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Freitag, 14 August 2020 07:00

Auf den Punkt gebracht: Digitale Gesundheitsangebote schaffen neue Anwendungen

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Geschätzte Lesezeit: 4 - 7 Minuten
Auf den Punkt gebracht: Digitale Gesundheitsangebote schaffen neue Anwendungen Quelle: Steve Buissinne, Pixabay

Video-Sprechstunden mit dem Arzt, Gesundheits-Apps auf Rezept, elektronische Patientenakte, E-Rezept, Künstliche Intelligenz zur Auswertung von CT oder Röntgenbildern – das sind nur einige Bereiche, die in naher Zukunft ‚live' geschaltet werden. Ab Herbst diesen Jahres können Ärzte in Deutschland erstmals Gesundheits-Apps für das Smartphone verschreiben. Anfang 2021 folgt die Einführung der elektronischen Patientenakte, 2022 wird das E-Rezept zur Pflicht.

Im Rahmen einer Umfrage hat der Branchenverband bitkom Akzeptanz und Meinungen rund um das Thema Digital Health erfragt: 65 % von 1193 befragten Bundesbürgern meinen, dass durch digitale Angebote Patienten aufgeklärter und informierter werden. 63 % glauben das Ärzte und medizinisches Personal entlastet werden und mehr Zeit für Patienten aufbringen können.

Video-Sprechstunden

Die Corona-Pandemie hat das Thema beschleunigt, wie Abbildung 1 zeigt: Jeder Achte (13 %) hat bereits eine Video-Sprechstunde bei einem Arzt oder Therapeuten wahrgenommen. Das trifft auf Frauen (16 %) fast doppelt so häufig zu wie auf Männer (9 %). Wer einmal in der Videosprechstunde war, will wieder hin: So sagen 12 %, auch künftig wieder eine Video-Sprechstunde nutzen zu wollen, nur 1 % will davon absehen. Wenn eine Video-Sprechstunde in Anspruch genommen wird, dann fast ausschließlich beim eigenen, bereits bekannten Arzt (97 %). Der Rest bucht einen Besuch bei einem bislang unbekannten Arzt über eine Online-Plattform. Der Online-Arztbesuch wurde von den Teilnehmern dabei grundsätzlich positiv erlebt: 87 % beurteilen ihre Erfahrung als gut oder sehr gut. Für viele war das Corona-Virus ausschlaggebend, um eine Video-Sprechstunde zu nutzen: So sorgen sich 85 % vor einer Infektion mit Covid-19 in der Arztpraxis (Abb. 2). 41 % haben Angst, sich im Wartezimmer mit einer anderen Krankheit anzustecken. Mehr als jeder Zweite (54 %) gibt als Grund an, möglichst schnell einen ärztlichen Rat erhalten zu wollen, weitere Gründe sind die Vermeidung von Wartezeit (38 %), Bequemlichkeit (35 %) und bei jedem Vierten (26 %): Neugier. Während der Corona-Krise hat sich gezeigt, wie leicht sich bürokratische Vorgaben abbauen lassen: Ärzte und Therapeuten müssen derzeit keinen komplizierten Antrag für Video-Sprechstunden stellen, es genügt eine einfache Information an die zuständige Stelle. Das hat sich in der Praxis bewährt.

 Abb. 1: Video-Sprechstunden Umfrage  – 1005 Personen Juli 2020, 1193 Personen Mai 2020 und 1005 Personen in 2019Abb. 1: Video-Sprechstunden Umfrage – 1005 Personen Juli 2020, 1193 Personen Mai 2020 und 1005 Personen in 2019

 Abb. 2: Aus welchem Grund haben Sie Video-Sprechstunden genutzt?Abb. 2: Aus welchem Grund haben Sie Video-Sprechstunden genutzt?

Auch bei jenen, die bislang nur persönlich in der Praxis vorstellig wurden, herrscht eine große Offenheit für digitale Angebote: Fast jeder Zweite (45 %) kann sich vorstellen, künftig eine Video-Sprechstunde wahrzunehmen. 38 % schließen dies jedoch für sich aus. In dieser Gruppe bevorzugt die Mehrheit ein persönliches Gespräch (84 %) oder hat Sorge vor einer Fehldiagnose (75 %), wenn man sich nur online trifft. Jeder fünfte unter denjenigen, die eine Video-Sprechstunde ablehnen (21 %), verfügt nicht über die notwendigen technischen Voraussetzungen bei sich.

