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Freitag, 07 April 2023 11:59

Handelsblatt-Jahrestagung Energiegipfel 2023

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Geschätzte Lesezeit: 3 - 5 Minuten
Etwa 500 Teilnehmer diskutierten vom 16. bis 17. Januar 2023 in Berlin über Energiepolitik. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft  und Klimaschutz, betonte, dass ein europäischer Industriestrompreis gebraucht wird Etwa 500 Teilnehmer diskutierten vom 16. bis 17. Januar 2023 in Berlin über Energiepolitik. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, betonte, dass ein europäischer Industriestrompreis gebraucht wird Foto: C. Bäßler

Die bedeutende Energietagung des Handelsblatts in Berlin Mitte Januar offenbart den Stand der Dinge bei der Energiewende. Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck nahm bei der Gelegenheit Stellung zum Weiterbetrieb von Braunkohlekraftwerken sowie zu Wasserstoffnutzung und CO2-Speicherung.

Etwa 500 Teilnehmer diskutierten vom 16. bis 17. Januar 2023 in Berlin über Energiepolitik. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, betonte, dass ein europäischer Industriestrompreis gebraucht wird

Der Bundeswirtschaftsminister eröffnete die Jahrestagung mit der Kernaussage, Energiesicherheit und Klimaschutz zusammenbringen zu müssen. Die Entscheidung, dass Braunkohlekraftwerke nicht abgeschaltet werden, war notwendig aber klimapolitisch eine Sünde, wie er zugab. Mit den LNG-Terminals wird der Braunkohlebedarf abnehmen und das Ziel „80 % Erneuerbare bis 2030“ ist zu schaffen. Dafür wird auch die Wasserstoffproduktion mit gut funktionierender Infrastruktur ausgebaut. Wo und ob Kohlendioxid in Deutschland gespeichert wird, wird demnächst entschieden. Auf jeden Fall wird der grenzüberschreitende Handel mit CO2 ermöglicht.

Umbau der Energiebranche

Ein Umdenken hat in der Öl- und Gasbranche eingesetzt, wie die Ausführungen von Patrick Wendeler, BP Europa zeigten. Wendeler betonte, dass Energie weiterhin stets verfügbar und bezahlbar sein muss. Derzeit werden bei BP neue Wertschöpfungsketten aufgebaut. Eine zentrale Rolle spielt die Wasserstoffproduktion. Biokraftstoffe können kurzfristig angeboten werden, Wasserstoff in großen Mengen aber erst ab 2050. Bis 2030 werden Wasserstoffleitungen von Norwegen nach Deutschland gebaut, um Deutschland mit norwegischem Wasserstoff zu beliefern. Außerdem wird die CCS-Technologie ausgebaut. So wird beispielsweise CO2 aus den Niederlanden bereits in Norwegen verpresst, wie Grete Tveit, Equinor, berichtete.

Andreas Schell, EnBW sieht das Jahr 2022 als ein verlorenes Jahr im Kampf gegen den Klimawandel. In den USA werden Hunderte Milliarden Dollar für nachhaltige Technologien in der Industrie subventioniert, die dem Klimaschutz zu Gute kommen. In Deutschland hingegen wird die Energiewende mit starren Regeln ausgebremst. So beträgt die Planungs- und Umsetzungszeit für einen Windpark 70 lange Monate. Rasmus Errboe, Ørsted, berichtete von der Neuausrichtung des Unternehmens. Ørsted war eine Öl- und Gaskonzern und ist heute Weltmarktführer im Bereich Offshore-Windenergie. Er plädiert für die richtigen Rahmenbedingungen, damit Energieunabhängigkeit, -sicherheit und Dekarbonisierung gelingen können.

Hohe Gewinne der Energiebranche, die durch die Energiekrise zustande kommen, sollen durch die von der Bundesregierung auf den Weg gebrachten Gesetze abgeführt werden. Diese Solidaritätsabgabe wird nicht von allen Unternehmen hingenommen. So klagt der Energiekonzern Exxon Mobil gegen die EU wegen der neuen Steuer.

