Morgens sitze ich sehr gerne in meinem gemütlichen Wohnzimmersessel und lese. Mit einer dampfenden Tasse Grüntee in der Hand starte ich mit einem Buch in der Hand in den neuen Tag.
Ich komme beim letzten Kapitel „Die Macht der Motivation“ an und denke: „Super! Perfekte Vorbereitung für meinen Vortrag bei den ZVO Tagen in Leipzig am 13.9.2024!“.
Aber schon der erste Absatz hat es in sich und reißt mich unvermittelt aus meiner (normalerweise) entspannten Morgenroutine. Was? Das kann doch nicht sein!
Jürgen Höller, der Motivations-Trainer Nr. 1 sagte einmal: „Ich kann niemanden motivieren!“
Er beschreibt in seinem Buch „Sprenge Deine Grenzen. Erreiche mehr als je zuvor!“ eine Situation während einer TV-Show. Meine Neugierde war geweckt und ich war hellwach.
Er meinte weiter: „Motivieren kann sich jeder nur selbst. Das Einzige, was ich tun kann, ist, den Menschen die Erfolgsstrategien aufzuzeigen, … aber jeder muss selbst die Strategien umsetzen.“
Gut.
Langsames Ausatmen meinerseits.
Über Erfolgsstrategien habe ich kürzlich in meinem Artikel in der Juniausgabe schon berichtet:
Arnold Schwarzenegger beschreibt seine sieben einfachen Regeln für ein besseres Leben in seinem Buch „Be Useful. Seven Tools for Life“. Dabei ist seine wichtigste und oberste Regel: eine klare Vision.
Auch für Jürgen Höller ist die allerwichtigste Erfolgsstrategie, ein glasklares, großes Ziel vor Augen zu haben.
Wenn also Motivation der Schlüssel zum Erfolg einer jeden einzelnen Person ist, wie schafft es dann eine Führungskraft, das Team zu motivieren?
Denn:
Motivation dient nicht nur zur Bewältigung von Herausforderungen, sondern ist auch mächtiger Wegbereiter für hervorragende Leistungen und Produktivität.
Lassen Sie uns kurz auf drei wesentliche Vorteile eingehen, die eine gelungene Motivation für Sie als Führungsverantwortliche:n und für Ihr Team bieten kann:
- Die Produktivität steigt
- Fluktuationskosten sinken
- Innovation wird vorangetrieben
Und was passiert, wenn Sie als Führungskraft Ihre Teammitglieder nicht ausreichend motivieren?
Eine mangelnde Motivation führt zu einer verminderten Produktivität, einer erhöhen Fluktuation und letztendlich zu einem Rückgang der Unternehmensleistung.
Ein Team, das nicht motiviert ist, erreicht seine vorgegebenen Ziele nicht. Aber schlimmer noch: Ein demotiviertes Team kann eine Abwärtsspirale in Gang setzen, die das gesamte Unternehmen mit hinunterzieht.
Wussten Sie das?
In Deutschland sind leider nur 15% der Führungskräfte mit den Motivationskriterien vertraut. Dies ist eine erschreckende Statistik und zeigt, wie wichtig Motivationstraining in der Führung ist.
Motivation ist kein Luxus, sondern ein Muss für den Erfolg eines jeden Unternehmens.
Welche Motivationskriterien gibt es nun, Teams zu motivieren? Mitarbeitende an das Unternehmen zu binden? Die Produktivität zu steigern und Innovation voranzutreiben?
Wie schaffen es erfolgreiche Führungskräfte, ihre Teams zu motivieren?
Dazu ist es wichtig, Forscher und Psychologen zu fragen. Denn diese wissen, was Menschen wollen. Und was sie absolut nicht wollen.
Triebfeder #01 – weg von …
Menschen vermeiden zuallererst allzu große Schmerzen und Druck. Diese sind neben der Angst ein ziemlich akutes, drängendes Gefühl. Wird also der Druck tatsächlich groß genug, dann wird sich das Verhalten ändern.
Ein Beispiel dazu:
Mein Cousin war von Jugend an Raucher, starker Raucher. 1–2 Päckchen, je nach Zeitdruck in der Firma, waren keine Seltenheit. Ans Aufhören denken? Niemals. Alle gut gemeinten Ratschläge wurden milde belächelt und abgetan.
Aber dann kam der schmerzhafte und unerwartete Paukenschlag. Bei einer Routineuntersuchung hat sein Arzt Lungenkrebs im Anfangsstadium diagnostiziert. Er kam sofort unters Messer. Der halbe Lungenflügel war ruckzuck weg.
Von einem auf den anderen Tag hat er das Rauchen eingestellt. Ohne jemals wieder eine Zigarette anzufassen. Rauchen übt immer noch eine große Faszination auf ihn aus. ABER die Angst zu sterben, der Schmerz darüber, ist übermächtig und hat eine umfassende Verhaltensänderung bewirkt.
Triebfeder #02 – hin zu …
Menschen haben mächtige Bedürfnisse, die befriedigt werden wollen:
- Überleben – Lebensfreude – Lebensverlängerung
- Der Genuss von leckerem Essen und Trinken
- Sexuelle Beziehungen
- Angenehme Lebensumstände
- Überlegen sein und mit anderen mithalten können
- Pflege und Schutz der geliebten Mitmenschen
- Gesellschaftliche Akzeptanz
Freude und Lust am Leben, Spaß und Liebe im Leben sind Ziele, auf die wir uns sehr gerne hinbewegen.
Bleiben wir bei meinem Beispiel:
Mein Cousin hat einen schier unbesiegbaren Überlebenswillen entwickelt, sodass er trotz des verführerischen Glimmstängels vor der Nase standhaft bleibt. Seine Familie ist ihm so wichtig, dass er um die Verlängerung seines Lebens kämpft und ein Ziel vor Augen hat: möglichst lange ein gesundes und angenehmes Leben zu führen.
Führungskräfte sollten diese beiden mächtigen Triebfedern der Motivation von Menschen kennen, um ihre Mitarbeitenden ganz individuell zu führen. Es braucht Menschenkenntnis und Fingerspitzengefühl, um die Balance zwischen den beiden Polen zu finden. Einerseits, um ausreichend Druck aufzubauen und andererseits ein erstrebenswertes Ziel vor Augen zu haben, verbunden mit Freude und Spaß an der Arbeit.
Motivieren kann gelernt werden. Und liefert bei Weitem bessere und befriedigendere Ergebnisse für alle Seiten als destruktives, unreflektiertes Führungsverhalten.