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Dienstag, 18 Mai 2021 12:00

Im Gegenteil - Oumuamua

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Oumuamua – heißt Späher und stammt aus einer hawaiianischen Sprache. In der Wissenschaft zirkuliert der Ausdruck Oumuamua als Bezeichnung für ein am Himmel beobachtetes, von der Erde wegfliegendes Objekt, das die Astronomen seit 2017 beunruhigt, weil es verschiedene Anomalien zeigt.

Seine Form zum Beispiel sieht komisch aus und der Bahnverlauf wirkt eher verwirrend, was es schwer macht, in dem kosmischen Flugkörper einen natürlichen Gegenstand zu sehen, der aus der Tiefe des Raumes in unsere Nähe gekommen ist. Vermisst wird vor allem die Eiswolke, die ein bewegter Gegenstand wie etwa ein Komet hinter sich herzieht. So nach und nach haben Astrophysiker Mut zu dem Gedanken gefasst, dass sich mit dem interstellaren Reisenden eine außerirdische Intelligenz genähert hat, die sich Informationen verschaffen will. Wir haben es mit einem Oumuamua zu tun. Was bisher eher hinter vorgehaltener Hand erörtert wurde, kann man nun pointiert und anregend in dem Buch Extraterrestrial nachlesen, in dem von den ersten Zeichen intelligenten Lebens jenseits der Erde die Rede ist. Der Autor Avi Loeb, Professor an der Harvard Universität, leitet die Abteilung für Astronomie. Loeb ist also nicht irgendwer. Er ist im Gegenteil ein von den Kollegen bewunderter Himmelsbeobachter, der mit seinem Buch niemandem Angst einjagen und verkünden will, dass intelligentes Leben aus dem Weltall sich anschickt, die Erde einzunehmen. Was könnte den Menschen Aufregenderes passieren, als fremden Wesen zu begegnen, die offenbar ähnlich neugierig und technisch versiert sind wie wir selbst? Natürlich weiß Loeb, dass viele Kollegen seine Hypothese, 2017 hätten Menschen das erste Signal von Aliens registriert, für unausgewogen und verfrüht halten. Aber er hält das Nachdenken darüber nicht für den größten Fehler. Loeb meint, das Dümmste, das derzeit gemacht werden könnte, sei es, die Möglichkeit der Annäherung einer außerirdischen Intelligenz nicht ernst genug zu nehmen, und er führt dafür Beispiele an. So haben Physiker in den 1950er Jahren alle Bemühungen für nutzlos erklärt, Laserlicht herzustellen, das heute etwa bei Operationen viel eingesetzt wird. Wissenschaft kommt nicht voran, wenn sie sich in vertrauten Bahnen bewegt, sondern wenn sie sich im Gegenteil für ungewöhnliche Gedanken offenhält. Sie kann so gegen die Wand fahren. Sie kann sich aber auch Fremden öffnen. Vielleicht sollte man sich schon mal überlegen, wie man sie begrüßt.

Weitere Informationen

  • Ausgabe: 5
  • Jahr: 2021
  • Autoren: Ernst Peter Fischer

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