Ein Blick auf Design, Simulation und Fertigung

Klaus Martin (l.) und Jochen Reindl (r.) im Gespräch

FlowCADs Technolgietag fand dieses Jahr im Research & Innovation Center des Leiterplattenherstellers Würth Elektronik CBT in Künzelsau statt.

Eröffnet wurde das Event von Jochen Reindl, Vertriebsleiter bei FlowCAD. Anschließend begrüßte Michael Matthes, Würth Elektronik, als Gastgeber die Teilnehmer. Beide merkten an, dass viele Elektronikdesigner noch keine Leiterplattenproduktion gesehen haben. Diesmal gebe es die Gelegenheit, Würths Leiterplattenwerk in Niedernhall besichtigen.

Umfassende Systemlösung

Rolf NickRolf NickNach der Begrüßung stellte Rolf Nick, FlowCAD, Allegro X System Capture vor. Die Software ist mehr als nur ein neues Tool für die Schaltplaneingabe. Sie ist als ein Front-End für Allegro-X-Produkte konzipiert und lässt sich in die Datenverwaltungsplattform Allegro X Pulse integrieren, um Teamumgebungen zu ermöglichen. Rolf Nick erläuterte, wie Allegro X System Capture und Pulse zusammen eine umfassende Systemlösung bilden – alles, was nach der Schaltplaneingabe kommt, macht Pulse. Was dies an Verbesserungen bei Übersichtlichkeit und Automation sowie neuen Fähigkeiten bringt, wurde aufgezeigt. Diese reichen von der Möglichkeit, beim Umstieg von OrCAD Capture die Bibliotheken zu übernehmen, über Features für Bypass-Kondensatoren und Topologie-Extraktion bis hin zum Schaltplan-Audit und zur EOS-Analyse (Electrical Overstress). Zudem wird das Team-Design mit zahlreichen Funktionalitäten unterstützt.

Neues Lizenzierungsmodell mit Tokens

Rolf Nick stellte anschließend das neue Nutzungsmodell für die Sigrity-Lizenzen vor, das Cadence nun anbietet. Mit den Sigrity X Multi-Physics Analysis-Tokens kann man die Sigrity-Lizenzen, auf die man Zugriff hat, nach Belieben ändern, so dass man je nach Bedarf auf mehrere Sigrity-X-Produkte zugreifen kann und so die vollständige Palette von Simulationswerkzeugen für In-Design-Analyse, Modellierung und Verifizierung nutzen kann. Und das alles mit einem einzigen, einfach zu bedienenden Kaufmodell. Rolf Nick erläuterte, für welche Tools wie viele Tokens benötigt werden, und wie mittels intelligenter Auslastung der Sigrity-X-Lizenzen eine maximierte Produktivität in der SI/PI-Analyse erreicht werden kann.

Boundary Scan-Testing

Klaus Martin, XJTAG, informierte über die Boundary-Scan-Testmöglichkeiten bei bestückten Modulen inklusive PCB und einzelnen Chips. Der JTAG-Standard sei zwar nicht neu, werde aber immer noch zu wenig genutzt. Er beschrieb, wie der BS-Test funktioniert, welche Voraussetzungen gelten und welche Vorteile gegenüber dem Incircuit-Test bestehen. Zudem ging er auf die Möglichkeit der schnellen Flash-Programmierung mittels JTAG ein und erläuterte, was sein Unternehmen dazu anbietet.

Entwicklungsbegleitende Simulation

Tobias BestTobias BestWie eine entwicklungsbegleitende Simulation mit Celsius Studio erfolgen kann, beschrieb Tobias Best, Alpha-Numerics. Sein Unternehmen ist Spezialist für die Elektronikkühlung und bietet neben entsprechender Software auch die thermische Simulation als Dienstleistung an. Die Celsius Studio SW-Plattform umfasst den Celsius Thermal Solver und den Celsius EC Solver. Tobias Best erklärte deren unterschiedliche Anwendungen und Vorteile. Der Celsius Thermal Solver ist ein Tool für die PCB-Ebene und das PCB-Design, der Celsius EC Solver ist ein Tool für das komplette System mit Gehäuse und weiteren Bestandteilen, das auch die Umgebung des Systems betrachtet und einen Digitalen Zwilling für die thermischen Aspekte des Systems generieren kann. Zur Optimierung sollten beide Tools beim Produktdesign angewendet werden.

Neue nachhaltige Basismaterialien und Prozesse

Nach der Mittagspause informierte Jürgen Wolf, Würth Elektronik, über nachhaltige Leiterplatten, Basismaterialien und Prozesse. Dabei ging er auf die Nachhaltigkeitsaktivitäten und -ziele allgemein und bei Würth Elektronik ein. U. a. laufen F&E-Aktivitäten für ein alternatives Basismaterial. Das zellulosebasierte Material PaperShell kann Cu-laminiert oder mit Silberpaste bedruckt werden und ist lötbar mit Niedertemperaturlot. Weitere ähnliche Projekte sind CircEl Paper und Soluboard auf Basis Polymer-gebundener natürlicher Fasern (Jute und Flachs), die bei Würth Elektronik CBT getestet werden. Das von JIVA Materials weiterentwickelte Soluboard Material ist nun für Durchkontaktierungen geeignet und die Rezeptur wurde für längere Beständigkeit in feuchten Umgebungen geändert. Jürgen Wolf erwähnte zudem das Leaftronics-Projekt, bevor er die Vorteile des Inkjet-Prozesses für das Auftragen der Lötstoppmaske im Detail darlegte. Bei der so applizierten digitalen Lötstoppmaske mit minimalem Design sind Einsparungen von 58% des Lackes sowie signifikante Energieeinsparungen möglich.

Neue SW-Funktionalitäten und -Merkmale

Holger Schröter stellte danach neue Features in OrCAD X und Allegro X vor. Die neue Benutzeroberfläche von Allegro X entspricht nun der von Sigrity. Weitere Verbesserungen gibt es bei Starr-Flex-, Kriech- und Luftstrecken-Checks, Keep-outs für High-Speed Komponenten und deren Pins, eCAD-mCAD-Kollaboration/Codesign, ODB++-Import, Concurrent Team-Design und Varianten in LiveDoc.

Integrationsplattform für Datenmanagement

Holger Schröter stellte zudem die Integrationsplattform Omnya für das effiziente Datenmanagement in der Elektronikentwicklung vor. Es ist eine Komplettlösung, die auch das Bibliotheksmanagement einschließt. Die Plattform sammelt, standardisiert und bereitet Informationen für PLM-/ERP-Systeme auf. Für den Datenaustausch gibt es eine API-Schnittstelle und für den Nutzer eine klare und einfache Bedienoberfläche. Alle Daten sind an einer Stelle vorhanden und zugänglich. U. a. wird so das Teile- und BOM-Management vereinfacht. Weiterhin gibt es eine Silicon Expert Integration für Nachhaltigkeitsbewertungen und das Risikomanagement.

Nach den Vorträgen ging es wie versprochen nach Niedernhall zur Besichtigung der Leiterplattenfertigung von Würth Elektronik CBT – für viele Teilnehmer ein beeindruckendes Highlight der Veranstaltung.

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