Mit Teilbetriebsstillegungen oder Ersatzprodukten, bei denen anstelle von Erdgas nun Erdöl verarbeitet wird, sowie drastischen Sparmaßnahmen, hat die Industrie in Deutschland mehr Energie eingespart als die privaten Verbraucher. Ein weitverbreiteter Einsatz von Wärmepumpen soll helfen, Erdgas für die Wärmebereitstellung einzusparen, wofür aber Strom notwendig ist. Und dafür ist der Netzausbau wichtig.

In den letzten Jahren kam der Netzausbau gut voran. Hans-Jürgen Brick, Amprion, betonte, dass die Bevölkerung und alle Beteiligten an einem Strang ziehen müssen. In die Verteilnetze werden Batteriespeicher integriert, um bei starker Auslastung noch sicher funktionierende Netze zu haben. Andrew Mack, Octopus Energy, fordert E-Autos als Speicher nutzen zu dürfen. Dafür müssen jedoch erst noch gesetzliche Regelungen getroffen werden. Eine digitale Infrastruktur mit variablen Strompreisen soll Verbraucher animieren, ihren Strombedarf an die Verfügbarkeit anzupassen.

Der Präsident der Bundesnetzagentur Klaus Müller hob hervor, dass 2022 14 % Gas eingespart und zwei LNG-Terminals an das Gasnetz angeschlossen wurden. Es wird zwar in den nächsten Monaten keine Gasmangellage mehr erwartet, dennoch muss unbedingt weiter Gas gespart werden. Die Energiekrise kann nur mit Investitionen bewältigt werden, wie Anna Borg, Vattenfall, betonte. Die Energieinfrastruktur muss an den größeren Strombedarf angepasst werden. Auch sie betonte, dass die Rahmenbedingungen stimmen müssen und schnelle, effiziente und zuverlässige Genehmigungsverfahren gebraucht werden.

Der Ausbau der erneuerbaren Energie kann nur vorankommen, wenn Genehmigungsverfahren vereinfacht werden. Für Wolfgang Gründinger, Enpal, sind die derzeitigen Hürden bei der Installation von Solaranlagen der Fachkräftemangel, Warenengpässe und die Bürokratie. Christian Meyer, Umweltminister von Niedersachsen, will keine neuen Abhängigkeiten und ist für einen Ausbau der Solarindustrie in Deutschland.

Wasserstoff

Die hohen Energiepreise haben eine Lenkungswirkung und Investitionen rechnen sich eher. Die LNG-Terminals sind so konzipiert, dass sie auch auf Wasserstoff oder andere Energieträger (Ammoniak) umgerüstet werden können. Der Wasserstoffbedarf wird in den nächsten Jahren stetig steigen. So lässt sich mit Wasserstoff beispielsweise die Stahlherstellung dekarbonisieren, wie Henrik Henriksson, H2 green steel, berichtete. Allerdings ist der grüne Stahl in der Herstellung teurer und der Wert muss neu definiert werden. Wasserstoff könne auch für die Erzeugung von Prozesswärme eingesetzt werden, wenn das Preisniveau stimmt, wie Lars Baumgürtel, Zinq Gruppe, sagte. Er appellierte, bereits jetzt die Infrastruktur auszubauen. Auch Katherina Reiche, Westenergie und Nationaler Wasserstoffrat der Bundesregierung, geht davon aus, dass der Wasserstoffbedarf in den nächsten Jahren noch viel höher sein wird als zunächst angenommen. Mit überschüssigem Strom aus Erneuerbaren soll der grüne Wasserstoff hergestellt und über das vorhandene Erdgasnetz verteilt werden.

Der Kongress machte deutlich, dass die derzeitige Energiekrise durch die Abhängigkeit von Gas- und Öllieferungen hervorgerufen wurde. Ein konsequenter Einsatz von erneuerbaren Energiequellen und Energieeinsparungen sind die Chance für den Klimaschutz. Die Energiebranche steckt in einem großen Umbruch. Ganze Geschäftsfelder müssen neu ausgerichtet werden, wofür immense Investitionen notwendig sind. Die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen soll mit einem regulierten europäischen Industriestrompreis erhalten werden.

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 3
  • Jahr: 2023
  • Autoren: C. Bäßler

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