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Mittwoch, 13 Mai 2020 15:53

Drei Module, 22 Tage, ein Ziel: Zertifizierung

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Abb. 1: 3D-Montageaufbau mit Eplan Pro Panel Abb. 1: 3D-Montageaufbau mit Eplan Pro Panel

Immer mehr Unternehmen erkennen, dass die gezielte Weiterbildung ihres Fachpersonals ein entscheidender Schlüsselfaktor für das Bestehen im internationalen Wettbewerb ist. Der Softwarehersteller Eplan will seinen Kunden mit dem neuen modul-basierten Ausbildungsprogramm zum Eplan Certified Engineer (ECE) effektivere Qualifizierungsmöglichkeiten bieten. Das ebenfalls neue Qualitätssiegel ‚Eplan Certified Company‘ (ECC) erlaubt es Unternehmen, ihr Know-how im Engineering zusätzlich unter Beweis zu stellen und sich im Markt Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.

In der hart umkämpften, sich ständig weiterentwickelnden Branche der Elektrotechnik, die Elektronikindustrie eingeschlossen, wachsen stetig die Anforderungen an die Produkte und damit an die Entwickler selbst. Immer mehr Unternehmen setzen auf die zielgerichtete persönliche Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter, um in diesem Wettbewerb mithalten zu können.

Vorreiter IPC und FED

Verbände wie der amerikanische Branchenverband IPC und der deutsche Fachverband FED, beide in der Elektronikindustrie tätig, bieten den Unternehmen dafür strukturierte mehrstufige Schulungskonzepte in Modulform an, in denen die Teilnehmer nach und nach Wissen zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten ihres Arbeitsgebietes erwerben. Das erfolgreiche Absolvieren der jeweiligen Weiterbildungsmodule wird ihnen durch ein Zertifikat beurkundet. Im Fachbereich Design können sie sich dann zum Beispiel im Fall des FED Zertifizierter Elektronik-Designer (ZED) mit vier verschiedenen Leveln (ZED I-IV) oder im Fall des IPC Certified IPC Designer (CID) mit zwei unterschiedlichen Leveln (CID bzw. CID+) nennen. CID bedeutet hier Certified Interconnect Designer-basic, also die Grundstufe, CID+ entsprechend advanced, also die fortgeschrittene Stufe [1, 2].

Dem IPC kommt bezüglich der Einführung der CID- bzw. CID+-Kurse in der Elektronikindustrie eine Vorreiterrolle zu, denn er legte die Grundlagen dafür in den USA schon Mitte der 90er Jahre. Der FED als Kooperationspartner des IPC folgte dem Weg des amerikanischen Fachverbandes. Er führte danach in einem ersten Schritt ebenfalls die CID-Ausbildung in den deutschsprachigen Ländern ein, dabei zunächst im Wesentlichen auf Basis der IPC-Standards. Im Jahr 2001 wurde zum ersten Mal in Deutschland die CID-Prüfung in deutscher Sprache nach den Vorschriften des IPC abgelegt. Damals entstand die Grundidee für ein eigenes FED-Designerzertifikat. Der Verband erweiterte das Schulungsprogramm für den CID/CID+ um neue Inhalte, die besonders für den europäischen Raum wichtig sind. Bereits 2002 folgten die ersten Prüfungen zum ZED-Designer. Die Schulungs- und Prüfungsteile des CID+ (Advanced Certified Interconnect Designer) waren hier mit enthalten.

In einer zweiten Etappe bis etwa 2013 entwickelte der FED das Weiterbildungsprogramm des IPC weiter zu einem teilweise eigenen Konzept mit dem vorn genannten vierstufigen ZED-Kurssystem für das Leiterplatten- und Baugruppendesign (ZED I-IV).

Weiterbildungs- und Zertifizierungskonzept von Eplan

Das Konzept der Fachverbände mit einer stufenförmigen personenbezogenen Weiterbildung auf Basis von Modulen mit einer anschließenden Zertifizierungsprüfung in unterschiedlichen Leveln fand auch bei Unternehmen Anklang, zum Beispiel bei der deutschen Firma Eplan und bei dem australisch-amerikanischen Unternehmen Altium. Eplan hat seinen Hauptsitz in Monheim am Rhein. Die Eplan Software & Service GmbH & Co. KG ist Bestandteil der global aktiven Friedhelm Loh Group und entwickelt weltweit führende Softwarelösungen rund um das Engineering in den Bereichen Elektrotechnik, Automatisierung und Mechatronik.

Die Eplan Training Academy bietet bereits seit mehreren Jahren eine professionelle Ausbildung zum Eplan Certified Engineer (ECE) an. Im Gegensatz zum CID des IPC und zum ZED des FED, wo es um die technische Weiterbildung der Designer an sich geht, unabhängig von bestimmter konkreter CAD-Software einzelner Anbieter, hat Eplan sein Zertifizierungskonzept auf die bestmögliche Anwendung seiner eigenen CAD/CAE-Software durch die Kunden ausgerichtet. Bisher haben die Teilnehmer den Ausbildungsstoff zum ECE in einem Block absolviert. Anfang des Jahres wurde eine neue erweiterte Programmstruktur bekannt gegeben. Wie die nachfolgenden Beschreibungen zeigen, ist eine gewisse Grundähnlichkeit in der Herangehensweise mit dem IPC- bzw. FED-System nicht zu verkennen.

