Ralf Brenner und Stefan Valetti. Die beiden sind Gründer und Geschäftsführer des neuen Anlagenbauers MRS Anlagentechnik GmbH
Interview: Heinz Käsinger
Galvanotechnik: In der Betriebswirtschaft kennt man den Begriff des „antikyklischen Verhaltens“. Haben Sie nicht etwas zu sehr antizyklisch gehandelt, indem Sie ausgerechnet jetzt ein Unternehmen eröffnet haben?
Ralf Brenner: Ganz und gar nicht. Natürlich ist es momentan schwierig, aber der Bedarf an hochwertigen Anlagen, professionell geplant, ist da. Und sogar noch mehr: Unsere Kunden beglückwünschen uns zu unserem Schritt in die Selbständigkeit, da es für sie immer schwieriger wird, kompetente Anlagenbauer für die anstehenden Projekte zu finden.
Sie nennen die Situation schwierig.
Aufgrund der aktuellen Lage halten derzeit die Anlagenbetreiber das Geld zusammen. Man hält die vorhandenen Anlagen mit den in den Unternehmen vorhandenen Ersatzteilen und eigenen Leuten so gut es geht am Laufen.
Ist alles ausschließlich der Coronahysterie geschuldet oder auch beispielsweise REACh?
Ganz klar Corona. Wir vermuten, dass die Unternehmen quasi in den Startlöchern stehen. Sobald sich die wirtschaftlichen Aussichten entsprechend bessern, werden die zurückgestellten Projekte wieder aufgenommen und auch umgesetzt.
»Trotz der Coronapandemie sind wir schon jetzt komplett handlungsfähig!«
Wie genau sehen die Kompetenzen Ihres Unternehmens aus?
Stefan Valetti: Ralf Brenner und ich waren vorher zusammen in einem anderen Unternehmen des Anlagenbaus tätig. Er ist als Maschinenbauingenieur seit 25 Jahren Spezialist für Vertrieb und Technik. Ich als Assistent der Geschäftsleitung hatte unter anderem die Ersatzteilabteilung unter mir.
Somit haben wir im Bereich Anlagenbau für die Oberflächentechnik die notwendigen Erfahrungen. Unser Lieferprogramm beinhaltet Anlagen für alle Bereiche der Oberflächenbeschichtung. Unter anderem also auch Anodisieranlagen, Zinkanlagen, Nickelanlagen, Beizanlagen, Phosphatieranlagen, Brünieranlagen. Ersatzteile und Zubehör wie Behälter, Filterpumpen, Badheizungen, Gleichrichter und vieles mehr sind im Lieferumfang. Von der kompletten Anlage bis zum kleinsten Ersatzteil.
Wer genau sind Ihre Kunden?
Unter anderem die großen deutschen Automobilhersteller wie auch wichtige große Zulieferer für die Automobilindustrie. Natürlich zählen wir auch viele kleine, mittlere und auch große Galvaniken zu unserem Kundenkreis.
Werden Sie die Durststrecke durchhalten?
Grundsätzlich wussten wir, dass es ein schwieriger Start werden würde. Wir waren, sozusagen, auf alles gefasst. Nur dass sich die Situation derart verschärfen würde, damit haben wir nicht rechnen können. Aber trotzdem werden wir diese Phase überstehen.
Ein Blick Blick in die Glaskugel wagen? Wie lange, glauben Sie, wird dieser Ausnahmezustand noch anhalten?
Wir sind optimistisch, dass sich die Stimmung innerhalb der Wirtschaft bereits Anfang kommenden Jahres aufhellen wird, so dass wir gegen Jahresmitte 2021 mit einer deutlich verbesserten Auftragslage rechnen können.