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Mittwoch, 02 Dezember 2020 13:00

Bericht aus Dresden:Intelligente Nasen und Sensoren – taktil und neuronal vernetzt

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Geschätzte Lesezeit: 8 - 15 Minuten
Zukunfts-Ausstellung von ‚Dresden-Concept‘ auf dem Dresdner Altmarkt Zukunfts-Ausstellung von ‚Dresden-Concept‘ auf dem Dresdner Altmarkt

In einer futuristischen Zukunfts-Ausstellung stellte der Forschungs- und Kulturverbund ‚Dresden-Concept' in einer Freiluft-Stelenschau seine Visionen zur Zukunft dar. Der Autor geht der Frage nach, wie sich die Sensortechnik in Verbindung mit der schnellen Kommunikation und der Verarbeitung der Daten mittels künstlicher Intelligenz in neuronalen (ähnlich dem menschlichen Gehirn funktionierenden) Netzen zukünftig entwickelt und nutzbar wird.

Mit der Frage ,Wie sieht unsere Zukunft aus?' im Hinterkopf gestalteten Wissenschaftler aus dem Verbund Dresdner Forschungs- und Kultureinrichtungen ‚Dresden-Concept' im Oktober eine interessante futuristische Freiluftausstellung. „Klimatische Veränderungen, demografischer Wandel, Pandemien und Megacities sind nur einige der großen Herausforderungen, mit denen unsere Gesellschaft konfrontiert ist“, so die Kuratoren. In der Stelenschau stellten sie aktuelle kooperative Forschungsprojekte und Innovationen Dresdner Wissenschaftler in den Forschungsfeldern Digitalisierung, Mobilität, Werkstoffe der Zukunft sowie Lösungsansätze für gesundes Leben, Kulturgut, Klima und Wasser vor.Optoplasmonischer Sensor für die MilchanalyseOptoplasmonischer Sensor für die Milchanalyse

Schnüffeln wie der Hund

Zurzeit interessiert uns besonders: Wie geht es weiter mit der Pandemie? Kernpunkte sind die Tests. An den Flughäfen von Helsinki und Dubai sind Corona-Spürhunde im Einsatz. Sie sollen Infizierte am Flughafen erschnüffeln. Experten sagen, dass speziell trainierte Spürhunde das Virus mit fast 100-prozentiger Sicherheit riechen, noch bevor bei den Menschen Symptome auftreten. Bekannt ist, dass trainierte Hunde nicht nur Duftspuren von Menschen, von Sprengstoffen oder Drogen verfolgen, sondern auch diverse, durch Bakterien oder Krebszellen verursachte Lungen- oder Darmkrebserkrankungen bereits im Frühstadium erschnüffeln und erkennen können. Selbst untrainierte Hunde erkennen bei ihrem Herrchen eine beginnende Diabetes-Unterzuckerung und warnen durch ungewöhnliche Reaktionen. Sie identifizieren flüchtige organische Verbindungen wie Azeton in der Atemluft oder im ausgeschiedenen Urin. In einer Pilotstudie finnischer Forscher konnten Hunde am Geruch des Urins unterscheiden, wer von Corona infiziert war und das genauso treffsicher wie bei klassischen Covid-19-Tests, sie schnitten teilweise sogar besser ab. An der tierärztlichen Hochschule Hannover wird gemeinsam mit der Bundeswehr-Hundeschule erforscht, ob Assistenzhunde so trainiert werden könnten, dass sie den Beginn der Corona-Infektion erschnüffeln, bevor ernsthafte Symptome auftreten.

Wissenschaftler arbeiten seit langem weltweit daran, den ausgeprägten Geruchsinn der Hunde für den Menschen zu erschließen und mit Sensortechnik nachzubilden. Eine Methode, die für unsere Sinneswahrnehmungen wichtigen mikroskopisch kleinen starren Zellantennen (Zilien) zu analysieren, haben Molekularbiologen vom Dresdner Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik entwickelt, teilte das Institut im Oktober mit.

