In Buttes, Kanton Neuenburg, ist kürzlich die erste Solaranlage in Betrieb gegangen, die zwischen Eisenbahnschienen installiert wurde. Drei Jahre lang wird jetzt getestet, ob das praktikabel ist.
Think global, act local lautet ein Grundsatz von Unternehmensgründern und man sagt, er gehe auf Bill Gates zurück. Ähnlich geht jetzt Joseph Scuderi vor. Er hat mit seinem Start-up-Unternehmen Sun-Ways ein System entwickelt, mit dem Solarpaneele zwischen Eisenbahngleisen verlegt werden und nachhaltigen Strom direkt ins örtliche Verteilernetz einspeisen können.
„Wir haben in der Schweiz rund 5000 Kilometer Schienennetz. Das heißt 5000 Kilometer ungenutzter Raum zwischen zwei Stahlsträngen. Da bietet es sich meiner Meinung nach an, diesen Raum sinnvoll zu nutzen.“
5000 Kilometer ungenutzter Raum zwischen zwei Stahlsträngen
Von 5000 Kilometern Solarpaneele ist Scuderi derzeit zwar noch weit entfernt, aber immerhin hat er jetzt vom Bundesamt für Verkehrswesen (BAV) die Genehmigung bekommen, im Kanton Neuenburg 100 Meter bzw. 48 Solarpaneele zu installieren. Zunächst handelt es sich um einen auf drei Jahre befristeten Modellversuch. Mit an Bord sind die Neuenburger Verkehrsbetriebe transN, die die Strecke zur Verfügung stellten. Die elektrischen Kontakte sind in den Paneelen gesichert untergebracht, die Einspeisung ins örtliche Netz geschieht 500 Meter von der Versuchsanlage entfernt. Die die Anlage überfahrenden Züge wurden an den Enden mit walzenförmigen Bürsten ausgestattet, die die Elemente bei jeder Überfahrt reinigen.
Eine Technologie, die in der Lage ist, Paneele im großen Stil zu installieren, gibt es auch schon. Die Scheuchzer AG hat sich darauf spezialisiert, Maschinen für Bahnsicherheit und -installation zu bauen. Dort hat man bereits eine Paneel-Setzmaschine entwickelt. Kapazität: 1000 Quadratmeter Solarmodule pro Tag.
Sun-Ways hatte bereits 2023 einen Antrag auf eine Versuchsstrecke gestellt gehabt. Der wurde vom BAV jedoch abgelehnt. Ein unabhängiges Gutachten und Nachbesserungen an der Technik haben das BAV jetzt umgestimmt. Insbesondere musste gewährleistet sein, dass die Paneele schnell ganz oder teilweise demontiert werden können, um den Wartungsbetrieb der Bahn sicherzustellen.
Die Genehmigung der Anlage durch das BAV ist an weitere technische Bedingungen geknüpft. Zusätzliche Tests und Messungen sollen sicherstellen, dass es zu keinen schädlichen Auswirkungen auf die Eisenbahninfrastruktur kommt. Ebenso wird es Ab- und Aufbautests geben. Sie sollen zeigen, dass sich die Sun-Ways-Pilotanlage an die Einschränkungen bei Wartungsarbeiten und dem Betrieb der Strecke anpasst. Diese Tests unterliegen der Ägide von RM Voie ferrée, einem Unternehmen, das auf Inspektionen und Sicherheit im Eisenbahnverkehr spezialisiert ist.
Das ergäbe mehr als zwei Millionen Module
Jedes Paneel der Anlage liefert 380 Watt, zusammen also 18 kW Nennleistung. Nicht auszudenken, wenn auch nur ein Großteil der 5000 Bahnkilometer der Schweiz mit Solarmodulen ausgestattet würde. Das ergäbe mehr als zwei Millionen Module. Die Schweiz ist für eine Terawattstunde pro Jahr gut. Allein mit den in den Bahnanlagen verlegten Modulen könnte man dann 30 Prozent des Strombedarfs des gesamten öffentlichen schweizerischen Verkehrssektors herstellen. Scuderi ist bereits in Verhandlungen mit den spanischen Verkehrsbetrieben und mit der französischen SNCF. Besonders Letztere seien vielversprechend.