Hauptstadtkonferenz Elektromobilität

Am 28. Mai 2025 fand im Berliner Rathaus ein spannender Austausch über die neuesten Entwicklungen, Herausforderungen und Chancen der Elektromobilität und nachhaltigen Mobilität statt (Foto C. Bäßler)
  • Titelbild: Am 28. Mai 2025 fand im Berliner Rathaus ein spannender Austausch über die neuesten Entwicklungen, Herausforderungen und Chancen der Elektromobilität und nachhaltigen Mobilität statt (Foto C. Bäßler)

Die Hauptstadtkonferenz Elektromobilität fand am 28. Mai mit rund 700 Teilnehmern, vor Ort sowie per Stream zugeschaltet, statt. Im Roten Rathaus wurde über die Mobilitätswende sowie Fortschritte bei der Ladeinfrastruktur, Unternehmensmobilität und elektrische Nutzfahrzeuge diskutiert.

Elektromobilität und Ladeinfrastruktur

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, begrüßte die Teilnehmer. Er sieht die Elektromobilität als Erfolgsgeschichte. Sie verbessert die Lebensqualität in der Stadt, ist Wachstumstreiber für Mobilitätsunternehmen und bringt hochwertige Arbeitsplätze. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur muss weiter vorangebracht werden, so Wegner.

Gernot Lobenberg, Berliner Agentur für Elektromobilität (eMO), kritisierte, dass die CO2-Zielvorgaben im Verkehrssektor 2024 wieder überschritten wurden. Deshalb muss deutlich mehr Verkehr auf nachhaltige Träger verlagert werden – von der Elektromobilität über das Fahrrad bis zum ÖPNV.

Es fahren in Berlin 80.000 Elektro-Fahrzeuge, einschließlich Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge

Die Elektromobilität im Pkw-Bereich hat sich in Berlin durchgesetzt, wie die Bürgermeisterin von Berlin und Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Franziska Giffey, in ihrer Eröffnungsrede hervorhob. So fahren in Berlin 80.000 Elektro-Fahrzeuge, einschließlich Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge, wobei über 50 % gewerblich genutzt werden. 35.000 Ladepunkte sind registriert, aber nur 5.000 sind öffentlich zugänglich, weil die meisten auf privatem Grund installiert sind. Das Dilemma der öffentlich zugänglichen Ladepunkte ist, dass sie nur wenig ausgelastet sind. Pro Tag werden etwa zwei Ladevorgänge an einem Ladepunkt registriert, wie Norbert Juchem, Berliner Stadtwerke GmbH, bemerkte. Mit dem Wegfall der Blockiergebühr an AC-Normalladepunkten der Berliner Stadtwerke zwischen 22 und 6 Uhr soll der Ladevorgang attraktiver und die Ladepunkte auch nachts mehr genutzt werden. Gegenwärtig gibt es in Berlin 13 private Unternehmen, die in öffentliche Ladestruktur investieren, sie betreiben und eigene Abrechnungen vornehmen.

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13 private Unternehmen in Berlin, die in öffentliche Ladestruktur investieren

Es werden auch Anstrengungen unternommen, die Wohnungsunternehmen bei der Erstellung von weiteren Ladepunkten für die Mieter hinzuzuziehen. Das Berliner Wohnungsunternehmen Gewobag arbeitet mit Vattenfall an Lösungen. Ein kritischer Punkt ist die Frage der Kostenübernahme. Wer soll für die Aufstellung eines Ladepunktes aufkommen, wenn er nur von einigen Mietern genutzt wird. Mit einem Förderprogramm werden Wohnungsunternehmen beim Aufbau von Ladepunkten auf öffentlich und nicht öffentlich zugänglichen Flächen unterstützt.

Der Berliner Strombedarf wird sich in den nächsten Jahren verdoppeln

Der Berliner Strombedarf wird sich in den nächsten Jahren verdoppeln, weshalb auch die Netzkapazität verdoppelt werden muss, wie Kerstin Niemeier, Stromnetz Berlin GmbH, betonte. Der höhere Strombedarf setzt sich nicht nur aus der zunehmenden Elektrifizierung des Verkehrs, sondern auch aus dem höheren Bedarf für die Wärmebereitstellung zusammen.