Modulares Konzept

Basis der neuen Ausbildungsweise ist die erfolgreiche Absolvierung eines Grundmoduls. Danach können die Teilnehmer seit Beginn des Jahres vertiefende Schwerpunktmodule wählen und so die persönliche Expertise in ihren Arbeitsbereichen ausbauen oder weiterführende Lösungen kennenlernen. Die Weiterbildung wird dadurch sowohl für die Fachleute als auch für ihre Firma noch effektiver. Es werden drei Themenfelder angeboten:

In der Fachrichtung 3D-Schaltschrankbau erhalten die Auszubildenden ein ausführliches Training in der Software Eplan Pro Panel (Abb. 1).

Im Engineering Package liegt der Fokus auf der Produktstrukturierung, einer disziplinübergreifenden Methode zur Strukturierung von Maschinen und Anlagen unter Beachtung der elektrotechnischen Normen.

Im Rahmen des Automation Packages konzentrieren sich die Teilnehmer auf Themen im Bereich SPS und lernen anhand praktischer Bespiele Automatisierungsmöglichkeiten innerhalb der Eplan-Plattform kennen.

Anwender werden mit der Weiterbildungsmaßnahme innerhalb von bis zu 22 Ausbildungstagen mit dem ECE-Prüfsiegel zum Eplan Experten zertifiziert. Das Eplan Certified Engineer-Qualifizierungsprogramm als personenbezogene Ausbildung haben bereits über 500 Anwender weltweit durchlaufen.

Neu: Eplan Certified Company

Auf Nachfrage von Kunden erweiterte Eplan sein Angebot jetzt um ein Zertifikat für Unternehmen [3]. Von dem neuen Qualitätssiegel ‚Eplan Certified Company‘ (ECC) profitieren Firmen und untermauern damit ihre Engineering-Expertise im Umfeld der Eplan Anwendung. „Mit der Zertifizierung zur ‚Eplan Certified Company‘ können sich Unternehmen im Wettbewerb deutlicher abheben“, erklärte Harald Weiß, Leiter der Eplan Training Academy, diesen Schritt.

Wie funktioniert die ECC-Zertifizierung?

Den Start macht ein dreitägiger Workshop mit Key Usern, in dem der Ist-Zustand und das aktuelle Effizienz-Level (eLevel) des Unternehmens ermittelt wird. Dafür ist ein übliches Auftragsprojekt in Eplan auf Basis von Referenzkennzahlen zu bewerten. In den folgenden sechs Monaten werden ungenutzte Potenziale im Sinne der Eplan Experience erarbeitet. Hierzu gehören Workshops zur Projektumgebung oder Produktstrukturierung wie auch die Themen ERP/PDM- oder Fertigungsintegration. Den Schlusspunkt markiert die Optimierung von Workflows in der Automatisierung. Abgestimmt auf die individuellen Konstruktions- und Fertigungsprozesse von Unternehmen unterstützen Consultants von Eplan bei der Standardisierung und Automatisierung entlang der firmeneigenen Wertschöpfungskette. Anschließend erfolgt die Zertifizierung über ein Assessment Board, das sich aus Experten von Eplan und Bereichsverantwortlichen des Kunden zusammensetzt. Um das Prädikat „Eplan Certified Company“ zu erhalten, müssen Unternehmen folgende Kriterien erfüllen:

  • Einsatz aktueller CAE-Software, auf die Workflows angepasst
  • Mindestens ein Mitarbeiter muss die Zertifizierung zum ECE erfolgreich durchlaufen haben
  • Die Arbeitsweise im Engineering wird auf Automatisierungsgrad und Nutzungstiefe der Software geprüft und gesteigert

Um zum ECC-Titel zu kommen, muss also intensiv daraufhin gearbeitet werden. Weitere Informationen dazu erhalten Interessenten unter [3].

Zertifizierung auch bei Altium

In der Elektronikindustrie bietet EDA-Software-Anbieter Altium seit 2013 ebenfalls Trainingskurse für die effektivere Aneignung seiner Softwaretools in der Praxis an. Sie führen bis zum Certified Altium Designer Advanced Level. Nach dem Basiskurs, wo Essentials (Grundlagen) vermittelt werden, kann ein Advanced-Kurs absolviert werden. Beide dauern in der Regel drei Tage [4]. Allerdings kann diese relativ kurze Ausbildung nicht mit der wesentlich längeren Kursdauer verglichen werden, die zum Eplan Certified Engineer (ECE) führt. Trotz allem liegt der Vorteil solcher Weiterbildung darin, dass Fachleute mit entsprechenden Zertifizierungsnachweisen ihre Arbeit im Unternehmen besser ausführen können und zudem wahrscheinlich größere Vorteile im Arbeitsmarkt haben. Der Vorteil der persönlichen Zertifikate von IPC und FED besteht auch darin, dass sie als Ergänzung zur Berufsbezeichnung der betreffenden Person aufgeführt werden können, beispielsweise Dipl.-Ing. (FH), CID+, und damit weitere Hinweise zur Qualifikation geben.

Referenzen

[1] www.ipc.org
[2] www.fed.de/aus-und-weiterbildung/zertifizierter-elektronik-designer
[3] www.eplan.academy
[4] https://resources.altium.com/pcb-design-blog/are-you-altium-designer-certified

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 5
  • Jahr: 2020
  • Autoren: Dr.-Ing. Hartmut Poschmann

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