Auf der Formnext 2024 wurde ein neues Konsortium führender 3D-Druck-Unternehmen angekündigt. Dieses soll die dringendsten Herausforderungen, denen Hersteller bei der Einführung und Skalierung der 3D-Drucktechnologie für den industriellen Einsatz gegenüberstehen, meistern. Diese Zusammenarbeit findet unter dem Namen „Leading Minds“ statt und vereint Branchengrößen wie Ansys, EOS, HP, Materialise, Nikon SLM, Renishaw, Stratasys und Trumpf.
Leading Minds ist eine Gemeinschaftsinitiative der Unternehmen Ansys, EOS, HP, Materialise, Nikon SLM, Renishaw, Stratasys und Trumpf im Bereich 3D-Druck. Mit einer gemeinsamen Vision für die Zukunft der Fertigung besteht die Mission des Konsortiums darin, das volle Potenzial der 3D-Drucktechnologie auszuschöpfen
Kooperation und Verständigung auf gleiche Maße und Anforderungen, also im Prinzip Normung, standen immer am Anfang großer technologischer Durchbrüche. Allen voran sei als Beispiel die Dampfmaschine genannt, wo der kritische Faktor zum Erfolg die Normierung der Nietenbolzen, der Druckbehälter und der Materialprüfung war. Zweihundert Jahre später kämpft eine andere Technologische Innovation mit Abstimmungsproblemen zwischen den einzelnen Herstellern und entlang der gesamten Prozesskette. Und genau hier hat sich auf der FormNext 2025 Entscheidendes getan. Ein Konsortium der führenden (westlichen) Druckerhersteller und Softwareprovider hat sich gegründet. Dieses Konsortium möchte viele der Hindernisse überwinden, die die industrielle Einführung des 3D-Drucks noch immer behindern, und es so Fertigungsunternehmen ermöglichen, 3D-Drucklösungen effektiver zu integrieren und zu skalieren. Die erste Initiative des Konsortiums zielt darauf ab, einen gemeinsamen Sprachrahmen für den 3D-Druck zu schaffen.
Von der Nischeninnovation zur Massenproduktion
Der 3D-Druck hat sich in verschiedenen Branchen bewährt, indem er das Produktdesign verändert und heute hochgradig kundenspezifische Lösungen bietet, darin sind sich die Mitglieder des Konsortiums einig. Jedoch befindet sich der 3D-Druck noch immer im Übergang von einer Nischeninnovation zur Massenproduktion. Um den Durchbruch in der Großserie zu erreichen, muss die Branche erst ihre Skepsis überwinden und konkrete, skalierbare Lösungen liefern, die den 3D-Druck als Eckpfeiler der modernen industriellen Produktion festigen. Denn trotz vieler Verheißungen stoßen die meisten Fertigungsunternehmen noch immer auf Hindernisse bei der Einführung des 3D-Drucks in der Serienproduktion. Einer Umfrage (2023: von B2B International unter 327 Herstellern in den USA, Deutschland und Japan) zufolge sehen Unternehmen den 3D-Druck als wichtigen Trend in der Fertigung, aber fast alle Unternehmen (98 %) haben mit Herausforderungen und Hindernissen bei der Einführung des 3D-Drucks zu kämpfen, wie etwa mangelndes Fachwissen, vermeintlich hohe Kosten und manchmal eine zu komplexe Integration in etablierte Prozesse. Um diese Hürden zu überwinden, sind mehr als individuelle Anstrengungen erforderlich; es bedarf einer branchenweiten Zusammenarbeit, um die Technologie einem breiteren Spektrum von Herstellern zugänglicher zu machen.
Gemeinsam den 3D-Druck voranbringen
Der Stand von Materialise auf der Formnext mit einem Fernsehbildschirm mit der Aufschrift „Leading Minds Consortium“, einem Standtext mit der Aufschrift „Make a Difference | Ihr AMSoftware- und Fertigungspartner von der -Planung bis zur Produktion“ und 3D-gedruckten Zahnrädern, die die Unternehmen repräsentieren (Bild: © Materialise NV)Während sich die Diskussion von „Warum sollten wir 3D-Druck einführen?“ zu „Wie können wir ihn effektiv integrieren?“ verlagert, suchen Hersteller nach konkreten Strategien zur Überwindung der bestehenden Hindernisse. Das Leading-Minds-Konsortium wurde als direkte Antwort auf diese Herausforderungen gegründet. Das Konsortium vereint einige der innovativsten und einflussreichsten Unternehmen der 3D-Druckbranche. Die Gründungsmitglieder – Ansys, EOS, HP, Materialise, Nikon SLM, Renishaw, Stratasys und Trumpf – sind alle von der Leistungsfähigkeit des 3D-Drucks überzeugt, manche von ihnen widmen sich sogar vorrangig der additiven Fertigung. Jedes Mitglied hat individuell die Grenzen des Möglichen mit 3D-Druck erweitert und möchte nun durch die Zusammenarbeit dafür sorgen, dass 3D-Druck in verschiedenen Branchen zugänglicher und skalierbarer wird. Das Konsortium ist dabei aber offen für die Aufnahme weiterer Unternehmen.
So soll Leading-Minds für ein gemeinsames Engagement stehen, die Zukunft der Fertigung durch die transformative Kraft des 3D-Drucks neu zu gestalten. Das Konsortium zielt darauf ab, die dringendsten Herausforderungen anzugehen, denen sich Hersteller heute gegenübersehen. Dazu gehören die Verbesserung der Produktionseffizienz, die Reduzierung von Abfall und die Ermöglichung schnellerer, reaktionsfähigerer Lieferketten. Durch diese Bemühungen ist es ein Ziel des Konsortiums, dazu beizutragen, ein anpassungsfähigeres, nachhaltigeres und vielseitigeres Fertigungsökosystem zu schaffen.
Zusammenarbeit zur Realisierung branchenweiter Lösungen
Das Hauptziel des Leading Minds-Konsortiums besteht darin, das Bewusstsein für die Möglichkeiten des 3D-Drucks in mehr Branchen zu schärfen und die Hürden zu beseitigen, mit denen Hersteller konfrontiert sind.
Bei dieser gemeinsamen Anstrengung geht es nicht nur darum, den 3D-Druck zu verbessern, sondern auch darum, praktische, umsetzbare Schritte zu unternehmen, um die Fertigung innovativer, nachhaltiger und fortschrittlicher zu gestalten. So besteht der erste Schritt des Konsortiums darin, die Fragmentierung und Komplexität der Branchennomenklatur anzugehen, um sicherzustellen, dass alle Akteure mit einem klareren Verständnis der Möglichkeiten des 3D-Drucks arbeiten können. Derzeit verwenden viele Unternehmen und Technologien unterschiedliche Terminologien für ähnliche Konzepte, was eine effektive Zusammenarbeit erschwert und das volle Potenzial des 3D-Drucks in der industriellen Produktion einschränkt. Um dieses „moderne Turmbau-zu-Babel“-Szenario zu lösen, beabsichtigt das Konsortium, einen gemeinsamen Sprachrahmen zu entwickeln, der eine bessere Kommunikation erreicht und es Herstellern und Technologieanbietern ermöglicht, effektiver zusammenzuarbeiten.
Interessanterweise spielt bei all diesen Überlegungen das Post-Processing noch eine untergeordnete Rolle. Aber das kann (und sollte) sich in Zukunft noch ändern…