Einen grenzüberschreitender Expertenworkshop zum Thema „Ressourcen schonen“ richtete Anfang Oktober Prozesswasser- und Recyclingspezialist ProWaTech in Glattfelden nahe Schaffhausen aus. Es kamen rund 50 Teilnehmer aus Medizintechnik, Uhrenindustrie und Elektronik sowie aus Lohnbetrieben der nasschemischen Oberflächenbehandlung. Thema: Lösungswege aufzeigen, wie sich bei der Wasseraufbereitung Ressourcen und Kosten sparen lassen.Ein Grußwort sprach neben PraWaTech-Vertriebsleiter und Galvanotechnik-Beirat Herbert Hauser auch Galvanotechnik-Chefredakteur Robert Piterek, der bei den schweizerischen Galvanotechnikern dafür warb, die Zeitschrift Galvanotechnik verstärkt als Informations- und B2B-Plattform zu nutzen.
Abwasseranlagen aus Sicht von Anlagenbauern und Betreibern
Fachreferent Joel Noser, Konstruktionsleiter ProWaTech, sprach im Anschluss über die Realisierung einer Abwasseranlage aus Sicht des Anlagenbauers. Anhand der Realisierung einer Ionenaustauscherkreislauf- sowie Abwasser-
Reinigungsanlage bei der Promatverzinkerei Bern beschrieb er die Projektabwicklung aus Sicht der Konstruktion. Er zeigte dabei Ansichten des Layouts im dreidimensionalen Raum. Die Nachhaltigkeit des Anlagenbaus beginnt bei der Auswahl von Komponenten wie frequenzgeregelten Pumpen, Getrieberührwerken oder der Berücksichtigung von lokalen Lieferanten sowie der Auslegung kurzer Rohrleitungslängen. Wie das in der Praxis aussieht, zeigte anschließend Patrick Zbinden, Inhaber der W. Hänni AG in Aegerten sowie eben jener Promatverzinkerei Bern, in der die ProWaTech-Anlagen zum Einsatz kommen. Er stellte das 1961 gegründete Unternehmen vor, das mit Zink, Nickel und Zink-Nickel galvanisiert. Es wurde in eine neue Halle mit einer Zink-Nickel Anlage sowie einer neuen Abwasseranlage für insgesamt 3.1 Mio. Schweizer Franken investiert, die in rund 9 Monaten von ProWaTech installiert wurde.
Vom haushälterischen Umgang mit Ressourcen
Als Nächster referierte Herbert Hauser, ProWaTech/Hauser + Walz, über den haushälterischen Umgang mit den Ressourcen Energie, Chemie und Wasser. Er beschrieb zunächst präventive Maßnahmen zur Verminderung und Vermeidung von Abwasser, die eine höhere Priorität haben als eine Entsorgung. Maßnahmen zur Verminderung der Elektrolytverschleppung und Standzeitverlängerung der Prozessbäder wurden erläutert. Es wurden physikalische Verfahren zum Recycling wie Elektrolyse, Verdunster, Verdampfer, Kationenaustauscher, Zentrifuge, Ultrafiltration oder Kristallisator vorgestellt. Anhand von Praxisbeispielen für elektrisch betriebene Pumpen, Chromsäurereinigung, Kupferelektrolyse und Optimierung der chemischen Abwasserbehandlung wurden konkrete Kosteneinsparungen vorgestellt.
Vermeidung von Arbeits-/Umweltschäden
Thomas Müller, Umweltingenieur der Gsell Sicherheit GmbH, widmete sich dem Themenbereich Vermeidung von Arbeits- und Umweltschäden. Er stellte Praxisbeispiele von Arbeitsunfällen vor sowie Gefährdungen in Anlagen und wies auf die konkreten Pflichten der Arbeitgeber aber auch der Arbeitnehmer hin.
