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Der Euro – England sagt “nein”

Die goldene Regel in der Politik lautet sage nie- mals nie und deshalb wird kaum ein vernünftiger britischer Reporter sagen, dass Großbritannien niemals dem Euro beitreten wird. Nun ist es aber mehr oder weniger die offizielle Politik der Regie- rung, dass Großbritannien in den nächsten drei oder mehr Jahren dem Euro nicht beitreten wird. Jede Entscheidung über Beitritt oder Nichtbeitritt müsste von der Bevölkerung Großbritanniens in einem Referendum abgesegnet werden; und es ist klar, dass es – wenigstens jetzt – zu einer massiven Ablehnung sämtlicher solcher Vorschläge kommen würde.

Die Debatte darüber ist in Großbritannien nun abgeklungen, weil die Entscheidung ja gefallen ist, aber rückblickend kann man sagen, dass es zwei Hauptargumente in der Auseinandersetzung gegeben hat – nämlich die wirtschaftlichen und die politischen Gründe für einen Beitritt. Nach ein oder zwei Jahren werden wir sehen, ob und wie sich die Verhältnisse in Europa geändert haben, und dann wird die Diskussion in England vielleicht wieder aufgenommen.

Der Nachlass von Margaret Thatcher

Es sind inzwischen mehr als 10 Jahre vergangen, seit Margaret Thatcher Downing Street 10 in London verließ und ihre Karriere als Premierminister beendete. Sie blieb für ganz Europa sowohl eine respektierte als auch kontroverse Person. Sie vertrat viele strenge Standpunkte, und nach mehr als 10 Jahren ist man weit davon entfernt, diese als weise oder nicht einzustufen. Eines jedoch ist gewiss: sie hat für jeden in Europa einige wichtige Fragen hinterlassen.

Eine von Mrs. Thatchers Grundsatzüberzeugungen war, dass die Regierung eines jeden Landes regieren sollte. Sie sollte dagegen nicht Einrichtungen wie eine Bahngesellschaft, die Post oder auch Stahl- firmen führen. Sie und ihre Nachfolger privatisier- ten deshalb nahezu alles in Großbritannien. Nur die Post (den Grund weiß niemand) verblieb in Staats- hand, neben der BBC. Warum war sie der Meinung, dass der Staat nicht in der Lage sei, solche Einrichtungen zu führen?

Nach Kyoto

Viele Europäer und alle Grüne waren wütend auf Präsident Bush, als er verkündete, dass sich die USA aus dem Klimavertrag von Kyoto zurückziehen. Auch in den USA verurteilten viele seine Position. Allerdings entschloss sich daraufhin ein US-Senator Demokrat zu werden, so dass nun die Demokraten die Mehrheit haben und Bush eigentlich machtlos geworden ist.
Und wo stehen wir nun? Über lange Zeit waren sich die Wissenschaftler uneinig, ob globale Erwärmung wirklich stattfindet. Diese Phase ist nun beendet und viele Wissenschaftler nehmen an, dass das Phänomen echt ist. Aber welche Ausmaße werden die vom Menschen geschaffenen Emissionen verursachen, und welche Ausmaße sind reine Naturphänomene und liegen außerhalb unser Kontrolle?

Europawahl

Auch hierin England waren Europawahlen. In fast ganz Europa war die Wahlbeteiligung niedrig, und auch in einigen englischen Städten lag sie bei knapp 10 %, der Landes- durchschnitt lag bei ca. 24 %. Herr Blair und seine Labour Party erlitten eine beträchtliche Niederlage, ähnlich wie in den meisten europäischen Ländern, in denen sich die Wähler eher für rechtsgerichtete Parteien entschieden. In Großbritannien sah man dieses Ergebnis als eine Wahl gegen den Euro- beitritt an, obwohl nicht jeder diese Entscheidung akzeptiert. Sogar Premierminister Tony Blair vertritt jetzt die Meinung, daß es für Großbritannien reine Dummheit wäre, der- zeit der europäischen Währungsunion beizutreten. Einer Umfrage zufolge sind die meisten Briten gegen einen sofortigen Beitritt. Auf dem europäischen Festland machen die Italiener von sich reden. Keiner hier nimmt ihre Überlegungen ernst, Euroland zu verlas- sen (wie Signor Romano Prodi durchblicken ließ), aber sie könnten dies als Drohung ein- setzen, um bessere Bedingungen zu erhalten. Die Deutschen haben vor den Club /Wed-Ländern, deren Euromitgliedschaften scheinbar wahr werden könnten, Angst.

