Sympathische Präsentation ‚der Linie‘

Sympathische Präsentation ‚der Linie‘

Eine Online-Werksführung versprach der Leiterplattenhersteller KSG für den 23. Juni 2022. Der ‚interaktive Rundgang im Werk Gornsdorf' sollte einen ‚exklusiven Blick hinter die Kulissen' ermöglichen, so die Ankündigung der Pressemitteilung. Das weckte Interesse – auch die PLUS nahm virtuell an der Führung durch das Gornsdorfer Werk teil.

Pünktlich empfing Unternehmenssprecherin Katharina Luchner die Online-Gäste und übergab dann an Sebastian Seifert (Leitung Key Account & Export) und Robert Jungk (Leiter Operations), die am Schreibtisch zur Chat-Betreuung einluden – denn Fragen durften gestellt werden. Jungk war es dann auch, der die Führung durch das Gornsdorfer Werk übernahm.

Dabei zeigte er den gesamten Ablauf der PCB-Fertigung bei KSG – ausgehend von der Fotostrukturierung der Innenlage im Reinraum (Klasse 10 000) wurden die Belichtungsprozesse (Kontakt- und Direktbelichten) präsentiert, die Entwicklung in Ätz- und Spülmodulen, die automatisch-optische Inspektion des Ätzprozesses, die Braunoxidation im Presserei-Bereich, dann die Schichtung, Fixierung und Pressung, das Röntgen-, Tiefen- und Laserbohren (im Einsatz unter anderem Maschinen von Schmoll und Posalux), anschließend die Prüfung des Laser-Wirers unter einem 3D-Mikroskop, das Reinigen und Durchkontaktieren, das Plugging der Vias und das Befüllen, Abrakeln und Schleifen, um überflüssige Plugging-Paste zu entfernen, und zum Finale die Aufbringung marktüblicher Endoberflächen sowie die Endprüfung durch elektrische Tests, Schliffprüfungen und Temperaturwechseltests.

Hoher Grad an Automatisierung und Prozesssicherheit

Kurz gesprochen nahm Jungk die virtuellen Besucher des Werks an die Hand und schritt die gesamte ‚Linie'ab. So wurden sie Zeugen einer optisch beeindruckenden Werksführung, mit der KSG Professionalität und Modernität unter Beweis stellen will. Und das ist gelungen: der „hohe Grad an Automatisierung und Prozesssicherheit“ (Jungk) überzeugt, wie auch die gesamte Qualität des Videos.

Intention der Online-Werksführung, so verriet Katharina Luchner am Telefon, war es, jedem Kunden einen umfassenden Einblick in die Fertigung bei KSG zu ermöglichen. Dazu habe man professionelle Medienanbieter aus der Region beauftragt.

Dies erklärt, wie choreografiert, fast gescriptet die Führung wirkt. Man habe auch Einstellungen und Aufnahmen wiederholen müssen, gesteht Luchner im Gespräch. Spontanität – wie bei einer Live-Führung – ist damit nicht gegeben, auch wenn Jungk und Seifert live auf Fragen der Zuseher (etwa nach den Oxidationsverfahren) eingingen.

Dass die Werksführung trotz professioneller Kameraführung, Aufnahmetechnik und Regie nicht wie ein Werbevideo wirkt, ist Robert Jungks anspruchsvoller und zugleich sympathischer Kommentierung ‚der Linie'zu verdanken. Ihm gelingt der Kunstgriff, sein Unternehmen unaufdringlich zu präsentieren. Deshalb überzeugen auch die letzten Minuten des Videos, in denen er auf KSGs Verantwortung für Emissionsreduzierung und Nachhaltigkeit hinweist.

Gornsdorfer Werk liegt nicht in einem reinen Industriegebiet

So achte die Firma – deren Gornsdorfer Gebäude in einem Mischgebiet liegen – auf Lärmschutz und bereite intern das verwendete Wasser so auf, dass es in den kleinen Auerbacher Dorfbach, der sich über das Gelände schlängelt, in Trinkwasserqualität eingeleitet werden kann. Insgesamt spiele KSG auch in diesen Fragen eine positive Rolle in der Region, bestätigt die Journalistin Viola Gerhard (Redaktion Freie Presse, Stollberg) auf Nachfrage.

Bedauerlich ist nur, dass KSG die Online-Werksführung auf seiner Webseite nahezu versteckt. Bei einer Verbreitung in sozialen Medien könnte sie fast als Schulungsvideo zur ‚Linie'in der PCB-Fertigung dienen.

Referenzen

www.freiepresse.de/erzgebirge/stollberg/gornsdorferleiterplattenhersteller-grosse-investition-trotz-knapperrohstoffe-artikel12287441

  • Ausgabe: September
  • Jahr: 2022
  • Autoren: Markolf Hoffmann
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