttgart Metallkunde und an der University of West-London (Brunel) Metallurgie. Der Diplom-Ingenieur ist seit 1995 mit einem Jahr Unterbrechung im Aluminiumverband im Bereich Nachhaltigkeit und Recycling in unterschiedlichen Positionen tätig. Das eine Jahr arbeitete er am Flämischen Forschungszentrum in Mol für das Flämische Wirtschaftsministerium im Bereich „Integrierte Umweltwissenschaften“.

 

ZUR INFO

Daten und Fakten zum Aluminiumrecycling:

In Deutschland werden mehr als 3,2 Mio. Tonnen Aluminium pro Jahr recycelt. Im Fachverband Aluminiumrecycling arbeiten rund 25 Recyclingunternehmen mit, die Aluminiumschrotte aber auch Salzschlacke und Krätzen aufbereiten und recyceln. Eine Tonne recyceltes Aluminium spart mehr als 6 Tonnen CO2 (europäischer Durchschnitt) verglichen mit der Gewinnung von einer Tonne Primäraluminium.

 

Das Interview führte Heinz Käsinger

 

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 7
  • Jahr: 2022
  • Autoren: Heinz Käsinger

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