Späte Reue ist besser als überhaupt keine

In der Bibel wird an einer Stelle davon gesprochen, daß es besser ist, ein Sünder bereut spät, als überhaupt nicht. Noch besser ist es, wenn nicht einer sondern zwei Sünder Reue zeigen. Für uns Engländer ist die neuerliche Begeisterung Bundeskanzler Kohls für Subsidarität - das Prinzip der Rückführung von nebensächlichen Aufgaben von der EU in die nationale Kompetenz - gleich- bedeutend mit einer Mischung aus Freude und Zweifel. Ist Kohl wirklich in sich gegangen und hat seine Meinung geändert? Und selbst wenn das zutrifft, wird der Gewinner der Wahl im September ebenso denken wie er? Bundeskanzler Kohl stimmt zum ersten
Mal in den Chor ein, den wir Briten sehr gut kennen. Er lautet: „Gebt den Briten (oder den Deutschen) ihr Geld zurück”. Mit anderen Worten, Kohl merkt, daß die Flöhe der deutschen Nettozahlungen in die EU unverhältnismäßig hoch ist. Vernünftig denkende Menschen werden ihm zustimmen. Wie kann es denn zugehen, daß Frankreich und Italien mit der zweit- bzw. viertgrößten Wirtschaft in der EU fast überhaupt nichts zahlen?

Unsere liebe Umwelt

Die jüngste Umweltkonferenz in New York hat in England aus zwei Gründen einen tiefen Eindruck hinterlassen: zum ersten ist jetzt das volle Ausmaß der globalen Erwärmung kaum mehr zu vertuschen (obwohl es verschiedene Leute dennoch versuchen) und zum zweiten ist nicht zu übersehen, daß die amerikanischen Politiker nicht willens sind, ihren Bei- trag zu den notwendigen Anstrengungen bzgl. der CO2-Absenkung zu leisten. Weiter- hin streiten die Amerikaner nicht ab, daß 20 % der Weltbevölkerung und hier vor allem die
Amerikaner 80 % der gesamten Energie verbrauchen und denselben Anteil am welt- weiten CO2 emittieren. Für die restlichen Industrienationen ist es schwer und demoralisierend, die Kosten all der Umweltschutzmaßnahmen mit dem Wissen zu tragen, daß der größte Umweltverschmutzer nicht bereit ist, sein unrühmliches Verhalten zu ändern. Für die Entwicklungsländer trifft das noch mehr zu. Warum sollten sie ihr Bemühen, Anschluß an die wirtschaftliche Entwicklung zu finden, durch zusätzliche Aufwendungen bremsen, wenn die USA keine Anstalten macht, ihr Verhalten zu ändern.

Ein später Sommer in England

Der Sommer ist in diesem Jahr in England wirklich sehr spät dran; mitunter heizten noch die Menschen bis Anfang Juli. Dasselbe gilt auch für den „Wirtschafts-Sommer”. Alle Politiker und Wirtschaftsfachleute erzählen uns, daß die Lage besser aussehe - aber die meisten Menschen sehen das nicht so. Der sog. „Feel-good”-Faktor ist noch nicht erreicht. Jedoch war 1995/96 beispielsweise ein Rekordjahr im Hinblick auf die inländischen Investitionen - mehr ausländische Staaten als je zuvor bauten in Großbritannien neue Fabriken oder erweiterten bereits bestehende. Gegenwärtig expandiert z. B. Hoover (zur italienischen Candy GmbH gehörig), ein Unternehmen das bereits zwei Werke in Großbritannien unterhält. Von den inländischen Kapitalanlagen kamen im letzten Jahr 40 % aus den USA, jedoch Deutschland und Fernost rangierten nicht weit dahinter.
Kurz gesagt, Inlandsinvestitionen sind das, was alle Politiker wünschen. Sie schaffen Arbeitsplätze und Kaufkraft in der kürzest möglichen Zeit. Aber es gibt auch Rückschläge. Irgendjemand in Tokio, Minneapolis oder Bremen trifft plötzlich eine Entscheidung und innerhalb eines Monats werden vielleicht 1000 Beschäftigte arbeitslos.

