Südafrika, die stärkste Wirtschaftsmacht Afrikas, kämpft mit Problemen wie Strom- und Wassermangel, Materialengpässen, Streiks und Kriminalität, doch die Galvanik Team Plating Works in Germiston bei Johannesburg behauptet sich gegen die schwierigen Rahmenbedingungen und ist mit Optimismus und Pragmatismus zum größten Zink-Nickel-Beschichter Südafrikas geworden.
Tony Joseph, der Gründer von Team Plating Works, einem Trommelgalvanikunternehmen in Germiston, Südafrika, war nicht immer im Galvanikgeschäft tätig. Nach seinem Ausscheiden aus der südafrikanischen Armee wollte Joseph zunächst Buchhalter werden. Aber er änderte seine Meinung und stieg 1974 zusammen mit seinem Bruder Eric in die Metallbearbeitung ein. Mit einem Zink- und einem Cadmiumbad im Hinterhof bediente Joseph seine ersten Kunden. Seitdem hat er sich in der Branche einen guten Ruf für hohe Qualität erworben.
Laut Josephs Enkel Damian, der im Unternehmen als Junior Manager tätig ist und sich um die Werkstatt und die Kundenbeziehungen kümmert, ist jedes einzelne Teil, das das Haus verlässt, makellos. Er ist stolz auf die Qualität, die das Unternehmen seinen Kunden bietet und deren Bedeutung ihm sein Großvater eingeimpft hat. Hauptgeschäftsfeld des Unternehmens ist die galvanische Verzinkung, doch inzwischen wird für einige Kunden Trommelware mit Zink-Nickel-Legierungen beschichtet. Damian sagt, die hohe Qualität der Produkte gehe auf die Elektrolyte zurück, auf die sein Großvater immer großen Wert gelegt hat. Das zahlt sich aus –die Kunden des Unternehmens seien mit der Qualität mehr als zufrieden.
Volatile wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Trotz eines soliden Prozesses, eines guten Rufs und treuer Kunden scheut Team Plating Works nicht vor neuen Herausforderungen zurück, auch wenn die wirtschaftliche Lage schwierig ist. Die südafrikanische Wirtschaft wurde in den vergangenen Jahren durch Stromversorgungsengpässe und die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, einschließlich Transportengpässen, beeinträchtigt. Insgesamt ist die wirtschaftliche Lage Südafrikas komplex und unbeständig, wie Joseph erläutert. In dem Land am Kap der guten Hoffnung ist in den letzten drei Jahrzehnten viel schiefgelaufen. Es gibt viele große Staatsunternehmen, die durch Missmanagement am Rande des Scheiterns stehen, darunter Eskom, Denel, Transnet und SAA. Unternehmen, die in Südafrika den Verkehr, die Stromversorgung, die Eisenbahn und die Logistik bereitstellen und verwalten. Darüber hinaus verfallen die Kommunen.
Die volatilen Rahmenbedingungen im Land führten in der ganzen Wirtschaft zu Einschränkungen bei der Strom- und Wasserversorgung sowie zu Streiks. Auch Josephs Galvanik, die eine Reihe von Branchen bedient, war davon indirekt, aber auch direkt betroffen. Um verlässlich zu produzieren, wurde ein neuer Generator für die Fabrik erworben. Doch das half wenig in Anbetracht der Kosten für Wartung und Diesel.
Südafrika ist ein aufstrebender Markt und es gibt überall Unternehmer. Doch ein großer Teil der Bevölkerung hat mit Arbeitslosigkeit und mangelnder Bildung zu kämpfen.
Viele Bürger gründen deshalb eigene kleine Geschäfte, statt bei großen Unternehmen angestellt zu sein, die sich, ähnlich wie die Politik, nicht um sie kümmern.
Gründung in den 1970er-Jahren
Die Geschichte des Unternehmens Team Plating Works begann im Jahr 1974. Firmenphilosophie ist es, zuverlässig und beständig zu sein und vor allem Qualität zu liefern. „Wir hatten unsere Höhen und Tiefen, aber die zentrale Philosophie, dass wir uns nicht beirren lassen und immer danach streben, in einer unzuverlässigen Wirtschaft zuverlässige Dienstleistungen zu erbringen, hat uns auf dem richtigen Weg gehalten“, sagt Joseph im Rückblick. Per Trommelgalvanisierung von Kleinteilen werden große Mengen an Muttern, Bolzen, Schrauben und Befestigungselementen mit Zink, Kupfer, Nickel und Messing beschichtet.
