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Donnerstag, 17 Dezember 2020 13:00

EMS-Kompetenz vor Ort – Schlüssel zur Versorgungssicherheit

von Gustl Keller
Geschätzte Lesezeit: 3 - 5 Minuten
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Beim EMS Roundtable des ZVEI – ebenfalls eine der virtuellen Runden der diesjährigen electronica – warfen die Diskutanten einen Blick hinter die Kulissen der Elektronikauftragsfertigung und zeigten auf, was EMS-Unternehmen heute leisten. Sie sichern die Fertigungsbasis und sind damit von großer Bedeutung für die Branchenvielfalt der europäischen Industrie.

Moderator der als Webkonferenz durchgeführten Diskussionsrunde war Johann Wiesböck, Chefredakteur der Zeitschrift Elektronikpraxis (Vogel Verlag, Würzburg). Einleitend ging er auf aktuelle Situation und Zahl der EMS-Unternehmen ein: Über 500 gibt es allein in Deutschland und diese sind die Basis für die Versorgungssicherheit in der Elektroniklieferkette. In einer Serie von Fragerunden wurden aktuelle Themen erörtert. Die Teilnehmer stellten jeweils die Situation bzw. die Aktivitäten und Sicht ihres Unternehmens vor. Teilnehmer waren:

  • Johann Weber, Vorstandsvorsitzender, Zollner Elektronik AG, Zandt
  • Michael Velmeden, Geschäftsführer, cms electronics gmbh, Klagenfurt, Österreich
  • Helmut Bechtold, Geschäftsführender Gesellschafter, Profectus GmbH, Suhl
  • Dietmar Günther, Geschäftsführer, Sanmina Corp., Gunzenhausen
  • Thomas Beck, Geschäftsführer, Würth Elektronik GmbH & Co. KG, Niedernhall
  • Thomas Kaiser, Executive Vice President, GPV International A/S, Lachen, Schweiz

Auswirkungen der Covid 19-Pandemie

Die Pandemie wirkt sich, wie Johann Weber erklärte, unterschiedlich in den Kundenbranchen aus. Deshalb sind auch die Auswirkungen auf die EMS-Unternehmen unterschiedlich. Wer einen breiten Branchenmix bedient, ist weniger betroffen.

Die EMS-Unternehmen haben, da der Schutz der Mitarbeiter Priorität hat, mit zugeschnittenen Hygienekonzepten reagiert, wie z. B. mit Pausen zwischen den Schichten zur Desinfektion und auch, damit sich weniger Personen begegnen/treffen. Zudem gab es zumindest zeitweise Homeoffice für den weitaus größten Teil der im Büro Tätigen.

Auch die Materialversorgung ist ein Problem, an dem (noch) gearbeitet wird. Derzeit gilt das neue Schlagwort: „Material is King“, wie es Thomas Kaiser treffend formulierte. Dies bezeichnet die derzeitige, hauptsächlich durch die Störung des internationalen Transports verursachte Situation. Sie wird noch länger anhalten, da der Passagier-Luftverkehr eingebrochen und eine baldige Erholung nicht in Sicht ist. Dadurch sind auch für die Fracht deutlich geringere Lufttransport-Kapazitäten verfügbar, was, wie Johann Weber betonte, eine „ganz große Herausforderung“ ist, schließlich wurden bisher ca. 60 % der Elektronik per Luftfracht transportiert. Inzwischen konnte aber Einiges auf den Transport über die sogenannte Neue Seidenstraße umgestellt werden.

Versorgungssicherheit in Europa – auch durch Kompetenz

Viele Produkte enthalten Elektroniken und letztere sind komplex. Oft sind deshalb die Produkthersteller nicht mehr in der Lage, diese selbst zu realisieren. Sie sind auf die Zulieferungen der EMS-Unternehmen angewiesen. Michael Velmeden kommentierte: „Die EMS-Unternehmen sind in der Verantwortung.“