Eindrücke einer USA-Reise

Dieser Bericht ist kein „Brief aus Amerika“, obwohl ich nahezu einen Monat lang in diesem riesigen Land unterwegs war. In der Vergangenheit gab es viele Besucher, die nach einer kurzen Zeit in einem fremden Land vorschnell Schlüsse zogen, die natürlich völlig falsch waren. Ich möchte dies vermeiden, dennoch aber den Lesern einige interessante Eindrücke vermitteln.

In vielen verschiedenen Bereichen scheint man in den USA einen größeren Wert auf schnelle Lieferung und geringen Preis als auf eine hohe Qualität des Erzeugnisses zu legen. Typisch dafür war unser brandneuer Mietwagen mit nicht passend gearbeiteter Innenauskleidung und schlecht montierten Türen. Oft fand man z. B. im architektonischen Bereich, bei Treppengeländern etc. Schweißungen ohne verschliffene Schweißnähte. Dieser Eindruck ist für Verfechter der ISO 9000 sicher keine gute Nachricht, nichtsdestoweniger ist er für viele Bereiche zutreffend.

Umstrittene Forschungsprojekte

In keinem Zweig der Wissenschaft ist die Forschung so teuer wie in der Kernphysik, in der riesige Anlagen notwendig sind, um subatomare Teilchen zu untersuchen. So faszinierend solche Untersuchungen auch sind, zwei Projekte sind kürzlich auf Widerstand gestoßen. In den USA wurde das mehrere Milliarden Dollar teuere SSC (Superconducting Super Collider)-Projekt abgesetzt. In Europa diskutiert man gegenwärtig das LHC (Large Hadron Collider)-Projekt, das CERN an der Franko-Schweizer Grenze mit Kosten in ähnlicher Höhe starten möchte. Auf einer kürzlich stattgefundenen CERN-Konferenz machten Deutschland und Großbritannien kein Hehl daraus, die Unterschrift unter den entsprechenden Vertrag zu verweigern. Ähnlich wie in der Astronomie ist auch in der Kernphysik ein Rücklauf der Mittel sehr schwer zu definieren und daher ist auch der Meinung, die unzähligen Milliarden sollten besser für andere Forschungsprojekte verwendet werden, schwer entgegenzutreten.

Korrektur der Umweltschutzgesetzgebung erreicht

Leser der „Galvanotechnik” können sich glücklich schätzen, durch die Rubrik Galvanoreferate über Veröffentlichungen anderer Fachzeitschriften für Oberflächenbehandlung informiert zu werden. Aus Platz- gründen kann die Inhaltsangabe der referierten Aufsätze eine gewisse Länge nicht überschreiten. Daher möchte ich näher auf einen bemerkenswerten Bericht in der Aprilausgabe 1993 der „Plating &Surface Finishing" (USA) eingehen. 1991 wurde von den Galvanobetrieben in Milwaukee verlangt, neue, bedeutend schärfere Abwasserbestimmungen einzuhalten. Für mindestens 26 organische und anorganische Verbindungen wurde der Grenzwert auf die Nachweisgrenze heruntergeschraubt, d.h. sie dürfen überhaupt nicht eingeleitet werden. Sechswertiges Chrom wurde auf 1 ppb und Quecksilber auf 0,2 ppb begrenzt.

Zur Situation in der Automobilindustrie

Die Automobilindustrie ist für die Galvanotechnik so wichtig, daß ich nochmals auf diese Thematik zurückkomme. Die Zulieferer der Automobilhersteller in Deutschland - viele von ihnen sind Galvanotechniker - schauen sehr besorgt in die Zukunft. Sie fragen sich, in welchen Maße die Industrie in Billiglohnländer abwandern wird.
Aus den Massenmedien erfuhren wir kürzlich über die Probleme auf den französischen Autobahnen, wo LKW-Fahrer den Verkehr über Tage blockierten. Nach der vielgerühmten „Just in Time“-Philosophie arbeitend, war das französische Peugeot-Werk in England gezwungen, die Produktion einzustellen, da der Teilenachschub aus Frankreich ausblieb. Diese Lektion wird in den Führungsetagen in Sindelfingen und Wolfsburg sicherlich nicht überhört worden sein. Es bringt nichts, Teile 1000 Kilometer weit entfernt für einige Pfennige billiger einzukaufen, wenn die Transportkette leicht unterbrochen werden kann.

