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Dienstag, 06 April 2021 11:59

Wasser – zwischen Faszination und Esoterik - Teil 3

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Geschätzte Lesezeit: 3 - 6 Minuten
Wasser – zwischen Faszination und Esoterik - Teil 3 Foto: Lukasz Kochanek Photography

Während die Wissenschaft das bestreitet, schreiben esoterische Zirkel dem Wasser wundersame Eigenschaften zu. Beispielsweise soll es ein Gedächtnis haben, Energien aufnehmen und speichern.

Wasser – esoterische Tendenzen

Geht die Information des Edelsteins in die Information des Wassers über? Wissenschaftler sagen Nein. Foto: Tomislav/stock.adobe.comGeht die Information des Edelsteins in die Information des Wassers über? Wissenschaftler sagen Nein. Foto: Tomislav/stock.adobe.comWasser hat ein Gedächtnis. Diese in der Fachwelt umstrittene, sogar abgelehnte Feststellung stützt sich angeblich auf Forschungsergebnisse, dass biologisch aktive Substanzen über elektromagnetische Signale Informationen auf das Wasser übertragen können. Wasser speichert diese Informationen, gibt sie an biologische Systeme weiter und erzielt dabei die gleiche Wirkung , als wenn die Substanz selbst wirksam geworden wäre [21]. Wörtlich zitiert: „Wasser zeigt die Fähigkeit, Wirkungen auf biologische Objekte zu reproduzieren, die der ursprünglichen Probe des Präparates entsprechen“. Das würde bedeuten, dass Information für eine Therapie genügt. Gegenargumente weisen auf Unklarheit in den Mechanismen hin, insbesondere hinsichtlich der Informationsübertragung auf das Wasser, aber auch auf fehlende Spezifik in der Wirksamkeit von Informationskopien. Allerdings werden in diesem Zusammenhang auch Fragestellungen angeregt, wie sich z. B. der Stoff Wasser als Energie- und Informationsträger strukturell und in seinen Wirkungen verhält, wenn bestimmte Energieformen, wie Ultraschall, Schall im hörbaren Bereich, elektromagnetische Felder, mechanische Energie o.a. eingetragen werden.

Lebendes Wasser! Energetisiertes Wasser! Strukturiertes Wasser! Das sind Begriffe, mit denen oft bei Gewässersanierungen oder der Wasserbehandlung der energetische Zustand des Stoffes Wasser besonders betont wird. Ausgangspunkt dafür ist u. a. auch die Lehre des Naturbeobachters Schauberger, der dem Lebensspender Wasser eine bestimmte Energie zuordnet, die akkumuliert und transformiert werden kann [22, 23]. Äußerst kritisch ist allerdings zu sehen, dass bereits eine umfangreiche Vermarktung auf diesem Gebiet zu verzeichnen ist, ohne Mechanismen und Wirkungen explizit nachweisen zu können. Von der Wissenschaft wird deshalb erwartet, dass diesbezüglich öffentlichkeitswirksam Grenzen gezogen, aber auch Möglichkeiten präzisiert werden.

Ein prinzipielles Nein gilt aus wissenschaftlicher Sicht solchen esoterischen Informationen, wie z. B. die Verhinderung der Massenentwicklung von Blaualgen in Badeseen mit Hilfe sogenannter Ionen-Wasser- bzw. Photonen-Wasser-Generatoren (Wirkmechanismen nicht ausgewiesen) in Verbindung mit dem Einbringen geistiger Informationen durch Schamanen [24].

Umstritten ist auch die Vorstellung, juveniles, d. h. aus dem Erdinneren kommendes und zum ersten Mal am Wasserkreislauf teilnehmendes Wasser, in großem Umfang als Reserve zur Vermeidung bzw. Beseitigung von Wassermangelsituationen auf der Erde nutzen zu wollen [21]. Abgesehen von Zweifeln an der Praxistauglichkeit wären in vieler Hinsicht die Auswirkungen, insbesondere auch auf den natürlichen Wasserkreislauf, ungewiss.

Es ist doch zu bedenken, dass die Wasservorräte auf der Erde konstant sind. Die Zunahme regionaler Wassermangelsituationen resultiert in erster Linie aus der Dynamik der Klimaänderung mit entsprechenden Auswirkungen auf den natürlichen Wasserkreislauf sowie aus Defiziten in der Wassernutzung inklusive der zunehmenden Gewässerverschmutzung – ist demzufolge anthropogen bedingt. Der allgemeingültige Grundsatz „Vermeidung vor Be- seitigung (Reparatur)“ sollte deshalb auch in diesem Fall als Leitlinie für praktisches Handeln dienen und zwischenzeitlich notwendige Reparaturmaßnahmen stets einer kritischen Wertung unterzogen werden.

Das Einbringen geistiger Energie ins Wasser durch Schamanen ist umstritten. Trotzdem  geht die Wissenschaft mittlerweile vorurteilsfrei mit solchen Phänomenen um. Foto: peterschreiber.media/stock.adobe.comDas Einbringen geistiger Energie ins Wasser durch Schamanen ist umstritten. Trotzdem geht die Wissenschaft mittlerweile vorurteilsfrei mit solchen Phänomenen um. Foto: peterschreiber.media/stock.adobe.com

Trinkwasser nachreinigen?