In einer Tagung ‚Intelligente Nasen' haben 25 Wissenschaftler aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Großbritannien, Israel, Italien und den USA in Dresden die Frage diskutiert, inwieweit es mit technischen Mitteln möglich ist, in der ausgeatmeten Luft einer Person festzustellen, ob eine Covid-19-Erkrankung vorliegt. Forscher der TU Dresden wollen mittels lernfähiger chemischer Sensorik (olfaktorischer Perzeptronik) künstliche Spürnasen entwickeln, die es mit dem empfindlichen Geruchssinn eines Spürhundes aufnehmen können, erläuterte Projektkoordinator Prof. Gianaurelio Cuniberti vom Lehrstuhl Materialwirtschaft und Nanotechnologie. Er betonte: „Das visionäre Konzept einer künstlichen Nase bringt physiologische und psychologische Aspekte der Wahrnehmung mit den jüngsten Entwicklungen in der Elektronik zusammen.“ Künstliche Nasen gibt es zwar schon, aber ein Durchbruch der Wahrnehmungselektronik (Perceptronics) soll in einer konzertierten Anstrengung von Wissenschaft, Technik und Medizin, aufbauend auf den jüngsten Fortschritten in Nanotechnologie und Künstlicher Intelligenz, gelingen. Damit können in Zukunft besonders preiswerte, kleine und schnell urteilende Kunstnasen in der Größe von Computerchips gebaut werden. Denkbar wäre, solche Nasenchips in Smartphones zu integrieren. Dann könnte künftig jeder mit dem Handy verdorbene Lebensmittel, schlechte Luft im Büro oder virendurchseuchte Busse erkennen. Sie könnten aber auch Menschen helfen, die vorübergehend oder dauerhaft ihr Riechvermögen durch eine Erkrankung verloren haben. Die TU Dresden und das sächsische Wirtschaftsministerium haben im August mitgeteilt, dass die Forscher an der Entwicklung eines bioelektronischen Schnellerkennungs-Sensors für SARS-CoV2-Viren im Frühstadium arbeiten.

Mit einer neuen Generation organischer Leuchtdioden (OLED) wollen Dresdner Fraunhofer-Forscher organische Elektronik und organische Sensorik zu Modulen koppeln, die den Bakterienbefall in Milchprodukten rasch erkennen. Im von der europäischen Kommission geförderten Projekt MOLOKO entwickeln Forscher des Fraunhofer-FEP mit Partnern einen optoplasmonischen Sensor, der eine schnelle Vorortanalyse von Qualitäts- und Sicherheitsparametern von Lebensmitteln ermöglichen soll. Das Frühwarnsystem soll künftig helfen, Kosten, Zeit und Produktabfall drastisch zu reduzieren und die Produktion der Lieferkette zu optimieren. Entwickelt wurden für das komplette System vom Fraunhofer-ENAS ein mikrofluidischer Chip, vom Fraunhofer-FEP ein organischer Photodetektor und vom italienischen CNR-ISMN sowie von Plasmore Srl. ein organischer lichtemittierender Transistor (OLET) und der Sensor, ein nanostrukturiertes plasmophotonisches Gitter. Das Prinzip erläuterte Dr. Michael Törker: Das mit Antikörpern beschichtete Gitter wird mit vom Transistor erzeugten Licht bestrahlt und der Photodetektor misst die durch die anhaftenden Moleküle des Untersuchungsstoffes minimal veränderte Brechzahl (Oberflächen-Plasmonenresonanz). „Das Besondere an unserem Chip ist die Wiederverwendbarkeit – wir lösen die Zielmoleküle mit Hilfe eines Regenerationspuffers von den immobilisierten Antikörpern, so dass sich letztere wiederverwenden lassen.“ Mit durchsichtigem und leitfähigem Zinn- und Aluminium-Zink-Oxid integrierten Forscher des Fraunhofer-FEP gemeinsam mit dem DLR-Institut für Hochfrequenztechnik und dem Fraunhofer-ILT Radarantennen, Sensoren und Zusatzelektronik in das Glas von Autoscheinwerfern. Dadurch kann am Auto mehr Sensorik für das automatisierte Fahren, als wie bisher im Kühlergrill, untergebracht werden, das Auto wird selbständiger.

