Nakaharas ‚Blick nach Asien‘: Die Leiterplattenproduktion in Fernost

Nakaharas ‚Blick nach Asien‘: Die Leiterplattenproduktion in Fernost

Im NTI-100-Bericht für 2021 wurden die 146 führenden Leiterplattenhersteller der Welt aufgelistet mit der Feststellung, dass sich der Konzentrationsprozess der Weltproduktion auf die asiatischen Mitglieder der NTI-100-Liste stetig fortsetzt [1]. Dieser Auftakt der Kolumne gibt anhand vieler Beispiele weitere Informationen darüber, wie sich die PCB-Branche in Südostasien gegenwärtig weiterentwickelt und dass die umfangreichen Investitionen der großen Boardproduzenten zu weiteren Verschiebungen in der NTI-100-Liste für 2022 führen werden. Weitere Beispiele behandelt die Kolumne in Heft 5/2023.

China ist zweifellos immer noch das weltweite Produktionszentrum für viele Industrieerzeugnisse. Mit zunehmendem Wohlstand des Landes sind jedoch die Arbeitskosten gestiegen. Bei bestimmten Arbeitsplätzen liegen sie bereits auf dem Niveau von Japan, Singapur, Taiwan und Südkorea. Aus Sicht der Leiterplattenherstellung ist China jedoch immer noch der beste Ort. Seine Stärke liegt in der gut etablierten Infrastruktur für die PCB-Fertigung. Mit einigen Ausnahmen sind wichtige Materialien und Ausrüstungen direkt neben dem Produktionsort von Leiterplatten verfügbar. Im Jahr 2021 wurden beispielsweise 64 % aller von taiwanesischen Leiterplattenfirmen hergestellten Boards in China gefertigt. In dem Maße, wie deren Menge und Wert stieg, errichteten alle großen taiwanesischen Zulieferer von Laminaten, Glasgarn/-gewebe, Kupferfolie, Epoxidharz sowie Bohrmaschinen, Galvanik- und Ätzanlagen bedeutende Werke in China. Aber die Nachbarländer Chinas holen auf, wie dieser Bericht erkennen lässt.

Da die US-Sanktionen gegen China jedoch andauern und Großstädte von der chinesischen Regierung aufgrund ihrer strengen Zero-Covid-Politik immer wieder abgeriegelt werden, wird die Lieferkette häufig unterbrochen, was zu Produktionsausfällen führt (Abb. 1). Dies veranlasste PCB-Kunden dazu, ihren Boardlieferanten vorzuschlagen, Anlagen außerhalb Chinas zu errichten.

plus 2023 01 034

Japanische Leiterplattenhersteller haben vor mehr als zehn Jahren aufgehört, in China zu investieren, teilweise aufgrund der politischen Situation nach dem Senkaku-Insel-Streit zwischen Japan und China und teilweise auch, weil sie nicht ‚alle Eier in einen Korb legen wollen', nämlich in China. Eine Ausnahme bildet Nippon Mektron, außerhalb Japans als Mektec bekannt. Das Unternehmen hat in Suzhou und Zhuhai expandiert, um die Produktionskapazität für Flex-Leiterplatten für bestimmte in China tätige Kunden zu erhöhen. Nachfolgend richten wir den Blick auf die Situation der Leiterplattenindustrie anderer südostasiatischer Länder.

Thailand

Abb. 2: Die Hauptzentren der thailändischen Leiterplattenproduktion liegen im Süden des Landes um Prachinburi und Ayutthaya (Bild: Sonnenuntergang in Ayutthaya)Abb. 2: Die Hauptzentren der thailändischen Leiterplattenproduktion liegen im Süden des Landes um Prachinburi und Ayutthaya (Bild: Sonnenuntergang in Ayutthaya)Der 1961 gegründete japanische Konzern CMK, vor etwa 20 Jahren der größte Leiterplattenhersteller der Welt und jetzt in NTI-100 für 2021 nur noch auf Rang 34, verfügte einst mit einer Produktionskapazität für einseitige Leiterplatten (SSB) von 1 000 000 m2/Monat über Werke in Japan, Singapur, Indonesien und Malaysia. Als das Unternehmen begann, seinen Markt in Richtung Automobilanwendungen zu verlagern, und Haushaltsgeräte begannen, digital zu werden, ging die Nachfrage nach einseitigen Leiterplatten zurück. Infolgedessen stellte es die Produktion von SSB ein und schloss alle diese Werke in Südostasien. Statt dessen baute man ein neues Werk in Thailand (Prachinburi) und zwei in China, um doppelseitige und mehrlagige Träger einschließlich HDI-Boards zu fertigen. Im Gegensatz zu den meisten Verlagerungen von PCB-Firmen in Gebiete nördlich von Bangkok, also in und um Ayutthaya (Abb. 2), entschied sich CMK für das 304 Industrial Estate in Pranchinburi, etwa zwei Autostunden östlich von Bangkok. Wenn man von Bangkok nach Prachinburi fährt, sieht man viele Automobilunternehmen entlang der Straßen dorthin. Das Unternehmen baut jetzt neben dem bestehenden Werk mit einer Investition von 220 Mio. $ (Wechselkurs von 2021) ein neues Multilayer-Werk, welches im August 2024 in Betrieb gehen soll. Die Produkte sind hauptsächlich Multilayer einschließlich HDI-Leiterplatten für Automobilanwendungen. CMK hatte 2021 gemäß NTI-100 einen PCB-Umsatz von 747 Mio $.

