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Mittwoch, 30 November 2022 10:59

6 Fragen an... Dr. Michael Zöllinger

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Dr. Michael Zöllinger Dr. Michael Zöllinger

Geschäftsführer und Leiter Forschung & Entwicklung bei der Dr.-Ing. Max Schlötter GmbH & Co. KG, Dr. Michael Zöllinger.

Interview: Robert Piterek

Dr. Zöllinger, Ihr Unternehmen feiert in diesem Jahr 110jähriges Jubiläum. Welche Meilensteine gibt es in dieser langen Zeitspanne?

Schlötter wurde 1912 in Leipzig gegründet und zog später in den Berliner Bezirk Adlershof um. 1944 erfolgte kriegsbedingt ein erneuter Umzug nach Geislingen, wo wir seither organisch gewachsen sind. Der Gründer hat das Unternehmen als elektrochemisches Forschungslaboratorium aufgebaut und ihm so seinen Markenkern gegeben. Heute arbeiten allein 45 der 200 Mitarbeiter am Standort in der Forschung und Entwicklung. In den 1960er Jahren folgte die Internationalisierung. Heute sind wir in Irland, England, Schweden, Singapur und China mit Standorten vertreten.

In der Branche ist Schlötter als Elektrolythersteller bekannt ...

Hauptsächlich sind wir in der Elektrolytentwicklung tätig. Aber zu einem ordentlichen Elektrolytsystem gehört auch immer die Anlagentechnik dazu. Die Nachkommen des Gründers haben deshalb schon in den 1950er Jahren damit angefangen, Galvanoanlagen zu bauen. So können wir unseren Kunden inzwischen Komplettlösungen aus einer Hand anbieten.

»Unser Markenkern ist die Forschung und Entwicklung«

Woran forschen Sie aktuell?

Die Galvanotechnik ist eine typische Querschnittsbranche, die in vielen Bereichen tätig ist. Im Elektronikbereich sind aktuell viele neue Oberflächen erforderlich, Kontaktoberflächen für Signal- oder Leistungübertragung etwa. Aber auch Oberflächen zum kathodischen Korrosionsschutz, wie Zink, Zink-Nickel sind nach wie vor ein Feld, wo wir sehr viel Energie hineinstecken. In Bezug auf Kontaktflächen entwickeln wir mit Partnern Prüfstände, auf denen Kontakteigenschaften untersucht werden, etwa Reibung und Tribologie und das bei gleichzeitiger Messung der Leitfähigkeit und der Übergangswiderstände in klimatisierter Umgebung. Bei Zinnoberflächen kann so auch Whiskerbildung untersucht werden. Auch die Wechselwirkung von Wasserstoff mit Oberflächen ist seit 5–6 Jahren ein zentrales Forschungsfeld. Hier geht es neben anderen Themen um neue Oberflächen zur elektrochemischen Herstellung von Wasserstoff und dessen weitere elektrochemische Umsetzungen.

Dabei geht es ja auch um Klimaneutralität und Nachhaltigkeit ...

Ja, genau und das gilt natürlich auch für uns. Es ist für uns eine Herzensangelegenheit, unseren Beitrag dazu zu leisten. Wir wollen bis 2030, 2032 an unserem Standort eine regenerative Energieversorgung realisieren. Aber da sind natürlich auch die Lieferketten gefragt. Rohstoffe müssen ja letztlich auch grün gewonnen werden. Leider haben wir aktuell keine große Auswahl. In den jetzigen Zeiten sind wir froh, wenn wir überhaupt Rohstoffe bekommen.

Wenn wir in die Zukunft schauen: Wo steht Schlötter in einigen Jahren?

Wichtig wird die Erneuerung unserer IT-Infrastruktur, sowohl bei Hard- als auch bei Software. Größtes Projekt ist das neue Entwicklungszentrum, das wir gerade in Geislingen planen und uns so für die zukünftigen Herausforderungen rüsten. Wir sind in privater Hand und wollen das auch bleiben.

Wie können Sie sich gegenüber Marktbegleitern wie MacDermid Enthone behaupten?

Es schlägt nicht der Größere den Kleineren, sondern der Schnellere den Langsameren. Wir besetzen Nischen, wo wir Lösungen anbieten können, ohne uns allzusehr dem Wettbewerb auszusetzen. Das ist auch gar nicht unser Anspruch. Es gibt genügend Aufgaben für uns alle und da bin ich auch sicher, dass wir die richtigen Nischen finden und ausfüllen.

ZUR PERSON

Dr. Michael Zöllinger hat nach dem Realschulabschluss zunächst Chemielaborant gelernt. Er holte das Abitur nach, studierte Chemie und arbeitete dann drei Jahre bei der BASF. Bevor er 2014 zu Schlötter wechselte, war er noch einige Jahre bei einem Schmierstoffhersteller tätig. In Geislingen leitete er anfangs den Bereich Forschung und Entwicklung und ist seit Februar 2021, neben den Eignern der Familie Geldbach, Geschäftsführer.

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 11
  • Jahr: 2022
  • Autoren: Robert Piterek

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