2018 wurde Dr. Bernhard Siegmund mit dem Innovationspreis des Industrieclubs Sachsen e. V. für die im Rahmen seiner Dissertation am TU Dresden-Institut für Angewandte Physik entwickelten, aus organischen Mikrosystemen aufgebauten innovativen Sensoren für Nah-Infrarot-Strahlung (NIR) zum kontaktlosen Bestimmen chemischer Zusammensetzungen, ausgezeichnet. Mit dem Start-up Senorics GmbH gibt es inzwischen eine Ausgründung der TU Dresden, die Mini-Spektrometer aus organischer Elektronik für die Lebensmittelindustrie und Medizintechnik entwickelt. Diese winzig kleinen Geräte bestrahlen Speisen, Getränke oder Kleider mit Licht aus dem NIR Bereich und ermitteln dann aus dem Spektrum der reflektierten Strahlen die chemische Zusammensetzung z. B. eines T-Shirts, einer Biersorte oder eines Apfels. Bisher ließen sich vergleichbare NIR-Messungen nur mit teuren, großen und empfindlichen Spektrometern im Labor realisieren, erläuterte Hannah Szynal. Der entwickelte monolithische Sensor dagegen hat in etwa die Größe einer Briefmarke und ist zudem recht robust gegen äußere Einflüsse, da er ohne bewegliche Teile auskommt. Die Technik ist soweit miniaturisierbar, dass sie in Smartphones integriert werden kann. Die Firma wurde für einen Sensor für die Bierbrauerei mit dem Innovationspreis 2019 ausgezeichnet. In diesem September wurde bekannt, dass Senorics mit dem chinesischen Haushaltsgroßgeräte-Konzern Haier Cosmoplat einen Vertrag zur Ausstattung von Waschmaschinen und Kühlschränken mit ihren organischen Infrarot-Minispektrometern geschlossen hat. Das Unternehmen will ausloten, welche Haushaltsgeräte sich diese Fernanalyse-Chips eignen und dann die Technik in China und Europa auf den Markt bringen. Chinesische Konsumenten sind bekannt dafür, neueste Technologien sehr schnell auszuprobieren und anzunehmen, wenn sie einen Mehrwert für ihren Alltag darin erkennen.

Wegen der starken internationalen Nachfrage nach ihren Präzisions-Wärmebildkameras, Infrarot-Sensoren für die Gasanalyse und anderen Detektionssystemen investiert die InfraTec GmbH Infrarotsensorik und Messtechnik in Dresden erneut, nachdem die Optoelektronik-Fabrik gerade erst erweitert wurde. Geplant ist eine weitere Millioneninvestition in die Sensorfertigung, um die Produktionskapazitäten um ein Drittel zu erhöhen. Aus den in ihren Reinräumen entwickelten und produzierten besonders präzisen Infrarotsensoren fertigt das Unternehmen auch Hightech-Kameras, die in Drohnen oder als Corona-Fiebermessgeräte zum Einsatz kommen, die Solarthermie-Anlagen und Kernfusions-Testreaktoren überwachen, als Nachtsichtgeräte oder für Thermografiegeräte zur Erfassung von Heizenergie-Verlusten an Gebäuden verwendet werden.Infratec GmbH DresdenInfratec GmbH Dresden

Um die weltweiten Berge aus Elektronikschrott abzutragen, entwickelt ein Team um Dr. Richard Gloaguen und Dr. Axel Renno eine neue Abfall-Analysemaschine, teilte das Helmholtz-Institut für Ressourcentechnologie Freiberg mit. Die Maschine wird mittels lernfähigen Multisensor-Kamerasystemen, Künstlicher Intelligenz und zahlreichen Sensoren in die Lage versetzt, in Abfallströmen Metalle, Kunststoffe, Keramiken und Verbundwerkstoffe zu erkennen, damit später andere Maschinen diese Müllflut automatisiert zerlegen. Im Labor wurden schon erste Erfolge erzielt und bis Mitte 2021 wird für den praktischen Test eine Demonstrator-Anlage gebaut.Prof. Gerhard Fettweis TU DresdenProf. Gerhard Fettweis TU Dresden

Der mögliche Aufbau von Sensorik auf Basis von Nanoröhrchen und Nanodrähten wird seit langem erforscht. Bei Gasanalysen wird die Leitfähigkeitsänderung auf den Nanoteilchen genutzt. Für die Flüssigkeitsanalyse wird die Gate-Oberfläche von CNT-FETs mit einer semipermeablen Schicht überzogen, die nur für Ionen einer ganz bestimmten Art durchlässig ist. Wird der FET in die Lösung eingetaucht, wandern diese Ionen zum Gate durch und verschieben dessen elektrisches Potential. Auch die Analyse biologischer Substanzen wird untersucht. Geforscht wird weiterhin an Lab-on-Chips, die Messungen vieler Parameter parallel ermöglichen. Am Karlsruher Institut für Technologie entwickelten Forscher einen kostengünstigen Geruchssensor auf Basis von Nanodrähten. Diese Karlsruher Mikronase (Kamina) soll alltagstauglich sein und mögliche Gefahren wie schwelende Kabel oder verdorbene Lebensmittel früher als ein Mensch erschnuppern. Sie besteht aus einem Sensorchip, auf dem Nanodrähte aus Zinndioxid auf vielen einzelnen Sensoren angebracht sind. Spezifische Signalmuster errechnet der Chip über die Widerstandsänderung in den Einzelsensoren, die wiederum von den Molekülen in der Umgebungsluft abhängig ist. Die Widerstände sind charakteristisch und wiedererkennbar. Wurde das Muster vorher in den Chip eingelernt, kann es der Geruchssensor innerhalb von Sekunden erkennen. Könnte er dann auch Covid-19-Erkrankungen riechen?