Apps auf Rezept

Ob Diabetes-Tagesbuch, Rückenübungen für zuhause oder Augentraining – die Offenheit für Gesundheits-Apps, die der Arzt verschreibt, ist groß (Abb. 3) Von Herbst 2020 an werden die ersten Apps dieser Art in Deutschland verfügbar sein und von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen. Fast 6 von 10 Befragten (59 %) können sich gut vorstellen, eine solche App zu nutzen. Selbst von den über 65-Jährigen sagt dies fast jeder Zweite (48 %). 4 von 10 Patienten (40 %) wollen ihren Arzt sogar aktiv nach einer App auf Rezept fragen und fast jeder Dritte (30 %) ist der Meinung, dass es künftig Fälle gibt, in denen Apps konventionelle Therapien ersetzen. 

 Abb. 3: Können Sie sich vorstellen, Gesundheits-Apps auf Rezept zu nutzen?Abb. 3: Können Sie sich vorstellen, Gesundheits-Apps auf Rezept zu nutzen?

 Abb. 4: 3 von 4 Smartphone Besitzern nutzen Health Apps (Umfrage Basis 909 Smartphone-Nutzer) Abb. 4: 3 von 4 Smartphone Besitzern nutzen Health Apps (Umfrage Basis 909 Smartphone-Nutzer)

Smartphone-Nutzer sind ohnehin bereits sehr versiert, wenn es um Gesundheits-, Fitness- oder Ernährungs-Apps geht: Drei Viertel (75 %) haben mindestens eine frei verfügbare App installiert, darunter vor allem Apps mit Sportübungen für zuhause (38 %), Apps, die Fitnessdaten wie Schritte oder die Herzfrequenz aufzeichnen (32 %) oder Apps mit Informationen zu Fitness-, Gesundheits- oder Ernährungsthemen (23 %). Die meisten Nutzer profitieren von diesen Apps, indem sie besser über ihren eigenen Gesundheitszustand Bescheid wissen (63 %), sich mehr bewegen (54 %) oder sich gesünder ernähren (47 Prozent). 39 % richten sogar ihr Leben nach ihren per App übermittelten Vitaldaten aus. Dabei wird die Nutzung nicht immer nur positiv erlebt: Fast jeder Fünfte (18 %) gibt an, sich von seinen Health-Apps unter Druck gesetzt zu fühlen (Abb. 4).

Elektronische Patientenakte

Gesundheitsminister Spahn äußerte bei einem Vortrag, dass er als junger Abgeordneter vor 17 Jahren für die elektronische Patientenakte gestimmt habe. Damals glaubte er in 1 Jahr stünde die ePa zur Verfügung. Leider habe man 15 Jahre versucht eine eierlegende Wollmilchsau zu entwickeln. Damit sei jetzt Schluss. Er wolle eine App auf dem Smartphone, für die der Nutzer selbst die Verantwortung trage, an wen die Daten vom Nutzer freigegeben würden. Man strebe eine schnelle Lösung an, die man ggf. nach 1 bis 2 Jahren nachjustieren könne, anstatt nochmal viel Zeit zu vergeuden.

Die elektronische Patientenakte (ePa) kommt zum 1. Januar 2021 und wird aller Voraussicht nach auf großes Interesse stoßen: 73 % würden die ePa nutzen. Besonders wichtig ist denjenigen, die sich eine Nutzung vorstellen können, das Thema Daten: So ist für 64 % essenziell, dass die Datenhoheit beim Versicherten liegt und nur der Patient bestimmt, welcher Arzt welche Daten sehen darf. Fast ebenso viele (63 %) nennen insgesamt Datenschutz und Datensicherheit als wichtigste Themen. Fast jedem Dritten (31 %) ist die Bedienungsfreundlichkeit besonders wichtig, jeder Vierte (24 %) wünscht sich einen mobilen Zugang über das Smartphone. Die elektronische Patientenakte ist das Kernstück der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Mit ihr erhalten die Versicherten einen schnellen Zugriff auf ihre medizinischen Daten, ihre Diagnosen oder ihren Impfpass (Abb. 5). 

