Abwärme aus der energieintensiven Industrie ist oft für den Einsatz in Fernwärmesystemen geeignet, jedoch meistens ungenutzt. Eine detaillierte Übersicht der in der EU verfügbaren Potenziale liefert jetzt eine Datenbank des Projekts sEEnergies. In Deutschland könnten 29 Petajoule Abwärme aus Industriestandorten genutzt werden, was dem Bedarf von mehr als einer halben Million Haushalte entspricht. So könnten unter anderem die in der Fernwärme typischen Kohle- und Gaskraftwerke ersetzt werden.
Im EU-Projekt sEEnergies entwickelt ein Konsortium aus Universitäten und Forschungseinrichtungen einen ganzheitlichen Modellierungsansatz, um EU-weit die Potenziale für Energieeffizienz in Gebäuden, Verkehr und Industrie zu quantifizieren und dieses Wissen nutzbar zu machen.
Eine Möglichkeit für die effiziente und CO2-arme Wärmeversorgung von Gebäuden ist die Nutzung industrieller Abwärme in Fernwärmesystemen. Energieintensive Industriestandorte aus den Branchen Chemie, Eisen und Stahl, Zement, Glas, Papier sowie Raffinerien produzieren vor allem durch Rauchgase viel überschüssige Wärme, die derzeit aber nur selten genutzt wird.
Um dieses bisher meist ungenutzte Potenzial europaweit abschätzen zu können und sichtbar zu machen, hat das Konsortium vier Datenbanken verknüpft. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI hat als Projektpartner eine neue Methodik für die Bestimmung der Abwärmepotenziale verwendet. Dafür hat das Projektteam eine Datenbank von 1.608 Industriestandorten angelegt. In dieser werden in einem Geoinformationssystem (GIS) die Standorte als Wärmequellen mit Daten zum Wärmebedarf und zu bestehenden sowie potenziellen Fernwärmenetzen abgeglichen. Die gewonnenen Daten sind als Kartenansicht verfügbar, die Datensätze können heruntergeladen werden.