Taktil reagieren wie Mensch und Tier

Unverzichtbar für solche hochentwickelte Sensortechnik ist die schnellste Verarbeitung der Daten und die blitzschnelle Weiterleitung an Mensch und Maschine. Das Start-up Hyperspecs aus Berlin gehört zur Premierenklasse für ein neues Inkubatoren-Programm von Samsung in Dresden. Gründer Diwaker Jha und seine Kollegen entwickeln nahe am industriellen Praxiseinsatz an einer Art Netz allsehender Augen, die in Industriebetrieben Unfälle vorausahnen, die Arbeiter vor giftigen Gasen an lecken Leitungen oder vor Stolperfallen warnen. Dafür kombiniert Hyperspecs eine Vielzahl digitaler Kameras mit Künstlicher Intelligenz und vernetzt all dies per neuem Mobilfunkstandard der 5. Generation, da dieser sehr schnell (taktil) auf Sensoreneingaben reagieren kann und in der Lage ist, auch zahlreiche Geräte parallel zueinander zu verwalten. Im Inkubatorsystem bekommt Hyperspecs für sein 5G-Konzept auch technologische Unterstützung durch das 5G-Lab Germany der TU Dresden, eine deutschlandweit führende Forschungseinrichtung für neue Mobilfunkgenerationen.Christian Piechnick und Jan FalkenbergDie Lehrtechnologie von Wandelbots ermöglicht auch Laien, einen Roboter zu lehren und mit dem menschlichen Kollegen zusammenzuarbeiten. Vorgeführt auf dem 13. Silicon Saxony Day 2018 (PLUS 7/2018) von Christian Piechnick und Jan Falkenberg (Hier noch mit Sensor-Jacke, seit Oktober ist ein stiftähnliches Handgerät ‚Trace-Pen‘ auf dem Markt)

Auf der digitalen Fraunhofer-Messe ‚Fraunhofer Solution Days' Ende Oktober war das Fraunhofer-IPMS durch das Fraunhofer-Projektzentrum für Mikroelektronische und Optische Systeme für die Biomedizin und durch die Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland mit den Themenfeldern Gesundheitswirtschaft und Mobilität vertreten. Das IPMS präsentierte produktnahe Technologien für Sensorknoten im LF bis UHF-Bereich mit RFID-Schaltkreisen zur einfachen Integration verschiedenster analoger und digitaler Sensorik sowie die Anwendung des NED-Inchwormaktors für mobile Mikroskopie oder Atemgasanalyse mittels Ionenmobilitätsspektrometrie. Letztere und eine spirometrische ultraschallbasierte Atemluftanalyse durch ein MEMS-basiertes Ultraschallsystem werden im Rahmen des M3-Infekt-Projektes entwickelt. Dieses Fraunhofer-Projekt erstellt ein modulares System zur mobilen Erfassung relevanter Biosignale von bisher nicht intensiv betreuten Patienten, um akute Krankheitsverschlechterungen zu erkennen.

