Ich war entsetzt – und bin es immer noch. Ich habe etwas erfahren, das mich echt sprachlos macht. Meine langjährige Freundin – eine hoch-qualifizierte, effiziente Fachkraft, bei den Kunden geschätzte Mitarbeiterin mit über 25 Jahren Berufserfahrung – hat ihr Team verlassen ...
... Nicht, weil sie in den Ruhestand wollte oder einen neuen Traumjob gefunden hatte. Nein.
Sie kündigte, weil sie keine andere Möglichkeit mehr sah!
Sie fragen sich, was passiert ist?
Nach der Unternehmensübergabe an die nächste Generation vor rund zwei Jahren war aus dem einst wertschätzenden Betriebsklima ein vergiftetes Umfeld geworden. Der junge Nachfolger und nunmehrige Geschäftsführer war zwar fachlich exzellent, hatte aber keinerlei Gespür für Teamführung.
Die Folge? Ausgrenzung, abwertende Bemerkungen, Mobbing – und das alles gegen jemanden, der kurz vor der Rente stand und Jahrzehnte voller Einsatz für das Unternehmen gegeben hatte. Und bei der alten Führung hoch angesehen und äußerst wertgeschätzt wurde.
Die Fürsorgepflicht von Führungskräften – kein „Nice-to-have“
Als Führungskraft tragen Sie nicht nur die Verantwortung für Ergebnisse und Umsätze, sondern auch für das soziale Klima. Ein Team braucht Orientierung, Wertschätzung und eine klare Führung.
Genau daran scheitern viele, die nur auf Zahlen und Fakten schauen – und die zwischenmenschlichen Aspekte ignorieren.
Prävention statt Ignoranz
Mobbing entsteht oft schleichend, in kleinen, zunächst kaum sichtbaren Dynamiken:
- Ein Teammitglied wird bei Meetings übergangen und bei gemeinsamen Aktivitäten ausgegrenzt.
- Abwertende Kommentare werden geäußert, scheinbar als „Witz“. Oder es werden falsche Informationen (Fake News) in die Welt gesetzt. Es wird der Ruf absichtlich geschädigt.
- Plötzlich ist eine Person immer außen vor, bei Projekten oder in der Kaffeepause. Und es kommt zu einschüchterndem Verhalten gegenüber dem gemobbten Teammitglied.
Wer das übersieht oder ignoriert, lässt die Situation eskalieren. Der Schlüssel ist, diese Anzeichen frühzeitig zu erkennen und aktiv gegenzusteuern.
Wertschätzung als Basis für Teamarbeit
Eine Feedback-Kultur, in der alle offen und fair miteinander reden können, ist das beste Mittel gegen Konflikte.
Hören Sie Ihrem Team zu, fördern Sie respektvolle Diskussionen, und machen Sie klar, dass persönliche Angriffe oder abwertendes Verhalten nicht geduldet werden.
Eine wertschätzende Führung setzt klare Regeln und lebt sie vor – jeden Tag.
Führung will gelernt sein
Fachliche Kompetenz reicht nicht. Punkt.
Führung bedeutet, Menschen zu verstehen, zu motivieren und Konflikte zu lösen. Wenn Sie als Führungskraft darin noch nicht fit sind, investieren Sie in Schulungen – es wird Ihr Team und Ihr Unternehmen nachhaltig stärken.
Wenn es bereits zu Mobbing gekommen ist: Schnelles Handeln zählt
Was tun, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist? Wegschauen ist keine Option, denn jedes weitere Zögern macht die Situation nur schlimmer. Hier sind drei Schritte, die Sie sofort gehen sollten:
- Anzeichen ernst nehmen und handeln: Plötzliche Krankmeldungen, Leistungsabfälle oder ein Rückzug aus dem Team sind rote Flaggen. Sprechen Sie die betroffene Person direkt an, hören Sie sehr genau hin und zeigen Sie, dass Sie die Situation ernst nehmen. Vertrauen ist entscheidend – und das beginnt mit Zuhören ohne Vorurteile.
- Klare Grenzen setzen: Machen Sie unmissverständlich deutlich: Mobbing wird in Ihrem Team nicht toleriert. Setzen Sie Grenzen, führen Sie wertschätzende Verhaltensregeln ein und kommunizieren Sie diese klar. Wenn nötig, greifen Sie zu Sanktionen – auch wenn das unangenehm ist. Es geht nicht nur um die betroffenen Personen, sondern um das gesamte Teamklima. Auch wenn nicht unbedingt erstrebenswert: Fassen Sie in letzter Konsequenz auch arbeitsrechtliche Maßnahmen ins Auge.
- Betroffene unterstützen: Wer gemobbt wurde, fühlt sich oft hilflos und allein. Ihre Aufgabe als Führungskraft ist es, das Selbstvertrauen der betroffenen Person wieder zu stärken. Bieten Sie professionelle Unterstützung wie Coaching oder Beratung an, und zeigen Sie, dass Sie hinter ihr stehen. Niemand sollte das Gefühl haben, im Stich gelassen zu werden.
- Schulen Sie Ihr Team und ernennen Sie eine Vertrauensperson: Organisieren Sie für Mitarbeitende und Führungskräfte Schulungen, um das Bewusstsein zu stärken. Damit fördern Sie präventives Handeln. Ernennen Sie eine erfahrene Vertrauensperson. Diese unterstützt bei Problemen, sie vermittelt zwischen den Parteien und sorgt für eine konstruktive Lösung.
Fazit: Gesunde Führung – gesunde Teams
Führung ist mehr als Zahlen und Fachwissen. Sie ist Verantwortung – für Menschen, für das Klima im Team und für die Art und Weise, wie Konflikte gelöst werden.
Eine klare, wertschätzende Führungskultur ist nicht nur die Grundlage für Effizienz, sondern auch für Zufriedenheit und Loyalität.
Denken Sie daran: Sie haben es in der Hand, wie Ihr Team arbeitet und miteinander umgeht. Und am Ende entscheidet Ihre Haltung, ob eine Krise zum Problem wird – oder zur Chance für einen Neuanfang.