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Mittwoch, 01 Dezember 2021 12:00

Auftragswelle und gestörte Lieferkette

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Die neue Plasmaanlage boffotto wurde neben der alten Plasmaanlage, die weiter betrieben wird, installiert Die neue Plasmaanlage boffotto wurde neben der alten Plasmaanlage, die weiter betrieben wird, installiert

Hans-Jörg Etter, CEO der Optiprint AG, Berneck/Schweiz, erläutert, wie das mittelständische Unternehmen mit der derzeitigen Situation umgeht und sich für die Zukunft rüstet: Weiteres Wachstum auch bei gestörter Lieferkette heißt die Devise.

Optiprint kann seine Position als erfolgreicher Leiterplattenhersteller auch in Corona-Pandemiezeiten trotz deren großer Herausforderungen behaupten. Nicht nur ein funktionierendes Hygienekonzept war gefordert, um den Betrieb aufrecht zu erhalten, sondern inzwischen auch Reaktionen bezüglich der gestörten Lieferkette.

Hans-Jörg Etter vor der um zwei weitere Fräsanlagen ergänzten ReiheEin zusätzliches Problem ist, dass es für viele Kunden schwer verständlich ist, dass die deutlich längeren Leiterplattenlieferzeiten aufgrund der Störungen in der Lieferkette zu Stande kommen. Sie sind schließlich nicht wie die Leiterplattenhersteller vom Basismaterialhersteller darüber informiert worden, dass dieser auf fest zugesagtes Glasgewebe (und zwar gängiges) für seine Produktion wartet und erst Termine nennen kann, wenn das Glasgewebe aus Asien nach Europa gelangt ist – und niemand weiß, wann das sein wird.

Optiprint hat stets einen Lagervorrat an unterschiedlichsten Materialien, um den Kunden auch spezielle Leiterplattenaufbauten kurzfristig liefern zu können. Dieser Vorrat wurde frühzeitig erweitert. Dadurch ist Optiprint weniger stark von der derzeitigen Liefersituation betroffen als andere. Trotzdem gibt es vor allem bei den seltener benötigten Materialien, die für besonders anspruchsvolle Leiterplattenaufbauten benötigt werden, Probleme.

Teilweise gehen von Zulieferern kurz vor dem Wochen zuvor vertraglich bestätigten Liefertermin neue, geänderte Auftragsbestätigungen mit deutlich späteren Lieferterminen ein. Dann gilt es, nach Alternativen zu suchen und die Kunden sofort über die neue Situation zu informieren. Ein mittelständisches Unternehmen, das technologisch und insbesondere personell gut aufgestellt ist wie die Optiprint AG, tut sich hier leichter als größere Konzerne.

Allerdings wird es mit der Materialliefersituation zunehmend schwieriger, so dass auch Verschiebungen von Leiterplattenlieferterminen zunehmen. Bei der derzeit guten Auftragslage – viele Kunden bestellen mehr und frühzeitiger sowie zudem viele neue Projekte – baut sich so eine Auftragswelle auf.

Der von Optiprint praktizierte kontinuierliche Ressourcenausbau hilft auch hier. Denn nicht nur neue technologische Fähigkeiten sondern auch die benötigten höheren Produktionskapazitäten werden damit realisiert.

In den letzten Monaten wurden bei Optiprint folgende Maschinen/Anlagen neu installiert:

  • Zusätzliche Plasmaanlage boffotto für die Lochwandaktivierung (Kapazitätserhöhung), wobei die Gasversorgung zur Erhöhung der Sicherheit nun außerhalb des Gebäudes untergebracht ist
  • Zwei weitere Fräsanlagen der Schmoll MX Series zur Kapazitätserhöhung
  • Registriersystem OPAL von Printprocess.

Noch bessere Registrierungen mit dem neuen Registriersystem OPALNoch bessere Registrierungen mit dem neuen Registriersystem OPALDer Markt fordert technologisch immer mehr. So nutzt beispielsweise der Telekommunikationsbereich immer höhere Frequenzbereiche, woraus für die Leiterplatten eine noch höhere Anforderung an die Präzision sowie an den Einsatz spezieller HF-Materialien bzw. von Mischaufbauten resultiert. L/S-Strukturen unter 50 µm sind Serienstandard. Die Entwicklung geht bei Prototypen hin zu L/S unter 20 µm und längerfristig deutlich unter 10 µm. Die vorhandenen Maschinen sind hierzu bislang nur zum Teil fähig. Spannend ist laut Hans-Jörg Etter auch, dass gleichzeitig für die Leistungselektronik Materialien mit 70 µm Kupferdicke verarbeitet werden müssen. Daraus ergeben sich komplexe Anforderungen an die Leiterplattenproduktion. Der Trend zu noch mehr Materialmix in den Multilayeraufbauten setzt sich fort.

Vom Markt her ist als Branche insbesondere die Medizintechnik wichtig. Insgesamt ist der Trend positiv: Nach Zuwächsen im letzten Jahr werden auch für 2021 weitere Zuwächse erwartet. Deren Realisierung ist von der weiteren Entwicklung der Materialliefersituation abhängig.

Das Corona-Hygienekonzept mit regelmäßigen Tests bei der Optiprint AG hat sich bewährt: es gab keine internen Ansteckungen und der Betrieb lief praktisch ungestört, trotz der strengen Homeoffice-Regelungen in der Schweiz.

Die Optiprint AG wird ihre Strategie, kontinuierlich zu investieren, fortführen, um neue Leiterplattentechnologien anbieten und den Markt noch flexibler und wirtschaftlicher bedienen zu können.

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 11
  • Jahr: 2021
  • Autoren: Gustl Keller

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