Forscher der TU Dresden haben innovative Modulatoren für 5G entwickelt, die zehnmal schneller reagieren als die bisher modernsten Geräte. „Wir haben ein 5G-Modem gebaut, das die Latenzen auf eine Millisekunde drückt“, informierte Professor Gerhard Fettweis vom Vodafone-Lehrstuhl für mobile Kommunikations-Systeme und einer der Koordinatoren des interdisziplinären 5G-Lab Germany an der TU Dresden. Geplant sei, ein Unternehmen auszugründen, das diese innovative Technik zur Marktreife führt und kommerzialisiert. Gemeinsam mit Praxispartnern richten Forscher der TU Dresden und von Fraunhofer Testfelder in der Lausitz ein, auf denen 5G-vernetzte und hochautomatisierte Agrarwirtschaft in der bäuerlichen Praxis ausprobiert wird. Parallel dazu soll diese Firma die ultraschnellen 5G-Modems weiterentwickeln. Die neue Ein-Millisekunden-Technik ermöglicht ultra-zuverlässige Niedriglatenz-Kommunikation (Ultra Reliable and Low Latency Communication URLLC) und soll ab 2022 den 5G-Standard als Zwischenstufe zum Mobilfunk 6G erweitern, an dem weltweit, auch in Dresden gearbeitet wird. Das ‚Exzellenz-Centrum für taktiles Internet' der TU Dresden hat das Unternehmen ‚Campus Genius' ausgegründet, das nun Campusnetz-Kerne und -Container für Industrie 4.0 entwickelt, vertreibt und betreut. Ursprünglich zu Anschauungszwecken konstruiert, lassen sich ihre mobilen 5G-Sendestationen mit einem speziellen Auto-Anhänger an jeden beliebigen Ort transportieren, um dann dort neueste Automatisierungs- und Robotik-Lösungen längere Zeit zu testen. Bei einem Bäcker in Görlitz, der keine Lehrlinge fand, um in aller Frühe Brötchen zu backen, wurde ein solches mobiles 5G-Netz aufgespannt und darüber Roboter mit der Lehrtechnologie der Wandelbots GmbH als Brötchenbäcker angelernt. Bei Bedarf können diese auch mit menschlichen Kollegen Seite an Seite arbeiten. „So ein Roboter kann 2000 bis 3000 Teiglinge pro Schicht auf den Blechen platzieren und er kommt nie zu spät zur Arbeit oder verduftet zur Raucherpause.“

Die Dresdner Metirionic GmbH (Mitgründer Prof. Bernd Junghans) entwickelt raffinierte Ortungstechniken. Die Software misst den Abstand und den Winkel zwischen zwei oder mehreren Chips aus, die nach dem Zigbee- oder Bluetooth-Standard funken. Dadurch ist eine recht genaue Ortung möglich. In Abgrenzung zu anderen Technologien wie GPS funktioniert die Technik auch innerhalb von Gebäuden und durch viele Wände hindurch auf 20 bis 50 cm genau mit großen Reichweiten bis zu 100 Metern (im freien Gelände bis 5 km). Im Blickpunkt sind die Übertragung auf die nächste Bluetooth-Generation (Integration in Smartphones) oder andere Funkstandards (UWB). Es wird erwogen, die GmbH in eine AG umzuwandeln.

Denken wie ein Mensch

Wissenschaftlern der TU Dresden und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) ist es erstmals gelungen, die Funktionsweise der Neuronen des Gehirns mit Halbleitermaterialien nachzuahmen. Ihre Forschungsergebnisse haben sie im Fachmagazin Nature Electronics veröffentlicht. Ein Ansatz orientiert sich am Gehirn und verbindet Datenverarbeitung mit Datenspeicherung in einem künstlichen Neuron. Als geistige Väter des Neurotransistors gelten Prof. Gianaurelio Cuniberti (Professur für Materialwissenschaft und Nanotechnik an der TU Dresden), sein Dresdner Kollege Prof. Ronald Tetzlaff (Grundlagen der Elektrotechnik) und Prof. Leon Chua von der University of California, der bereits Anfang der 1970er Jahre ähnliche Bauelemente postuliert hatte. Prof. Cuniberti und sein Team zielen dabei weniger auf herkömmliche Problemstellungen ab, denn Computer auf Basis ihrer Chip-Prozessoren sind weniger präzise, würden mathematische Berechnungen eher schätzen als berechnen, aber sie sind intelligenter. Dank ihrer sogenannten Plastizität, die der des menschlichen Gehirns ähnelt, können solche, aus winzigen Nanodraht-Transistoren gebaute ‚neuromorphe' Computer sich im laufenden Betrieb an veränderte Aufgabenstellungen anpassen und auch solche Probleme lösen, für die sie ursprünglich nicht programmiert wurden, hat das Team nachgewiesen. Neuromorphe Rechner werden zum Beispiel für Künstliche Intelligenz, in autonom fahrenden Autos, in der Bilderkennung und für andere Analyseaufgaben benötigt, für die klassische Computer zu viel Zeit und Energie verbrauchen.5G-Campus-Container Demonstrator auf dem 5G-Summit Okt. 20195G-Campus-Container Demonstrator auf dem 5G-Summit Okt. 2019