 Abb. 5: Elektronische Patientenakte (ePa). Welche 3 Anforderungen sind am wichtigsten? Basis: 868 Befürworter von E-AktenAbb. 5: Elektronische Patientenakte (ePa). Welche 3 Anforderungen sind am wichtigsten? Basis: 868 Befürworter von E-Akten

 Abb. 6: Welchen Aussagen zum Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) stimmen Sie zu? Basis: 1193 PersonenAbb. 6: Welchen Aussagen zum Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) stimmen Sie zu? Basis: 1193 Personen

E-Rezept

Ebenfalls 2021 wird das elektronische Rezept in Deutschland eingeführt, das dann via Smartphone-App in der Apotheke nach Wahl eingelöst werden kann. Zwei Drittel (66 %) können sich die Nutzung vorstellen. Bei den 16- bis 29-Jährigen sind es 70 %, 64 % bei den 30- bis 49-Jährigen, 69 % bei den 50- bis 64-Jährigen und 62 % bei den über 65-Jährigen.

Künstliche Intelligenz

Röntgen- und CT-Bilder auswerten, Tumore identifizieren, Krebstherapien individuell anpassen: Künstliche Intelligenz (KI) verfügt in der Medizin über ein enormes Potenzial. Diese Erkenntnis teilt auch eine steigende Anzahl von Patienten: 44 % sagen, sie würden sich künftig regelmäßig eine Zweitmeinung von einer Künstlichen Intelligenz einholen – 2019 waren es noch 31 %. 45 % meinen sogar, Ärzte sollten grundsätzlich ihre Diagnose von einer KI prüfen lassen (2019: 39 %). Insgesamt sehen viele Menschen die KI vor allem als effektive Unterstützung: 64 % meinen, dass Ärzte mehr Zeit für ihre Patienten haben, wenn Künstliche Intelligenz ihnen einfache Tätigkeiten abnimmt. 58 % sagen, Computerprogramme mit künstlicher Intelligenz analysieren Röntgenbilder schneller als Ärzte und sollten ihnen diese Aufgabe dauerhaft abnehmen. KI kann den Arzt von Routineaufgaben entlasten – und mithilfe von Big Data verbesserte Diagnosen liefern (Abb. 6).

Auf den Punkt gebracht:

  1. Corona hat Digtal Health erheblich beschleunigt. Haben 2019 nur 5 % der Patienten eine Video-Sprechstunde genutzt, hat sich der Wert 15 Monate später im Juli 2020 auf 13 % nahezu verdreifacht.
  2. 91 % würden Freunden oder Familie die Nutzung einer Video-Sprechstunde empfehlen. 80 % möchten, dass das Angebot an Video-Sprechstunden ausgebaut wird.
  3. Eine Gesundheits-App vom Arzt verschrieben würden 59 % nutzen, diese reichen von Fitness-Daten über Sportübungen bis zu Erinnerungen an die Arznei-Einnahme oder Impfungen.
  4. 73 % der Befragten würden eine elektronische Patientenakte nutzen, allerdings unter der Bedingung, dass sie die Daten-Hohheit haben, Datenschutz gewährleistet ist und die Daten in Deutschland gespeichert sind.
  5. Positiv wird der Einsatz der künstlichen Intelligenz (KI) gesehen, vor allem für medizinische Zweitmeinungen, Entlastung der Ärzte von Routine und z. B. zur Auswertung von CT oder Röntgenbildern.

Deutschland liegt im Bereich der Digitalisierung des Gesundheitswesens gegenüber vielen Industrieländern zurück. Zum Beispiel werden Implantat-Register erst jetzt aufgebaut, um Produktfehler schneller feststellen und stoppen zu können. Auch die Vernetzung im Gesundheitswesen mutet noch vorsintflutlich an, wenn man die Anzahl der Faxe sieht, die täglich ausgetauscht werden. Hier bleibt noch viel zu tun. Man kann nur hoffen, dass Gesundheitsminister Jens Spahn noch einige Jahre im Amt bleibt und mit gleichem Drive weitermacht.

Bleiben Sie gesund und munter

Es grüßt Sie herzlich Ihr

Hans-Joachim Friedrichkeit

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  • Ausgabe: 8
  • Jahr: 2020
  • Autoren: H.J. Friedrichkeit

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