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Donnerstag, 16 Februar 2023 10:59

Siliziumcarbid-Chips aus dem Saarland

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Saarschleife Saarschleife Bild von Stefan auf Pixabay

Der US-amerikanische Chiphersteller Wolfspeed wird gemeinsam mit der Zahnradfabrik Friedrichshafen (ZF) eine neue SiC-Waferfab errichten – im Saarland.

Großer Promi-Auftrieb im kleinen Ensdorf bei Saarlouis: Bundeskanzler Scholz, die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger, Bundeswirtschaftsminister Habeck und der Wolfspeed-CEO Gregg Lowe waren am 1. Februar vor Ort, um das Abkommen zwischen dem US-Hersteller von SiC-Chips Wolfspeed und dem deutschen Autozulieferer ZF Friedrichshafen offiziell gebührend zu feiern. Auch der ZF-CEO Holger Klein und Vorstandsmitglied Stephan von Schuckmann waren präsent. Bekannt geworden und weithin kommentiert war das Projekt schon Mitte Januar. Nun gibt es also kein Zurück mehr. Dass die Fördermittel, unter anderem ein Bundeszuschuss von einem Viertel der Investition, wie erhofft anrollen, wird vorausgesetzt. Das Grundstück der Fab auf dem 40 ha großen Gelände eines aufgelassenen Kohlekraftwerks wird vom Saarland beigesteuert.

Die neue 200-mm SiC-Waferfab soll die weltweit größte Produktion von Siliciumkarbid-Bausteinen für die Leistungselektronik werden, wenn sie wie geplant 2027 in Betrieb geht und Europa eine gewichtige Position bei innovativen Halbleitern der nächsten Generation verschafft. Dementsprechend soll der Standort mit großzügigen nationalen und EU-Förderbeihilfen im Rahmen von IPCEI (‚Important Project of Common European Interest') zur Technologie-Entwicklung subventioniert werden. Die Nachfrage nach SiC-Chips, speziell seitens der europäischen Automobilindustrie, ist jedenfalls garantiert.

Ein Gewinn für das Saarland

Wolfspeed hat bereits 2022 eine bedeutende Kapazitätserweiterung seiner Mohawk Valley Fab in North Carolina für 200-mm-SiC-Wafer in die Wege geleitet. Die erste Bauphase dort soll bis Ende 2024 abgeschlossen sein. Insgesamt will Wolfspeed 6,5 Mrd. $ investieren. Die europäische SiC-Fab ist ein Teil dieses Expansionsprogramms. ZF will in seiner seit 2019 bestehenden strategischen Partnerschaft einen signifikanten Betrag und, wie es heißt, einen Minoritätsanteil von knapp 200 Mio. € in den Bau der neuen SiC-Fab in Ensdorf einbringen. Das trifft sich gut, denn ZF unterhält bereits eine Getriebefertigung mit knapp 10.000 Beschäftigten in der Region und bietet somit vom Start weg Personal- und Technologie-Ressourcen für eine im Endausbau (in etwa vier Jahren) geplante Belegschaft von 600. Auch ein von ZF finanziertes SiC-Forschungszentrum soll entstehen. Für das Saarland ist die neue Fab, angesichts des Strukturwandels seiner alteingesessenen Auto- und Zuliefererindustrie, auf jeden Fall ein Gewinn.

„Diese neue Fab ist ein großer Schritt nach vorn für Wolfspeed und unsere regionalen Kunden“, sagt Gregg Lowe. „Siliciumkarbid-Bausteine sind essenziell für die globale Entwicklung in Richtung nachhaltiger Elektrifizierung. Es ist wichtig für uns, eine Fertigung in Europa zu haben, um die Kollaboration bei der nächsten Generation von Siliciumkarbid-Technologien zu unterstützen.“ Siliciumkarbid ermöglicht kompaktere und leichtere Systemdesigns für zahllose ‚Clean-Energy'-Applikationen.

Wolfspeed gilt als Markt- und Innovationsführer (wenn auch derzeit von Verlusten geplagt) der Siliciumkarbid- und Galliumnitrid-Technologien mit energieeffizienten Materialien und Systemen für Elektrofahrzeuge, Ladestationen, Leistungsbausteine, die 5G-Kommunikation und den Aerospace-Bereich.

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