Ein weiterer japanischer Leiterplattenhersteller, Kyoden, baut in Chonburi, südlich von Bangkok, neben seiner bestehenden Anlage für doppelseitige Leiterplatten eine neue Fabrik für Multilayer. ‚Buri' bedeutet in der thailändischen Sprache ‚Fluss' oder ‚Strom'. Die Investitionssumme beträgt etwa 100 Mio. $. Wie bei CMK liegen die Hauptanwendungen der von Kyoden Thai gefertigten Leiterplatten in der Automobilindustrie. Thailand war vor allem für die Japaner eine Basis für die Automobilproduktion. Beginnend mit dem Jahr 2022 gaben südkoreanische und chinesische Autohersteller bekannt, dass sie dort Werke zur Produktion von Elektrofahrzeugen (EV) errichten werden. Ein solcher Schritt macht Thailand zu einem noch attraktiveren Investitionsstandort für die Produktion auch von Leiterplatten.

Das in Taiwan ansässige Unternehmen APEX International (Platz 45 in NTI-100 für 2021) erweiterte sein thailändisches Werk auf dem Campus APEX 2 im Gewerbegebiet Shinsakon, etwa eine Stunde südwestlich von Bangkok. Die neu errichtete Anlage ist die dritte auf diesem Campus. Die Produktion begann Ende 2021. Im Mai 2022 wurde die Anlage vollständig in Betrieb genommen. Der Umsatz von APEX betrug 535 Mio. $ im Jahr 2021.

Abb. 3: Überschwemmung in Ayutthaya, 2011 (Satellitenaufnahme)Abb. 3: Überschwemmung in Ayutthaya, 2011 (Satellitenaufnahme)WUS Printed Circuit Co. Ltd, eine taiwanesische Firma, die seit 1972 Leiterplatten herstellt und früher als Wus (Wu-Shi) firmierte, investiert 280 Mio. $ im thailändischen Ayutthaya (Abb. 2). Phra Nakhon Si Ayutthaya wird Leiterplattendesign anbieten und Boards herstellen. Das Projekt sollte in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 beginnen, wobei die Massenproduktion für die erste Hälfte des Jahres 2025 angestrebt wird. WUS Taiwan betreibt bereits zwei Werke im chinesischen Kunshan: WUS Printed Circuit für die Boardproduktion und Centron Electronics Co. Ltd. für SMT-Dienstleistungen. Im Jahr 2005 nahm WUS den 15. Platz im weltweiten Ranking der Leiterplattenhersteller ein. In der NTI-100-Liste 2021 lag die WUS Group trotz gewaltiger Umsatzsteigerung nur noch auf Rang 20 mit einem Jahresumsatz von 1,352 Mrd. $. WUS fertigt HDI-Leiterplatten mit einem L/C (line/space)-Verhältnis von 75 µm als Standard und 64 µm als Advanced.

JOVE PCB, ein chinesischer Hersteller, investiert 70 Mio. $r in den Bau eines neuen Werks in Rayong, im Süden Thailands. Die erste Produktion soll laut einem kürzlichen Interview mit einem der drei Gründer (alle heißen ‚Wang', sind jedoch nicht miteinander verwandt) irgendwann im Jahr 2024 beginnen. Die Investitionen sollen fortgesetzt werden. Das thailändische Unternehmen trägt den Namen WTT (Three Wangs, Thailand, Technology).

Dynamic Electronics of Taiwan (Rang 41 in NTI-100 für 2021) soll mit der thailändischen Regierung über ein neues Leiterplattenwerk verhandeln, aber zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht bekannt, wo. Die Größe dieser Anlage soll jener in Huangshi, Provinz Hubei in China, gleichen. Der Umsatz betrug 2021 um 570 Mio. $.

Zusätzlich zu diesen erwähnten Herstellern gibt es in Thailand noch einige weitere bemerkenswerte Leiterplattenfirmen: Fujikura und Mektec aus Japan sowie Kingboard und KCE Electronics. Kingboard ist ein multinationales Unternehmen mit Hauptsitz in Hong Kong. Es hat weltweit etwa 36000 Mitarbeiter und 2021 einen Jahresumsatz von über 40 Mrd. HK$. In der NTI-100-Liste 2021 belegte Kingboard PCB Platz 13 und hatte bei Leiterplatten einen Jahresumsatz von etwa 1,83 Mrd. $.

KCE ist der einzige große lokale Boardhersteller. Er wies 2021 laut NTI-100 einen Umsatz von 483 Mio. $ auf und nahm Rang 51 ein. KCE kaufte in Ayutthaya Land, das Sanyo Electric gehörte. Das Werk wurde 2011 durch Überschwemmungen schwer beschädigt wie auch viele andere Produktionsstätten in Ayutthaya (Abb. 3).

Übersetzung, Bearbeitung und Ergänzung: Dr.-Ing. Hartmut Poschmann

Referenzen

[1] NTI-100 für 2021, Plus 10/2022

  • Ausgabe: Januar
  • Jahr: 2023
  • Autoren: Dr. Hayao Nakahara
Image

Eugen G. Leuze Verlag GmbH & Co. KG
Karlstraße 4
88348 Bad Saulgau

Tel.: 07581 4801-0
Fax: 07581 4801-10
E-Mail: info@leuze-verlag.de

 

Melden Sie sich jetzt an unserem Newsletter an: