Auf den Punkt gebracht: Der E-Auto-Markt wächst – aber nicht in Deutschland – Zölle auf E-Autos treffen uns mehr als China– die Batterie – Keine automobile Energiewende ohne China

BYDs Produktionsstätte für neue New Energy Vehicles (NEV)

Der Blick über die deutschen Grenzen lohnt. Im ersten Halbjahr 2024 ist die PKW-Inland-Produktion um 6 % gegenüber dem 1. Halbjahr 2023 zurückgegangen. Noch drastischer ist der Rückgang gegenüber dem letzten Vor-Coronajahr 2019 mit 16 %.

Betrachtet man die Neuzulassungen im 1. Halbjahr 2024, so wurden 1,471 Mio. Pkw zugelassen (+5 %). Auch hier zeigt sich der Unterschied im Wachstum: 1,002 Mio. deutsche Marken (+3 %) und 470.000 ausländische Marken (+10 %)

Der E-Auto-Markt schrumpft nur in D und I

In Deutschland wurden im 1. Halbjahr 273.700 E-Autos zugelassen (-9 %), davon BEV 184.100 (-16 %) und 89.500 PHEV (-13 %). In Abb. 1 wird deutlich, dass es ein Mythos ist, der E-Auto Markt würde insgesamt schrumpfen. Von weltweit 14,0 Mio. E-Autos (BEV, PHEV, FCEV) 2023 wurden 7,3 Mio. in China, dem größten Einzelmarkt, zugelassen. Auch im ersten Quartal 2024 ist dort der Markt um 19,7 % weiter deutlich gewachsen, während er in Deutschland um 14,1 % geschrumpft ist. Außer in Italien und Deutschland ist der E-Auto Markt überall in Europa zweistellig gewachsen.

Abb. 1: Veränderung Pkw-Markt in %, 1. Quartal 2024 vs. 1. Quartal 2023Abb. 1: Veränderung Pkw-Markt in %, 1. Quartal 2024 vs. 1. Quartal 2023

Abb. 2: Elektromobilität - Pkw 2023 (BEV, PHEV, FC)Abb. 2: Elektromobilität - Pkw 2023 (BEV, PHEV, FC)

China rockt den E-Auto Markt

Mehr als 50 % der 2023 weltweit abgesetzten E-Autos sind in China vom Band gelaufen, 17 % wurden Europa zugerechnet und 10 % den USA (Abb. 2). Auch in diesem Jahr wird der Markt nach Prognosen der IEA auf 17 Mio. E-Fahrzeuge weltweit wachsen, allerdings ohne einen nennenswerten Zuwachs in Deutschland.

Abb. 3: Xiaomi SU7 Max, der ‚Porschekiller‘ des chinesischen Smartphoneherstellers Xiaomi mit 101 kWh-Batterie für 700 km Reichweite nach CLTC, von 0 auf 200 km/h in 10,7 s, zum China-Preis 28.000 €-39.000 €Abb. 3: Xiaomi SU7 Max, der ‚Porschekiller‘ des chinesischen Smartphoneherstellers Xiaomi mit 101 kWh-Batterie für 700 km Reichweite nach CLTC, von 0 auf 200 km/h in 10,7 s, zum China-Preis 28.000 € - 39.000 €

BYD der Weltmarktführer will lokal produzieren und Zölle umgehen

Abb. 4: Eröffnung des BYD-Produktionswerkes in Thailand am 4.7.2024 und Produktion des achtmillionsten New Energy Vehicles (NEV)Abb. 4: Eröffnung des BYD-Produktionswerkes in Thailand am 4.7.2024 und Produktion des achtmillionsten New Energy Vehicles (NEV)BYD aus Shanghai hat eine internationale Expansionsstrategie begonnen. Derzeit wird ein erstes Werk in Thailand eröffnet, um Zugang zu den umliegenden südostasiatischen Ländern aufzubauen (Abb. 4). Die Investitionssumme betrug 490 Mio. $ für eine Produktionskapazität von 150.000 E-Autos p. a.. Gleichzeitig werden etwa 10.000 neue Arbeitsplätze in Thailand geschaffen.

In Thailand wurden 2023 80.000 E-Autos verkauft, bei einer gesamten Automobilproduktion von 2,5 Mio. Fahrzeugen. Bis 2030 sollen etwa ein Drittel davon E-Autos sein.

Im ersten Quartal 2024 lieferten chinesische Hersteller 70 % aller E-Autos in Thailand. Nach ‚Counterpoint Research' entfielen 47 % Marktanteile auf BYD und lediglich 4 % auf Tesla.

BYD baut ein Produktionswerk in der Türkei

BYD errichtet derzeit Werke in Ungarn, Brasilien und Usbekistan und plant auch ein Produktionswerk in der Türkei. Drei Tage nach Inkrafttreten der neuen EU-Strafzölle unterzeichneten der türkische Minister für Industrie und Technologie, Mehmet Fatih Kacir, und der BYD-CEO Wang Chuanfu ein Abkommen für den Bau eines Produktionswerkes in der Türkei. Das Investitionsvolumen soll bis zu 1 Mrd. $ betragen. Dabei sollen 5.000 neue Arbeitsplätze in Marisa (Großraum Izmir) entstehen. BYD sieht die Türkei als vielversprechenden Standort durch den Zugang zu den europäischen und vorderasiatischen Märkten. Gute Logistik, qualifizierte Arbeitskräfte und viele Zulieferer komplettieren den Standort.

Auf den Punkt gebracht

  • Im ersten Halbjahr 2024 hat die Pkw-Inlandsproduktion 6 % vs. Vorjahr verloren und 16 % gegenüber 2019.
  • Der E-Automarkt wächst weltweit zumeist zweistellig, während er in Deutschland im ersten Halbjahr um 9 % geschrumpft ist, BEV 16 %. China dominierte mit über 50 % Marktanteil den weltweiten Absatz von 17 Mio. E-Autos.
  • BYD aus Shanghai, der wohl zukünftige Weltmarktführer für NEVs vor Tesla hat eine milliardenschwere Expansionsstrategie in Thailand, Ungarn, Brasilien, Usbekistan und der Türkei begonnen.
  • Im neuen Werk Thailand mit einer Kapazität von 150.000 E-Autos p. a. wurde am 4.7.2024 das achtmillionste NEV für BYD weltweit produziert.

Unsere einzige Branche von Weltgeltung, die Automobilindustrie, baut ab. Die Produktionszahlen sinken und der Absatz stockt, vor allem in China. Vorbei sind die Zeiten, in denen VW 41 % (2020) seines höchst profitablen Absatzes in China realisierte, BMW 33 % und Mercedes 31 %. Selbst Porsche soll nach chinesischen Medienberichten derzeit zweistellige Rabatte offerieren, um den weiteren Rückgang der Absatzzahlen zu bremsen. Es ist keine Zeit mehr für Ideologie, politische Spielchen oder Schönfärberei, sondern für eine neue Deutschlandstrategie!

Ich wünsche Ihnen eine entspannte Ferienzeit.

Ihr Hans-Joachim Friedrichkeit

Kontakt

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  • Titelbild: BYDs Produktionsstätte für neue New Energy Vehicles (NEV)
  • Ausgabe: August
  • Jahr: 2024
  • Autoren: Hans-Joachim Friedrichkeit
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