
Armin Rahn
Prof. Rahn ist ein weltweit tätiger Berater in Fragen der Verbindungstechnologie. Sein neues Buch über ‚Spezielle Reflowprozesse‘ erschien vor Kurzem beim Leuze Verlag. Er ist erreichbar unter [email protected], wohin auch Anfragen über In-Haus Seminare gerichtet werden können.
Es gilt, die Spreu vom Weizen zu trennen
Nach dem Dreschen mit dem Dreschflegel wartete man auf einen guten Wind, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Die leichteren Hülsen wurden von dem Luftzug weiter weggetragen als die Körner, die nahe auf den Tüchern landeten. Das war eine dreckige und schwere Arbeit, die heute natürlich zumindest in den meisten Gegenden von Maschinen übernommen wird. Immerhin kann man diesen Arbeitsgang, der nach dem großen Krieg noch auf dem Lande üblich war, derzeit in einigen Museumsdörfern den Kindern zeigen. Beim Recycling elektronischer Produkte, die aus ‚unerklärlichen Gründen' ihr Lebensziel erreicht haben, wurden in ärmeren Ländern ähnliche Tätigkeiten übernommen. Tatsächlich versucht man auch diese Arbeit mit Maschinen zu erleichtern.
Wie Espenlaub zittern
Der Mensch zittert, wenn er Angst hat oder friert. Das ist der Versuch der Muskeln sich zu erwärmen. Im ersteren Fall, um fit für einen Angriff zu sein – oder für eine Flucht, wenn der Mensch schlau ist. Bei Kälte hingegen will der Körper lebenswichtige Organe vor einem Abfall der Temperatur bewahren. Interessanterweise gibt es eine Lötmethode, die das Zittern ebenfalls nutzt. Da wird aber schneller oszilliert als der Mensch oder die Zitterpappel es schafft.
„Und der Strauß muss heftig drücken ...“
„... Bis das große Ei gelegt [1]“. Die Respektlosig- und Mehrdeutigkeit seiner Formulierung war Wilhelm Busch sicherlich bewusst und wird wohl demnächst von Moderngermanisten mit Doktorarbeiten angegangen werden [2], die sich in die Überschriftleisten der entsprechenden Journale katapultieren wollen, aber z. B. Freud [3] nicht gelesen haben. Das ‚Drücken' aber wird auch in der elektronischen Fertigung praktiziert, wobei es dort eventuell weniger Spaß bereitet als dem Strauß.
Kastanien aus dem Feuer holen
Das ist die alte Adams Rhethoric, daß man die Schuld Gott oder andern Menschen gibt
Mit gezinkten Karten spielen [1]
Wer mit gezinkten Karten spielt, übt entweder einen Kartentrick aus – oder er betrügt. Ein Kartenzauberer verblüfft damit die Zuschauer. Aber kaum jemand glaubt heutzutage noch an echte Wunder. Selbst Kinder rätseln meist nur, ‚wie der Zauberer das gemacht hat'. Am Spieltisch wiederum hat das Zinken eine lange Tradition und wird stets weiter entwickelt, so dass heutzutage bereits Karten mit radioaktiven Zinken verwendet werden.
Dieweil der Löffel neu ist, braucht ihn der Koch, wird er alt, so wirft er ihn weg [1]
Während und nach dem Weltkrieg und in der ehemaligen DDR dachte und handelte man ähnlich wie die ältere Dame in den Bois Francs, die einst erzählte, dass sie noch immer jeden Knopf und jeden Faden sammle, denn in ihrer Jugend lebte die Familie von 5 $ über den Winter und konnte das Haus nicht verlassen, weil der Schnee zu hoch war und es weder Elektrizität noch Telefon gab. Heute hat jede gestandene Jugendliche mindestens vier oder fünf alte Handys in den verschiedenen Schubladen. Schließlich kann sie sich unter Gleichaltrigen nicht mit einem alten Modell zeigen.
Vorbeugen ist besser als heilen
Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren [1]
„So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!“[3] beschreibt einen archaischen Steuergrundsatz und führt in der Umkehr zu „einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche fassen“, was manchen dazu verleitet, durch Bankrotterklärung seine Steuerschuld ins Nichts zu drücken. Nicht nur dieses Nichts ist ein Störfaktor.
Wer kämpfen will, muss erst die Kosten zählen [1]
Wenn entsprechend Clausewitz[2] längst überholter Regel, dass der Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln sei, doch die Waffen sprechen, gibt es zwischen dem politischen Verhalten des Westens und des Ostens Unterschiede: Kurzfristiger, direkter Gewinn scheint auf der einen, langfristige strategische Wirkung scheint auf der anderen Seite wichtiger zu sein. Die Ökonomie des Krieges und der Kräfte hat – lange vor Clausewitz – bereits Sun Tzu herausgearbeitet.