Ein Forschungsthema des HZDR ist die Quantentechnik. Quantencomputer und -kommunikation gelten als bedeutsame Schlüsseltechnologien für die nächsten Dekaden. Denn Computer auf quantenmechanischer Basis können viele Verschlüsselungen lösen, die bisher als unlösbar galten. Die Quantenkommunikation gilt als abhörsicher, denn bei ihr werden Photonen über Entfernungen so miteinander verschränkt, dass für Sender und Empfänger sofort sichtbar wird, wenn sich ein Spion in die Leitung einhackt. Dazu haben die Physiker eine neuartige Quelle für genau dosierte Lichtteilchen (Photonen) konstruiert. Zwar gibt es bereits Photonenquellen für die Quantenkommunikation, die meist aus teuren Diamanten bestehen und sich schwer damit tun, normale Glasfasernetze zu nutzen. Die Infrarot-Lichtquanten hingegen wandern auch durch herkömmliche Glasfasern. Und die Quellen dafür entstehen mit bewährten Methoden und Materialien der Mikroelektronik. Durch Beschuss von Silizium mit Kohlenstoff-Atomen wurden G-Zentren geschaffen, zwei benachbarte Kohlenstoffatome, die gemeinsam mit einem Siliziumatom eine Art künstliches Atom bilden. Unter Laserbeschuss sondern diese Zentren dann Lichtteilchen-Ströme mit der für Glasfasern geeigneten Wellenlänge aus. Das System funktioniert aber bisher nur bei extremer Kälte.Neurotransistor: vom Siliziumchip zur neuromorphen Architektur (Quelle HZDR)Neurotransistor: vom Siliziumchip zur neuromorphen Architektur (Quelle HZDR)

Am Fraunhofer-EAS in Dresden wurde mit Mitteln der Landesregierung ein Quantenkommunikations-Forschungszentrum eingerichtet, um fähige Geräte für diese Technik zu entwickeln und Ergebnisse der Grundlagenforschung in eine praktische Anwendung zu überführen. Dazu wird eine lokale Teststrecke aufgebaut. „Davon kann Sachsen als Wirtschafts- und Forschungsstandort der Mikroelektronik erheblich profitieren“, betonte Staatskanzlei-Chef Oliver Schenk. „Insbesondere bei der Entwicklung der notwendigen Elektronikkomponenten bieten sich große Chancen.“ Eine neue Ausstellung und ein experimentelles Portal zur Quantentechnologie in den ‚Technischen Sammlungen Dresden' soll den Besuchern einen Eindruck zu herausragenden Forschungsprojekten an den universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen der Stadt vermitteln, teilte Museumsdirektor Roland Schwarz mit.

Zur Verbindung der menschlichen Hirnzellen und Nerven mit einem Computer hat ein internationales Team von Neurowissenschaftlern der Universitäten Sheffield, St. Petersburg und Dresden die Möglichkeiten des 3D-Drucks genutzt, um die Technologie für die Herstellung von Nervenimplantaten einen Schritt näher an die Realität heranzuführen. Die Proof-of-concept-Technologie hat in der Studie gezeigt, dass sie auch gut auf die Oberfläche eines Gehirns, des Rückenmarks, peripherer Nerven und Muskeln passt und somit neue Möglichkeiten bei neurologischen Erkrankungen eröffnet. Mit solchen organischen Sensorimplantaten könnten Epileptiker vor nahenden Anfällen gewarnt werden.

Nervenimplantat in organischer Aufbau- und Verbindungs-Technologie (Quelle TU Dresden)Nervenimplantat in organischer Aufbau- und Verbindungs-Technologie (Quelle TU Dresden)

Zur Person

Dr. Rolf Biedorf schreibt seit 1994 für den Leuze Verlag und berichtet seit 10 Jahren in der PLUS über aktuelle Ereignisse der sächsischen Mikroelektronikszene. Nach seinem Chemie-Studium war er in der Elektronikindustrie und vor allem an der TU Dresden in Forschung und Lehre auf den Gebieten der Schicht- bzw. Aufbau- und Verbindungstechnologien der Elektronik tätig.Dr. Rolf Biedorf Dr. Rolf Biedorf

Quellen:

Mitteilungen der Forschungsinstitute

Nachrichtenportal Oiger, computer-oiger.de

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 11
  • Jahr: 2020
  • Autoren: Dr. Rolf Biedorf

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