Nochmals:
Freier Handel oder Protektionismus


In der letzten Ausgabe stellten wir die Frage, welchen Weg wohl die EG in dieser Sache in Zukunft einschlagen werde. Seitdem hat sich einiges geändert. Die Franzosen - es sei daran erinnert, was Frau Cresson über die Japaner geäußert hat - werden den Japanern wahrscheinlich nun doch 5 % an ihrer Computerfirma Machines Bull zubilligen. Weiterhin scheint entschieden zu sein, daß die von den Japanern in EG-Ländern gebauten Automobile - die meisten Produktionsstätten befinden sich in Großbritannien - nicht als Importfahrzeuge gelten, sondern in die Produktionszahlen des jeweiligen Landes eingehen.

Ein neuer Anlauf zur Edelstahlplattierung

Wie viele Galvanotechniker haben nicht schon über verrostete Anlagen geflucht. Rostfreier Stahl ist zu teuer, man kann ihn sich nicht leisten. Aber dank einem Italiener, der nach Südafrika ging und schließlich in Wales landete, ist jetzt Abhilfe zur Hand.
Nino Cacace ist der Erfinder von Nuovinox, einem edelstahlplattiertem Stahl. Die Plattierung wird bei hohen Drucken und Temperaturen von 1200°C aufgebracht, so daß eine feste Verbindung entsteht. Die Plattierung kann in der Dicke unterschiedlich sein, jedoch sollte sie 20 % des Gesamtquerschnittes ausmachen. Im Betonbau verwendete Bewehrungsstäbe aus Nuovinox kosten z. B. nur die Hälfte (3750 DM pro t) wie solche aus rostfreiem Stahl (7500 DM pro t).

Abscheidung von Diamantschichten

Ein Verfahren zur Abscheidung von Diamantschichten für technische Zwecke hat die Fa. Pilkington Electro-optic Materials in Dumbarton, Schottland, eine Tochterfirma der bekannten Pilkington Glass Manufacturing Company, entwickelt. Obwohl es schon seit Jahren diamantartige Beschichtungen gibt, liegen deren Eigenschaften nach Angaben von Pilkington immer im Zwischenbereich von Diamant und Graphit.
Die eigentliche mikrokristalline Diamantoberfläche hat jedoch eine zwei- bis fünffach größere Abriebfestigkeit. Die Schicht weist nur geringe Spannungen auf, so daß sie auch dicker oder sogar selbsttragend aufgebaut werden kann.
Herkömmliche Verfahren zur Herstellung künstlicher Diamanten arbeiten mit sehr hohen Temperaturen und Drucken; sie imitieren die Bedingungen, unter denen die natürlichen Diamaten entstanden sind. Das neue Verfahren ist hingegen mehr auf die Herstellung technischer Beschichtungen als auf künstliche Diamanten ausgerichtet.

Jahrestag für Edelstahl


Um den 75. Jahrestag der Entdeckung von Edelstahl durch Harry Brearley (Abb. 1) ins Gedächtnis zu rufen, realisiert die British Steel Corporation (BSC) auf nationaler Ebene ein breites Programm von Veranstaltungen und anderen Aktivitäten, die sich vor allem auf die zwei Standorte ihrer Edelstahlwerke in Sheffield und in South Wales konzentrieren. Unter anderem wurde der BSC Edelstahl-Design-Preis zur Förderung guten Designs von Edelstahlerzeugnissen gestiftet, der sich an Studenten, kleinere Ingenieurbüros und professionelle Designer wendet. Ausgeschrieben wurde auch ein Wettbewerb für eine Edelstahlskulptur, die am besten den Geist der im Jahre 1991 in Sheffield stattfindenden Weltstudentenspiele ausdrückt. Ein gemeinsam mit einer führenden photographischen Zeitschrift ausgeschriebener weiterer Wettbewerb verspricht wertvolle Preise für Photographen, die Edelstahl aus einem neuen Gesichtspunkt darstellen.