Seit dem 01.04.2023 hat MTM Ruhrzinn eine neue Adresse. Der Aufforderung ‚Besuchen Sie uns an unserem neuen Standort' ist Gustl Keller von der PLUS-Redaktion gerne nachgekommen und nutzte dies für ein Gespräch über die Entwicklung des Unternehmens.
MTM Ruhrzinn ist von Dan Mutschler im Jahr 2014 in Lünen als Umweltdienstleister gegründet worden. Er ist alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer des Unternehmens. Die Firma hat sich rasch weiterentwickelt und spezialisiert. Das Unternehmen ist Anbieter für das Recycling von Lot- und anderen metallhaltigen Abfällen aus der Elektronikproduktion.
Der Service umfasst neben einem komplexen Dienstleistungsangebot rund um das Recycling von Zinn und Edelmetallen die fundierte Beratung zum Abfallmanagement sowie Schulungen von Abfallverantwortlichen. Den Kunden werden rechtssichere und vor allem auch nachhaltige Verwertungs- und Recyclinglösungen bis hin zum ‚Secondary First-Nachhaltigkeitszertifikat', welches die CO2-Einsparung aus den recycelten Lötzinnabfällen ausweist, geboten. Und zwar jeweils individuell auf deren Interessen abgestimmt. Das wachsende Unternehmen zählt inzwischen über 20 Köpfe und verarbeitet rund 400 t Zinnabfälle jährlich von über 350 Kunden aus der Elektronikproduktion. MTM Ruhrzinn ist als Entsorgungsfachbetrieb EfbV- sowie ISO 9001-zertifiziert.
Die Secondary First-Initiative wurde für eine nachhaltige Sekundärrohstoffwirtschaft ins Leben gerufen. Im Rahmen dieser Initiative setzten sich Unternehmen der Elektronikbranche dafür ein, nachhaltige Lösungen im Bereich Fertigung und Abfallmanagement zu entwickeln und in industriellen und handwerklichen Prozessen zu integrieren.
Angeboten wird ein umfassendes Abfallmanagement als Service für Abfälle aus der Elektronikproduktion, darunter zählen: Altlot, Abschöpfzinn, Zinnkrätze, Zinnoxide, Aschen aus der Solder-Recovery-Anlage, Bandabfälle, Kupferstifte, Kontaktstifte, veredelte Kontakte, Chips, Stecker und Verbinder. Der Service umfasst einen reibungslosen Ablauf mit:
- Bereitstellung der notwendigen Behälter zur ordnungsgemäßen Lagerung und zum Transport
- Abholung gemäß den Bestimmungen des Abfallverbringungsrechts inklusive Transportversicherung
- Materialbeprobung und -analyse durch fachkundiges Laborpersonal
- Bewertung der Abfälle und Bestimmung des effizientesten Recyclingweges
- Recycling über weltweites Netzwerk aus Recyclingunternehmen
- Dokumentation von den Wareneingangsbestätigungen über Materialanalysen bis hin zu Verwertungsnachweisen und CO2-Zertifikaten
- Ausweisung der CO2-Ersparnis durch ein zertifiziertes PCF (Product Carbon Footprint)
- Faire Vergütung der recycelten oder wiederverwendeten Wertstoffe.
Damit wird eine nachhaltige, umweltgerechte und rechtssichere Verwertung der Abfälle geboten.
