Diese Seite drucken
Donnerstag, 16 März 2023 10:59

7-nm-Chips aus China

von
Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten
Im Wettrennen um feinstrukturierte Halbleiter holt die chinesische Firma SMIC offenbar auf Im Wettrennen um feinstrukturierte Halbleiter holt die chinesische Firma SMIC offenbar auf Bild: SMIC

Der größte genuin chinesische Halbleiterhersteller SMIC (Semiconductor Manufacturing International Corporation) tut sein Bestes, um zu den internationalen Chipmachern TSMC, Samsung, Intel und GlobalFoundries aufzuschließen.

Mit Hauptsitz in Shanghai und weltweitem Vertrieb zählt SMIC inzwischen zu den führenden Auftragsfertigern und verfügt im Vergleichsmaßstab über beeindruckende Produktionskapazitäten: drei Fabs für 8-Zoll- (200 mm) Wafer und drei Fabs für 12-Zoll- (300 mm) Wafer in Shanghai, Peking, Tianjin und Shenzhen. Vier weitere Fabs der gleichen Auslegung sind im Bau. Beliefert werden internationale Kunden unter anderem mit Schaltungen in FinFET-Auslegung mit Strukturdimensionen von 0,35 und 0,28 µm.

SMIC wurde im Jahr 2000 mit Rückendeckung seitens der chinesischen Regierung gegründet, um gegenüber den Wettbewerbern in Taiwan, Korea, Japan und den USA aufzuholen und die modernsten Halbleiter im Inland zu produzieren. Das aktuell geltende und ehrgeizige Ziel von SMIC ist die Massenfertigung von 7-nm-Chips und das weitere Downscaling auf die gängigen Prozessknoten von vier, drei und zwei Nanometern. Da hat derzeit der taiwanesische Hersteller TSMC die Führungsposition und ist in dieser Richtung weit fortgeschritten. TSMC besitzt auch das nötige Forschungs- und Fertigungs-Know-how.

Seit Mitte vorigen Jahres machen nun Gerüchte die Runde, dass es SMIC gelungen sei, erste 7-nm-Chips im eigenen Hause unter Benutzung eigener Lithografiesysteme zur Belichtung der Wafer herzustellen. Seriöse Berichte bestätigen dies. Die in Hongkong erscheinende South China Morning Post (SCMP) schrieb Ende August 2022 – gestützt auf den kanadischen Analysten TechInsights – über einen ersten real existierenden 7-nm-Chip von SMIC, der diesen aus einem SMIC Crypto-Mining-Rechner ausgebaut und per Reverse Engineering als solchen verifiziert habe. Dabei verfügt SMIC nicht über die gängigen EUV- Lithographiesysteme (extreme ultraviolet) des niederländischen Equipment-Herstellers ASML.

SMIC scheint sich dem Weltniveau der Chipmacher anzunähern

Mehr noch, laut einem im Juli 2022 erschienen Bericht der eher unscheinbaren Fachpublikation SemiAnalysis des in San Francisco ansässigen Herausgebers Substack ist SMIC sogar in der Lage, seine 7-nm-Chips in Massenstückzahlen in einem N+2 genannten Prozess mit sogenannten Immersionsbelichtern zu fertigen – und zwar ohne die gängige EUV-Lithographie. TechInsights äußert dabei die Vermutung, dass hier auch Diebstahl geistigen Eigentums (IP theft) von ASML im Spiel sein könnte. Über diverse Klagen in dieser Richtung wird ebenfalls in der asiatischen Fachpresse berichtet. ASML selbst mit seinem Defacto-Monopol auf diese Fertigungssysteme steht unter starkem politischem Druck, sich den geltenden Handelsbeschränkungen voll anzuschließen. Eine Entscheidung wird in Kürze erwartet.

Also nähert sich SMIC im Urteil der Tech-Analysten dem Weltniveau der Chipmacher und mildert so die den chinesischen Herstellern und ihren Zulieferern seitens der USA auferlegten Handelsbeschränkungen bei den neuesten Chip-Generationen. Auch SMIC steht auf der US-Handelsministerium geführten schwarzen Liste (‚Entity List'), die keinen Verkauf von entsprechender US-basierter Technologie nach China erlaubt. Für den führenden chinesischen Smartphone-Anbieter Huawei ist das äußerst hinderlich, sich nicht mit den nötigen Chips versorgen zu können. Auf der CES 2023 in Las Vegas war die Abwesenheit der Anbieter von aktuellen Datengeräten aus China deutlich sichtbar. Sie beschränkten sich vor allem auf TV-Geräte.

 

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 3
  • Jahr: 2023
  • Autoren: Werner Schulz

Ähnliche Artikel