Durch interne und Abstimmungen mit den Kunden waren die EM-Dienstleister bislang auch in der Pandemie lieferfähig. Auch die Produktion stand nicht still. Die Kunden erwarten laut Dietmar Günther, dass man immer lieferfähig ist. Dies ist jedoch bei den derzeitigen starken Auftragsmengenschwankungen nicht so einfach. Am Anfang der Pandemie (März/April) gab es teilweise Probleme mit der ausreichenden Verfügbarkeit von Single Source-Materialien. Dann (ab Mai) haben etliche Kunden ihre Bedarfe zunächst stark reduziert und im dritten Quartal wieder deutlich erhöht. Dies war so nicht vorhersehbar. Die Kunden selbst sind aber wieder von ihren Kunden und den Endkunden abhängig. Laut Thomas Beck hat sich dies noch stärker auf die Leiterplattenhersteller ausgewirkt – ein Peitscheneffekt in der Lieferkette. Die Lieferfähigkeit wird derzeit mittels Materialpuffern sichergestellt. Da, wo die Supply Chain in Richtung Mindestbestände optimiert worden ist, hat die Pandemie voll durchgeschlagen, was nun zu einem Umdenken bzw. neuen Denken führt.

Helmut Bechtold merkte an, dass die Kunden keine (Elektronik-)Design- und Produktionskompetenz mehr haben und auch nicht wollen. Sie benötigen deshalb kompetente Dienstleister. Dank des breiten EMS-Kompetenzportfolios, das sich über die gesamte Wertschöpfungskette der Elektronik erstreckt, können Kunden inzwischen alles abrufen. Auch die Leiterplattenhersteller unterstützen die Kunden beim Design und neuen Technologien. Und die Kunden können sich dank der umfassenden EMS-Kompetenzen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Die EMS-Kompetenzen entwickeln sich durch die Anwendung standardisierter Prozesse in den Werken in Verbindung mit speziellem Anwendungs-/Branchen-Know-how weiter. Durch Covid wird zudem die Digitalisierung vorangetrieben und dadurch wird sich die Kommunikation mit Kunden und Lieferanten verstärken. Die ursprünglichen Bestücker bzw. Contract Manufacturing Anbieter sind so, wie es Michael Velmeden formulierte, „Partner mit größter Verantwortung geworden“, die kostenoptimierte Lösungen bieten bis hin zu PCN-Maßnahmen, um das Produkt für den Lebenszyklus sicherzustellen.

Digitalisierung – Corona als Turbo und virtuelle Messe

Wie Dietmar Günther sagte, hat sich in dieser Hinsicht durch die Pandemie in der Branche wenig geändert, da in der EMS-Industrie seit langem digital gearbeitet wird. Nur Homeoffice wird in größerem Ausmaß praktiziert und dies dank der vorhandenen Technik so erfolgreich, dass es weiterhin mehr genutzt werden wird. Laut Thomas Beck ist die Vernetzung zwischen den Unternehmen so weit fortgeschritten, dass inzwischen Vieles nur noch digital ausgetauscht wird. Thomas Kaiser berichtete, dass aufgrund der Reisebeschränkungen u. a. der Anlauf von Neuprodukten mittels Online-Video übertragen wird. Weitere Covid-Folgen sind Remote-Audits und Webkonferenzen. Michael Velmeden merkte dazu an: „Meetings sind effizienter geworden.“ Denn man will nicht so lange vor dem Monitor sitzen. Digital wird viel Zeit gespart.

Ein weitere Pandemie-Konsequenz ist die virtuelle Messe. „Der direkte Kontakt ist durch nichts zu ersetzen, aber auf das Notwendige zu beschränken“ sagte Johann Weber. Für die digitale Kommunikation muss auch die Infrastruktur zur Verfügung stehen, wo es in Deutschland noch Nachholbedarf gibt. „Ein Messekontakt ist mehr als eine digitale Punkt-zu-Punkt-Kommunikation“ ergänzte Michael Velmeden. Denn dort können u. a. Dritte dazu kommen. Ein Messegespräch ist wichtig, auch in Zukunft. Dietmar Günther prognostizierte: „Es wird weiterhin Präsenzmessen geben, aber das Format wird sich ändern.“ Abschließend merkte Johann Wiesböck an, dass auch er stets viel auf Messen gelernt und mitgenommen habe. Eine Aussage, die gleichzeitig ein Fazit ist und die Bedeutung der Messen unterstreicht.

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  • Ausgabe: 12
  • Jahr: 2020
  • Autoren: Gustl Keller

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