Eine zusätzliche Aufbereitung des Trinkwassers  an der Zapfstelle im Haushalt ist nicht notwendig. Trotzdem gibt es zahlreiche Systeme. MaxSafaniuk/stock.adobe.comEine zusätzliche Aufbereitung des Trinkwassers an der Zapfstelle im Haushalt ist nicht notwendig. Trotzdem gibt es zahlreiche Systeme. MaxSafaniuk/stock.adobe.comAbschließend noch einmal kurz zurück zum Trinkwasser in Verbindung mit den Aussagen zur Esoterik. „Trinkwasser ist das am besten untersuchte Lebensmittel. Wasser, das den Qualitätsanforderungen der TrinkwV entspricht, bietet hohe Sicherheit und bedarf keiner zusätzlichen Aufbereitung.“ So lautet die Meinung der Fachleute. Dennoch kommen zunehmend häusliche Trinkwassernachbehandlungssysteme zum Einsatz, die von Privatfirmen in großem Umfang, unspezifisch und teilweise mit esoterisch anmutenden Wirkungen den Verbrauchern angeboten werden. Auf Beispiele wird verzichtet, da sie den Rahmen der vorliegenden Publikation sprengen würden. Da aber mit der Vermarktung häufig die Trinkwasserqualität generell in Frage gestellt wird, ist diese Vorgehensweise abzulehnen. Von den fachlich zuständigen Institutionen wird diesbezüglich eine wirksame, öffentliche Aufklärung erwartet. Da aber Schadstoffe, die nicht in der TrinkwV ausgewiesen sind, durchaus im Trinkwasser enthalten sein können, sind in Einzelfällen Nachbehandlungssysteme zu befürworten. Das allerdings nur in fachlicher Abstimmung mit dem jeweiligen zentralen Wasserversorgungsunternehmen und unter der Voraussetzung, dass der Einsatz wasserchemisch und toxikologisch begleitet wird.

Verfahrenstechnisch sollten dann Trennverfahren, wie spezielle Filter oder Umkehrosmose, zum Einsatz kommen. Stoffwandlungsverfahren, wie z. B. Membran- oder Diaphragmaelektrolysen, sind dagegen nicht zu empfehlen, da infolge elektrochemischer Reaktionen an den Elektroden ungünstige Wirkungen auf die Gesamt- ionenbilanz und Schadstoffbildung im Trinkwasser nicht auszuschließen sind.

Fazit und Ausblick

Eine gerechte Nutzung der lebensnotwendigen Ressource Wasser wird infolge Klimaänderung und anthropogen bedingter Gewässerverschmutzung in Verbindung mit zunehmenden Konflikten für die Zukunft in Frage gestellt (persönliche Meinung des Autors).

Die Beurteilung von Wasser, seiner Qualität, seinem Verhalten, seiner Wirksamkeit sollte aber nicht nur ressourcenbezogen erfolgen, nicht nur Wasserinhaltsstoffe berücksichtigen, sondern auch die molekulare Struktur des Stoffes Wasser und ihre teilweise auf Selbstorganisation beruhenden Veränderungen. Die im Beitrag mehrfach erwähnten Wechselwirkungen in biologischen Systemen können dafür als Beispiel dienen. Die Vielfalt der Erscheinungsformen des Wassers bietet weitere Ansatzpunkte für zusammenhängende Betrachtungen zwischen Wasser als Ressource und der Wasserstruktur. Auf einige Aspekte wurde im Beitrag hingewiesen. Mit dem Brückenschlag war aber ein weiteres Anliegen verbunden. Phänomenale Wirkungen des Wassers, die im Zusammenhang mit der physikalischen Wasserstruktur und dem Einfluss verschiedener Energieformen diskutiert werden, vermitteln häufig einen esoterischen Eindruck und werden deshalb meistens fachlich sofort abgelehnt. Die moderne Physik liefert aber eine Reihe von Argumenten, mit derartigen Phänomenen zwar kritisch, aber vorurteilsfrei umzugehen. Voraussetzung ist natürlich, dass diesbezügliche Beobachtungen als zuverlässig eingestuft werden können. Die statistische Absicherung von Beobachtungsergebnissen sollte als wissenschaftlicher Beweis vorerst ausreichen, wenn die Voraussetzungen zur Aufklärung von Wirkmechanismen noch nicht gegeben sind.

Literatur

[21] Unsichtbare Medizin: Information ersetzt Substanz, Nie wieder Wassermangel: Unerschöpfliche Wasservorräte im Erdinneren Raum & Zeit, 37. Jahrgang Nr. 215, Sept./Okt. 2018
[22] Schauberger, V.: Unsere sinnlose Arbeit, J. Schauberger Verlag, Bad Ischl 2001, 4. Auflage 2006
[23] Alexandersson, O.: Lebendes Wasser, W. Ennsthaler Verlag, 2. Auflage 1994
[24] Holzer, L.: Water Engineering mit der In-Photonic Technologie Raum & Zeit, newsletter Juni 2019
[25] Hessbrügge, R.: Wasser für die Welt, Bild der Wissenschaft, September 2019, 72–77
[26] Klose, M.; Naberuchin, J.I.: Wasser, Struktur und Dynamik, Akademie-Verlag Berlin, 1986

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 3
  • Jahr: 2021
  • Autoren: Prof. Dr. rer. nat. habil. Klaus Fischwasser

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