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Freitag, 28 Oktober 2022 11:59

fem – Ein Jahrhundert Spitzenforschung

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Die Veranstaltung war mit rd. 200 Teilnehmern gut besucht Die Veranstaltung war mit rd. 200 Teilnehmern gut besucht

Am 22. September gab es für das fem in Schwäbisch Gmünd gleich zweifachen Grund zum Rückblick. Das Institut feierte sein 100-jähriges Bestehen, zugleich erfolgte der offizielle Stabswechsel bei der Institutsleitung. Nach 28 erfolgreichen Jahren mit Dr. Andreas Zielonka an der Spitze leitet künftig Nachfolger Prof. Holger Kaßner die renommierte Forschungseinrichtung.

Prof. Kaßner (links) betonte die SuperVorarbeit von Vorgänger Dr. ZielonkaProf. Kaßner (links) betonte die SuperVorarbeit von Vorgänger Dr. Zielonka

An einem Herbsttag im Jahr 1922 begann die Geschichte der damaligen Königlichen Fachschule für Edelmetallindustrie. Inzwischen ist das Forschungsinstitut Edelmetalle und Metallchemie (fem) mit fast 100 Mitarbeitern eine international bekannte Institution für viele Technikbereiche – von der Metallkunde und Elektrochemie über die Leichtmetall- und Plasma-Oberflächentechnik bis zur Analytik. Eine Abteilung für Elektrochemische Energiesysteme wurde erst kürzlich gegründet, weil das Institut künftig eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Technologien für die Energiewende spielen soll.

Auf der mit rund 200 geladenen Gästen gut besuchten Veranstaltung wurde zunächst eine Videobotschaft von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann eingespielt. Der brachte das Institut mit dem sprichwörtlichen schwäbischen Tüftlergeist in Zusammenhang. Das fem trage Innovationen aus der Grundlagenforschung in die Industrie und leiste einen wichtigen Beitrag für die Zukunftsfähigkeit von Baden-Württemberg und Deutschland, z. B. mit dem Recycling von Seltenen Erden. Abschließend richtete er noch ein Lob an Dr. Zielonka für fast 30 Jahre am fem. Der Würdigung für Zielonkas Lebensleistung schlossen sich Landes-, Regional- und Stadtpolitiker an. Schwäbisch Gmünds Oberbürgermeister Richard Arnold überreichte Dr. Zielonka eine Metallplastik des Künstlers Dietz als Dank. Weitere Abschiedsgeschenke erhielt der Mann, der seit 1995 die Geschicke der Forschungseinrichtung lenkt (zunächst gemeinsam mit Dr. Hermann Jehn), von den fem-Abteilungsleitern, unter ihnen Dr. Heidi Willing und Dr. Seniz Sörgel. Dann folgte die feierliche Stabübergabe an Zielonka-Nachfolger Prof. Dr. Holger Kaßner in Form eines Dirigentenstocks. Prof. Kaßner war zuletzt Professor für Werkstoffe und Konstruktion an der TU Aschaffenburg und leitete zudem das Steibeis-Transferzentrum Produktentwicklung – Fertigungstechnik – Werkstoffe (PFW). Wichtige Station auf seinem Berufsweg war auch die Lufthansa Technik in Hamburg, wo er über sieben Jahre, u. a. als Head of Engineering, tätig war.

Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Markus Hölzle, Vorstandsmitglied des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung Baden-Württemberg (ZSW) am Standort Ulm. Thema war „Gold, Platin & Wasserstoff: Nobel wird die Welt gerettet“. Prof. Hölzle stellte diverse Zukunftsszenarien mit einer rein elektrischen und einer Zukunft mit Energie aus Strom und Wasserstoff vor. Dabei zeigte sich das gewaltige Potenzial des Wasserstoffs, der verflüssigt und verschifft bzw. durch Pipelines geleitet werden kann. Mit H2 aus Saudi-Arabien wäre jetzt schon ein Kilowattstundenpreis von 66 Cent möglich, rechnete er vor. Wasserstoff wäre damit günstiger als Öl. Für eine Wasserstoffwirtschaft sei aber letztlich ein H2-Netz unentbehrlich, wie er betonte.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann sendete eine VideogrußbotschaftMinisterpräsident Winfried Kretschmann sendete eine Videogrußbotschaft

Dr. Zielonka hat ein Faible für Metallplastiken, wie die Gäste erfuhrenDr. Zielonka hat ein Faible für Metallplastiken, wie die Gäste erfuhren

Auch die Mitarbeiter verabschiedete Dr. Zielonka mit Reden und GeschenkenAuch die Mitarbeiter verabschiedete Dr. Zielonka mit Reden und Geschenken

Zu Gast bei der 100-Jahr-Feier war auch die Europäische Akademie der Oberflächentechnik, die zeitgleich in Schwäbisch Gmünd einen Workshop veranstalteteZu Gast bei der 100-Jahr-Feier war auch die Europäische Akademie der Oberflächentechnik, die zeitgleich in Schwäbisch Gmünd einen Workshop veranstaltete

Prof. Hölzle vom ZSW beschrieb Herausforderungen und Chancen der neuen EnergienProf. Hölzle vom ZSW beschrieb Herausforderungen und Chancen der neuen Energien

Gutes Essen sowie Musik und Tanz rundeten die gelungene Veranstaltung abGutes Essen sowie Musik und Tanz rundeten die gelungene Veranstaltung ab

Prof. Kaßner nannte das fem ein „gutes Basislager“ für die bevorstehenden Veränderungen von Wirtschaft und ForschungslandschaftProf. Kaßner nannte das fem ein „gutes Basislager“ für die bevorstehenden Veränderungen von Wirtschaft und Forschungslandschaft

Dr. Zielonka bei seiner bewegenden AbschiedsredeDr. Zielonka bei seiner bewegenden Abschiedsrede

Schon auf den Oberflächentagen war von „gewaltigen Investitionen“ in die Wasserstoffwirtschaft die Rede. Auch Prof. Hölzle bestätigte dies noch einmal, wies aber auch auf die riesigen Herausforderungen für Forschung, Industrie und Gesellschaft hin, die die Energiewende mit sich bringt. Bevor das Abendprogramm mit Abendessen und Tanz begann, stellte sich der neue Institutsleiter Prof. Kaßner noch mit dem Vortrag „Auf zu neuen Höhen“ den Teilnehmern vor. Er stellte die letzten zweihundert Jahre als Zyklen vor, die in immer kürzeren Abständen zu tiefgreifenden Veränderungen führen. Ihm zufolge stehen wir nun erneut an einem solchen Übergang – die Wissenschaft müsse dabei Basis und Treiber sein, so seine Überzeugung.

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 10
  • Jahr: 2022
  • Autoren: Robert Piterek

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