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Montag, 12 Dezember 2022 10:24

Im Gegenteil - Atome und Mystik

von
Geschätzte Lesezeit: 1 - 2 Minuten

Im Juni 1938 hat der Literaturkritiker und Philosoph Walter Benjamin aus Paris einen Brief an seinen jüdischen Freund Gershom Scholem geschrieben, in dem aus dem Buch „Weltbild der Physik“ von Arthur S. Eddington zitiert wird, das 1934 erschienen ist. Eddington geht auf die Einsichten seiner Wissenschaft ein, und es scheint ihm „leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn dass ein Physiker eine Türschwelle durchschreite“, schließlich hat ein „Brett keine feste Substanz“, wie die Quantentheorie der Atome zeigen kann.

Benjamin spürt das Paradoxe der Wissenschaft. Es zeigt sich, dass die Menschen durch die Einsichten der Physik mit einer Wirklichkeit konfrontiert werden, die für sie kaum noch erfahrbar ist. Dies führt sie dazu, sich mit dem Gegenteil von Wissenschaft vertraut zu machen, nämlich mit der Tradition der Mystik. Dies erlaubt in der jüdischen Variante den Gedanken, dass es Geheimnisse in der Welt gibt, die bleiben. Wer sich in ihrem Innersten zurechtfinden möchte, muss damit rechnen, dass wissenschaftliche Erklärungen keine Geheimnisse aufheben – keinen Schleier lüften, der über der Wahrheit liegt –, sondern das Wundersame vertiefen.

Die Welt wird durch die Wissenschaft nicht entzaubert, sondern im Gegenteil verzaubert. Wer das Gewohnte durch ein Geheimnis ablöst, romantisiert die Welt, wie Novalis sagen würde, was den Hinweis erlaubt, dass die historische Ablösung des mystischen Denkens durch die rationale Argumentation dank der Quantentheorie aufgehoben wird und beide Bemühungen von Menschen um Erkenntnis gleichberechtigt werden.

Seit dem Umsturz im Weltbild der Physik leben Menschen in einer komplementären Welt mit dem ihr eigenen Spannungsfeld voller Geheimnisse, aus dem sie ihre Kreativität beziehen können, wie Albert Einstein gemeint hat. Als Eddington in seinem Buch zu erklären versuchte, dass Atome vor allem sub­stanzlos sind, erkannte Einstein das Gegenteil, dass nämlich der leere Raum zwischen ihnen mit physikalischen Wirkungen gefüllt sein muss. Irgendwie ergänzen sich innen und außen in der atomaren Sphäre komplementär, wie es Goethes in einem Rätselgedicht feststellt: „Müsset im Naturbetrachten immer eins wie alles achten. Nichts ist drinnen, nichts ist draußen, denn was innen, das ist außen. So ergreifet ohne Säumnis, heilig öffentlich Geheimnis.“ Mit ihm kommt das traditionell Mystische in die aktuelle Wissenschaft, was sich gut anfühlt. Was will der neugierige Mensch mehr?

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 12
  • Jahr: 2022
  • Autoren: Ernst Peter Fischer

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