Möglichst kleiner Rohstoffkreislauf – Abfall ist die bessere Rohstoffquelle
Nachhaltigkeit steht im Unternehmen generell im Fokus. Dabei kommt insbesondere der Kreislaufwirtschaft eine große Bedeutung zu. Denn die Abfälle von heute sind die Rohstoffe von morgen. Es wird angestrebt, den Rohstoffkreislauf so klein wie möglich zu gestalten und Sekundärrohstoffe zu bevorzugen. Denn so können der Energiebedarf und die damit einhergehenden CO2-Emissionen deutlich reduziert werden. Beispielsweise werden für das durch Recycling gewonnene Sekundärzinn im Vergleich zu dem aus Erzen gewonnenen Primärzinn nur knapp 1 % der Energie benötigt und dabei weniger als 1 % CO2 ausgestoßen. Zudem hat MTM Ruhrzinn ein neues chemisches Trennverfahren für Lotpaste(nrückstände) ohne Verbrennen von Organik entwickelt, mit dem das Lotpulver als solches erhalten werden kann. Indem die Transformation des Lotes in die Pulverform erhalten wird, wird der Rohstoffkreislauf nochmals reduziert, was mit einer weiteren CO2-Reduktion und Energieeinsparung verbunden ist.
Product Carbon Footprint gemäß Standard – CO2-Kalkulator
Die ‚DIN EN ISO 14067-2019-02 Treibhausgase – Carbon Footprint von Produkten – Anforderungen an und Leitlinien für Quantifizierung' ist der Standard für die Entwicklung des Product Carbon Footprint (CO2-Fußabdruck auf Produktebene) und dient MTM Ruhrzinn als Basis. Die Berechnung des PCF beinhaltet Transportschritte sowohl zum Unternehmen als auch von dort zu den Raffinerien, die das Material aufbereiten. Berücksichtigt werden Verpackungen, Produktionsabfälle, Materialreste und Prozessinputs. Der Datensatz ist somit tiefgehender als viele andere in der Elektronikbranche. Als Berechnungsgrundlage dienen Treibhausgasemissionen, die durch Entnahme und Verarbeitung von Primärzinn, -kupfer, -blei, -silber und -gold entstehen. Diese werden mit den Emissionen der Recyclingvorgänge von der GmbH ins Verhältnis gesetzt und eine ‚Einsparungsspanne' wird kalkuliert.
Wie viel CO2 durch das Recycling Zinn- und edelmetallhaltiger Abfälle im Vergleich zur Primärquelle eingespart werden kann, kann man mit dem auf der Website zu findenden CO2-Kalkulator für seine Abfälle selbst berechnen.
BSA – Nachhaltiges, bleifreies Löten 4.0
Mit dem Niedrigschmelzlot BSA wird eine günstige Lösung für das Wellen- und Selektivlöten geboten. Es ist ein bleifreies Elektroniklot auf Basis von Wismut mit einer Zugabe von Silber. BSA erfüllt alle technischen Anforderungen und hat folgende Vorteile:
- über 15-mal größeres Prozessfenster gegenüber herkömmlichen Loten mit Schmelzpunkten im Bereich 218 °C–228 °C
- kaum Kupfer-Leaching
- überdurchschnittliches Benetzungsverhalten und hervorragende Löteigenschaften
- kleinstmöglicher Temperaturstress für Elektronikprodukte aufgrund des Schmelzpunktes von 138 °C
- bis zu 50 % weniger Zinnoxid (Krätze)
- erhebliche Einsparungen durch geringere Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten an den Anlagen
- bis zu 40 % Energieeinsparung und CO2-Reduzierung für den Wellenlötprozess
- bis zu 50 % Steigerung der Produktivität beim Lötprozess, speziell bei hochlagigen komplexen Elektronikbaugruppen
Das BSA Niedrigschmelzlot ist im Vergleich zu SnCuNi- und SAC-Loten nicht nur kostengünstiger. Es konnte auch eine erhebliche Energieeinsparung erzielt werden.
Neuer Standort
Der neue Sitz von MTM Ruhrzinn ist in der Lüschershofstraße 73 in Essen. Der DGNB-Gold-zertifizierte Standort erreicht durch den Einsatz besonderer Baustoffe und nachhaltiger Technologien eine optimierte Ökobilanz und einen geringen CO2-Fußabdruck. Auch bieten die neuen Räumlichkeiten genügend Platz für weiteres Wachstum.