Nachhaltigkeit bei Georg Fischer
Am Nachmittag eröffnete Dominik Roth von der Georg Fischer AG (GF) die Session mit dem Thema Nachhaltigkeit bei Kunststoff-Rohrleitungen. GF Piping Systems ist führender Anbieter von Durchflusslösungen für den Transport von Gasen und Flüssigkeiten mit einem Umsatz von 2.2 Milliarden Schweizer Franken im Jahr 2022 und 8085 Mitarbeitern weltweit. Die Nachhaltigkeitsstrategie 2025 beinhaltet eine Reduktion des CO2-Fussabdruckes, Nachhaltigkeit bei der Produktentwicklung und Bewusstseinsbildung für die Verantwortung der Lieferketten. GF setzt Bio-attribuiertes PVC ein, bei dem das Rohöl teils durch biobasiertes Tallöl ersetzt wird. Dies führt zur CO2-Reduktion von 90 % des bio-basierten Harzes verglichen mit fossilem Rohöl. Das in der „Ultrapure Water Anwendung“ (UPW) in der Pharmaindustrie anfallende PVDF-Material soll für neue PVDF-Rohre und Fittings eingesetzt werden. Er stellte einige Projekte vor, die mit der ProWaTech AG realisiert wurden.
Gegenstromregeneration bei Enthärtungsanlagen
Peter Spiegl und René Fink von der Firma Karl Spiegl. teilten sich den Vortrag zum Thema Betriebskosten einsparen bei Reinwasseranlagen. Die Firma Spiegl. ist eine verlängerte Werkbank für Systemlieferanten, wie die ProWaTech AG. Spiegl und Fink stellten die Gegenstromregeneration bei Enthärtungsanlagen vor. Die sensorgesteuerte Überwachung der Beladung führt zu ca. 25 % Betriebsmitteleinsparung und automatischer Anpassung an die schwankende Rohwasserhärte. Die retentatgestufte Umkehrosmose zur Reinwassererzeugung erhöht die Permeatausbeute von 75 auf 90 %. Dass bedeutet, dass pro m3 Reinwasser 220 l Frisch- und Abwasser in Relation zu konventionellen Umkehrosmoseanlagen eingespart werden.
Mechanische Abwasservorbehandlung
Markus Sameli ist Mitglied der Geschäftsleitung und Verkaufsleiter für die Westschweiz und Ausland bei der EnviroChemie AG. Er stellte die industrielle Abwasserbehandlung mit Kompaktanlagen und modularen Anlagenkomponenten vor und beschrieb die Möglichkeiten der mechanischen Vorbehandlung von Abwässern, wie Schlammfang oder Ölabscheider. Die EnviroChemie AG bietet standardisierte und modulare Kompaktanlagen an.
Augmented Reality in der Abwassertechnik
Abgerundet wurde der Event mit einer Live-Demo zum Thema „Augmented Reality (AR) – Erweiterte Realität“. Zunächst gab Benno Fiechter von der Eltromatic AG einen Überblick über neueste Trends bei der Automation. Dann stellte er das Re-Design von Abwasser-Chargenbehandlungen vor. Es wurde ein neuer Software-Baustein entwickelt, um Redox-Reaktionen und Organosulfidfällung mittels „Titrationsregler“ zu automatisieren und zu verfeinern. Dadurch werden Abwasser-Behandlungschemikalien eingespart. Ivano Isepponi, Technischer Leiter bei der Eltromatic AG, demonstrierte AR anhand einer Testvorrichtung mit Hilfe eines Smartphones, das eine Ionenaustauscherkreislauf- und Abwasserreinigungsanlage filmt. Dabei erscheint eine visuelle „Datentafel“ mit allen erforderlichen Informationen zur jeweiligen Anlage oder auch Komponente. Es werden alle Informationen zum Betriebszustand gezeigt, wie Leitwert, Durchfluss oder Schaltungsart. ProWaTech will diese Technologie bald beim Anlagenbau einsetzen, wie Herbert Hauser berichtete. Auch Arnaud Kropp von der Softec AG zeigte digitale Inhalte mit den Smartphone und erklärte die Funktion von Augmented Reality anhand einer Kaffeemaschine. Auf der Homepage www.softec.de ist ein Video zum Thema Augmented Reality für eine Galvanoanlage zu sehen. Augmented Reality kommt zur Anleitung von Mitarbeitern, zur Übersicht der Instandhaltungsinformationen, für eine effizientere Wartung oder schnellere Reaktion bei Störungen zum Einsatz.