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Montag, 17 Oktober 2022 11:59

Home Office und nuuu?? - Was eine Führungskraft wissen sollte, wenn Home Office zum Thema wird

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Geschätzte Lesezeit: 2 - 4 Minuten
(Foto: Adobe Stock) (Foto: Adobe Stock)

Bei einem Bewerbungsgespräch fragte ich eine Kandidatin, wieso sie nach kurzer Zeit den Job bei einem sehr bekannten, namhaften deutschen Unternehmen so schnell wieder an den Nagel gehängt hat.

Die junge Dame antwortete: weil bei ihr Corona-bedingt vom ersten Tag an Home Office angesagt war. Ihr Vorgesetzter stand kaum für die Einschulung zur Verfügung. Bei Fragen zuckte er lediglich mit den Schultern, wenn es um klare Ansagen zu einem Projekt gehen sollte. Andere aus der Kollegenschaft wussten auch nicht wirklich Bescheid. Sie kannte kaum die anderen im Team. Offensichtlich waren ihrem Vorgesetzten die notwendigen Voraussetzungen nicht ganz klar, wie die Führung eines Teams in Home Office gut funktionieren kann.

Home Office in einer Galvanik?!?

Mir ist bewusst, dass im Produktionsbereich einer Galvanik dies schwierig bis unmöglich ist. Ein Home Office Arbeitsplatz kann dann funktionieren, wenn Arbeitsprozesse digitalisiert und automatisiert sind. Dann können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch tageweise im Home Office sein. Beispielsweise ist dies bei der Abwicklung von Telefonterminen, bei der Auftragsabwicklung, der Buchhaltung, dem Rechnungsversand, bei Besprechungen, im Vertrieb und beim Marketing sehr wohl möglich.

Ein Home Office Arbeitsplatz kann dann funktionieren, wenn Arbeitsprozesse digitalisiert und automatisiert sind

„Da kann ich mir ja die (nervigen) Leute ein bisschen vom Leib halten“ denkt sich jetzt vielleicht der eine oder die andere …

Bitte dies ganz schnell wieder vergessen: Ganz im Gegenteil! Als Führungskraft brauchen Sie neben guter Planung und klarer Kommunikation viel mehr Sensibilität, um Ihr Team im Home Office gut zu führen. Denn da heißt es: Ärmel hochkrempeln und mehr anstrengen, um im Home Office die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Team zusammenzuschweißen und an sich zu binden.

Wie kann jetzt ein Team im Home Office geführt werden?

Es sind Verantwortungsbereiche und Spielregeln genau zu klären – jeder muss sich auskennen – sonst geht wertvolle Information flöten und alle im Team sind verunsichert und demotiviert.

Folgende Fragen sind im Vorfeld zu klären und zu definieren:

  • Sind die technischen Voraussetzungen gegeben?
  • Weiß jeder, wie Home Office funktioniert?
  • Sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Nutzung der Online-Tools geschult?
  • Wie schauen die vertraglichen Regelungen zwischen den Beschäftigten und dem Unternehmen aus?
  • Ist der Arbeitsplatz beim Arbeitsnehmer klar definiert und eingerichtet?
  • Wie sieht die Regelung bei Arbeitsunfällen im Home Office aus?
  • Sind die Arbeitsbedingungen klar geregelt?
  • Hat jeder eine schnelle Internetverbindung?
  • Welche Aufgaben sind von wem bis wann zu erledigen?
  • Wie und wo werden Dokumentationen systematisch und einheitlich dokumentiert?
  • Zu welchen (regelmäßigen) Terminen finden persönliche- und online-Meetings statt?
  • Welche Informationen stehen wem zur Verfügung?
  • Ist jedem klar, dass und wie Unternehmensdaten zu schützen sind?
  • Wie werden die Ergebnisse von Meetings dokumentiert?
  • Wann ist die Führungskraft mit einzubeziehen?
  • In welcher Zeitspanne sind die Beschäftigten unbedingt erreichbar?
  • Welche Kommunikationskanäle werden verwendet?
  • Wie kann der persönliche Kontakt zwischen den Kolleginnen und Kollegen gut funktionieren?
  • Wann sind Präsenztage in der Firma geplant?
  • Ist Zeit für den Austausch im Team eingeplant? Dies ist auch über Zoom und Teams möglich.
  • Sind Meetings für den informellen Austausch geplant? Gibt es ein Abteilungscafé oder ein Meetinglounge, um Erfolge zu feiern oder bei einem Geburtstag mit einem Gläschen Sekt anzustoßen?
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Und jetzt stelle ich eine sehr persönliche Frage, der sich jede Führungskraft beim Thema Home Office stellen sollte: wie gehen Sie als Boss mit dem Kontrollverlust um, wenn Sie Ihre Mitarbeitenden nicht die ganze Zeit im Auge haben?

Die Herausforderung für eine Führungskraft besteht dahin, klar zu kommunizieren und klare Ansagen zu machen – kurz, knackig und eindeutig. Und die Spielregeln für Home Office festzulegen und die Einhaltung einzufordern.

Regelmäßiges Feedback ist überlebensnotwendig. Und die Reflektion: was funktioniert, wo müssen Stellschrauben nachjustiert werden.

Fazit:

Die Einführung von Home Office ist für beide Seiten, sowohl für Arbeitsgeber wie für Beschäftigte, eine Win-Win-Situation. Das Um-und-Auf sind glasklare Regeln, definierte Absprachen und die technischen Voraussetzungen samt hinreichender Einschulung. Als Führungskraft geben Sie Ihrem Team eine „Heimat“. Es verwischen zu leicht die Grenzen zwischen Privatem und Beruflichen, dann ist es gut, wenn jemand regelnd eingreift. Sie ordnen die Prioritäten immer wieder. Sie beruhigen und schlichten Konflikte im Team. Ihre Hauptaufgabe als Führungskraft ist es den Überblick zu bewahren, wenn Ihre Beschäftigten im Home Office sind.

 

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ZUR PERSON

Manuela Schmied-Wolfsbauer absolvierte ihr Masterstudium zur Sozialmanagerin an der Donau-Universität Krems und war seit ihren 20igern mit unterschiedlichen Führungsaufgaben betraut. Vor ihrer Selbstständigkeit als Managementcoach arbeitete sie für die Firma UTIKAL Automation GmbH & Co. KG als Prokuristin und kaufmännische Leiterin.

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 10
  • Jahr: 2022
  • Autoren: Manuela Schmied-Wolfsbauer

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