Transformation des Verkehrs mit E-Fahrzeugen

Der Anteil des Verkehrs an den Treibhausgas-Emissionen in Deutschland nahm in den letzten Jahren trotz gesunkener CO2-Emissionen pro gefahrenem Kilometer zu, weil die Fahrleistung höher und die Fahrzeuge größer wurden. Sebastian Bock, Transport & Environment (T&E) Deutschland gGmbH, warnte vor Scheinlösungen mit e-Fuels. Diese würden die Bürger nur verunsichern. Die Elektromobilität ist die Lösung für klimafreundliche Fortbewegung. Verbrenner sollten mit e-Fuels nicht künstlich am Leben gehalten werden. Deshalb forderte er verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen. Etwa 60 % der Neuwagen sind Dienstwagen. Hier muss die Nachfrage in Richtung E-Fahrzeuge verschoben werden.

Seit über 10 Jahren beliefert eine Bio-Bäckerei ihre Filialen mit E-Fahrzeugen, wie Patrizia Weinzierl, Beumer & Lutum GmbH, stolz berichtete. Für sie ist E-Mobilität eine Erfolgsgeschichte, weshalb sie drängt, mit den Mythen der Elektromobilität aufzuräumen. Kleine Unternehmen brauchen aber externe Unterstützung, beispielsweise bei der Erstellung von Anträgen für Förderungen.

Mobilität soll für alle einfach und bedarfsgerecht sein. Ein attraktiver ÖPNV mit Sharing-Angeboten bringt die Nutzer schneller zum Ziel, betonte Jakob Michael Heider, Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Mit digitalen Lösungen werden Parkplätze besser genutzt. So kann mit einer App Parken und Laden besser geplant werden, wie Stefan Seitz, 15 min (Operation) GmbH, sagte.

Nutzfahrzeuge werden elektrisch – aber wann, wie und wo?

Die Marktreife von E-Pkw ist erreicht. Über 20 % der neu zugelassenen werden bereits elektrisch angetrieben. Für elektrische Lkw gelten andere Bedingungen, wie Frank Panse, eMO, berichtete. So ist das Investitionsvolumen eines elektrisch betriebenen gegenüber konventionell angetriebenem Lkw dreimal höher. Auch an die Netzanschluss­leistung und Energieversorgung werden höhere Anforderungen gestellt. Die Ladeinfrastruktur muss in bestehende Betriebshöfe oder Depots integriert werden, was bei der Routenplanung berücksichtigt werden muss. Der Redner schätzt die Skaleneffekte und das Marktvolumen für elektrische Lkw derzeit als unzureichend ein.

In der Diskussion wurde deutlich, dass kleine Unternehmen einen Beratungsbedarf haben, da sie mit ihrem Tagesgeschäft voll ausgelastet sind. Mit Anreizen wie Förderprogrammen oder Steuer- und Mautbefreiungen könnte die Nachfrage nach elektrischen Antrieben erhöht werden. Allerdings muss erst die Ladeinfrastruktur verbessert werden, wobei standardisierte Lösungen gefragt sind. Es wurde auch die Frage nach Akkuwechselstationen gestellt. Deren Umsetzung scheitert derzeit an der fehlenden Standardisierung. BP baut gegenwärtig bei Aral ultraschnelle Ladepunkte für elektrische Fahrzeuge auf, wobei auch für Lkws ein Ladekorridor geschaffen wird. Tobias Wolny, BP Europa SE, sieht es als Investition in die Zukunft, weil mit einem Hochlauf für elektrische Nutzfahrzeuge gerechnet wird.

Die Konferenz zeigte, dass noch mehr Anstrengungen notwendig sind, den Verkehrssektor klimafreundlicher zu gestalten und die Akzeptanz für Elektromobilität weiter zu stärken, wofür auch die Weiterentwicklung der Ladeinfrastruktur sowie neue Ansätze im Mobilitätsmanagement notwendig sind. Soll bis 2045 Klimaneutralität erreicht werden, muss die Elektrifizierung des Wirtschaftsverkehrs intensiv vorangetrieben werden.

 

  • Ausgabe: August
  • Jahr: 2025
  • Autoren: Dr. Claudia Bäßler
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