Größter Zink-Nickel-Beschichter Südafrikas
Ein ganzes Arsenal von Trommeln für die Galvanisierung verschiedener Artikel steht bereit. „Wir haben uns auf einige Verfahren spezialisiert, die in unserer Branche eher fremd sind, nämlich die mechanische Beschichtung und die Beschichtung mit Zink-Nickel-Legierungen, die uns eine Nische auf dem bereits gesättigten Markt verschaffen“, beschreibt Joseph das Prozessspektrum. Beim mechanischen Verzinken ist im Vergleich zum galvanischen Verzinken die Wasserstoffversprödung nahezu ausgeschlossen. Mit Glaskugeln und Promotor-Zusätzen wird in rotierenden Trommeln Zinkpulver auf die Ware aufgebracht, die für einen erhöhten Korrosionsschutz anschließend noch passiviert werden kann.
Ursprünglich war auch die Beschichtung mit Cadmium ein wichtiger Geschäftszweig. Doch auch in Südafrika geht der Trend weg von der Beschichtung, die Nierenschäden und Knochenstoffwechselstörungen hervorrufen kann. In kleinem Maßstab wurde bei Team Plating Works zunächst in 10-kg-Trommeln mit Zink-Nickel beschichtet. „Heute betreiben wir drei 25-kg-Trommeln, in denen täglich 750 kg Zink-Nickel abgeschieden werden – wir sind damit der größte Zink-Nickel-Beschichter in unserem Land“, so Joseph stolz.
Neue Mitarbeiter – Chance und Risiko
Bei Team Plating Works kommen die Elektrolyte und weitere Chemikalien aus den USA. Seit einiger Zeit sind logistische Probleme dabei seltener. Engpässe treten aber weiterhin auf. Schwierig ist es auch, qualifizierte Arbeitskräfte zu bekommen, denn aufgrund der schlechten Schulbildung und der Unbeständigkeit der Wirtschaft ist es schwierig, einen Arbeitsplatz zu finden. Deshalb ist es zwar möglich, Personal zu finden, schwieriger ist es allerdings, es zu halten. Zudem muss mit Diebstahl durch neue Mitarbeiter, Betrug, Sabotage oder sogar Brandstiftung gerechnet werden. „Da unsere Bevölkerung keinen hohen Lebensstandard hat, neigen die Bürger in diesem Land dazu, bei jeder sich bietenden Gelegenheit ein Risiko einzugehen“, so Joseph und ergänzt: „Bei Team Plating Works tun wir unser Bestes, um unseren Arbeitnehmern Anreize zu bieten, indem wir ihnen gute Sozialleistungen, wettbewerbsfähige und über dem nationalen Tariflohn liegende Löhne anbieten und ihnen ein gesundes Umfeld bieten, in dem sie ihre Sorgen und Probleme äußern können.“ Mit Erfolg: Manche Mitarbeiter arbeiten seit mehr als 40 Jahren im Unternehmen.
Das Land voranbringen – eine Zukunft schaffen
Die Nachfrage nach Metallveredlung für den Korrosionsschutz im Land ist groß. Die eingesetzten Legierungen erfüllen die RoHS-Richtlinie (Restriction of Hazardous Substances). Südafrika hat Damian Joseph zufolge aber noch einen weiten Weg vor sich, was die Industrie betrifft. „Es stellt sich die Frage, ob wir an der alten Technologie festhalten und weitermachen wie bisher oder ob wir innovativ sein und das Land voranbringen sollten.“ Letzteres erweist sich als schwierig, denn viele Unternehmen in Südafrika hinken weit hinter internationalen Standards zurück, ob es um die Umwelt oder um die Technik geht. Joseph ist dennoch überzeugt, dass das Land in den nächsten mehr als 20 Jahren zum Rest der Welt aufschließen wird.
Für Team Plating Works ist der Ausblick positiv. Man kann sich hier vorstellen, die nächsten 50 Jahren noch gut im Geschäft zu sein. Automatisierung und Digitalisierung stimmen optimistisch, „weil so die banalen Aufgaben des Fabrikalltags etwas weniger aufdringlich und viel überschaubarer erscheinen.“ In Südafrika wird häufig daran erinnert, dass das Land vorankommen muss. Und die meisten Menschen möchten das trotz aller Schwierigkeiten auch.
Damian Joseph: „Die Zukunft unseres Unternehmens und unseres Landes muss keine Utopie sein, wenn es uns gelingt, alte Wunden zu heilen und neue Wege zu beschreiten.“