Hannah Betz, Managerin Strategie und Innovation beim Hartverchromer Betz Chrom, Interview: Robert Piterek
Das Hin und Her zwischen ECHA und EU-Kommission bei Chromtrioxid hat die Branche ja schon ziemlich lange belastet. Wie erleichtert sind Sie über die Autorisierung?
Wir sind sehr erleichtert, weil wir diesen Antrag über einen langen Zeitraum vorbereitet haben und der positive Abschluss jetzt da ist. Die Entscheidung hat sich von 2021 bis 2024 hingezogen, in der Zeit stand die Außenwelt ja nicht still und es gab ein sehr großes Unsicherheitsgefühl bei uns. Jetzt haben wir als Lohnbeschichter mit zwölf Jahren den längsten möglichen Zulassungszeitraum erhalten – das ist auch ein positives Signal für die Branche.
Es ist jetzt bei Chromtrioxid die Rede von einer Beschränkung. Davon sind sie ja jetzt unabhängig...
Ich habe den Eindruck, dass jetzt mancher in der Branche denkt: Die Beschränkung kommt und wir brauchen keine Anträge mehr. Aber wir sollten nicht vergessen, dass es sich dabei um einen Vorschlag handelt, den die ECHA erarbeitet und über den die EU-Kommission dann entscheidet. Für die Hartverchromer muss es Ausnahmen geben und die Grenzwertdiskussion wird wieder von vorne beginnen. Das wird Zeit kosten und in der Zwischenzeit müssen wir rechtssicher sein. ECHA und EU-Kommission haben ja gesagt, dass die Zulassungen in der Beschränkung berücksichtigt werden. Schließlich haben wir ihnen im Zulassungprozess schon einen ganz tiefen Einblick in unsere Fertigung und damit in die Industrie gewährt.
Sie beschäftigen sich mit der Forschung an Chrom(III)-Elektrolyten, also mit der Substitution von Chrom(VI). Wie ist der aktuelle Stand?
Wir forschen zum Thema Alternativen zu Chrom(VI), denn unabhängig von der Zulassung sollte es für uns ein Verfahren geben, mit dem wir einen signifikanten Umsatzanteil ersetzen können. Schließlich ist das Thema Arbeitsschutz ja nicht wegzureden. Wir haben aber gemerkt, dass wir uns mit Verfahren außerhalb der Galvanotechnik schwer tun, deswegen fokussieren wir uns sehr auf das Thema Chrom(III), behalten aber auch andere Verfahren wie das Extreme Hochgeschwindigkeits-Laserauftragsschweißen (EHLA) im Blick ebenso wie das Flammspritzen. In der Galvanotechnik kann ja auch Chemisch-Nickel eine Alternative sein. Die ECHA hat positiv bewertet, dass wir gemessen daran, wie klein wir sind, viel an Alternativen forschen.
Ist es erfüllend für Sie, Unternehmerin in dieser Zeit zu sein?
Erfüllend finde ich es auf jeden Fall, weil ich es sinnvoll finde. Sinnvoll auch für die Arbeitsplätze. Seit 2008 beziehen wir zu 100 % Ökostrom, sind Energie- und Umweltmanagement zertifiziert. Die Verchromung wird gebraucht und wir können sie unter den optimalen Bedingungen durchführen. Wenn Industrien wie wir ins Ausland abwandern müssten, fände ich das moralisch furchtbar. Wir würden die Arbeitsplätze verlieren, hätten viel längere Fahrtwege. Und wollen die Industrie doch eigentlich hier halten. Woanders würde die Produktion zu viel schlechteren Bedingungen erfolgen.
Wie läuft das Geschäft, wie ist der Ausblick?
An uns ist nicht vorbeigegangen, dass der Maschinenbau schwächelt. Wir gehen aber davon aus, dass sich das zum zweiten Halbjahr, vielleicht auch erst im vierten Quartal, ändert. Positiv wirkt sich die Zulassung aus. Wir bekommen Anfragen von Interessenten, die wegen der Autorisierung auf uns aufmerksam werden. Immerhin haben wir jetzt für zwölf Jahre Prozesssicherheit.
Warum werben Sie mit einem Nashorn?
Das war eine Idee meiner Mutter. Dazu gehört unser Slogan: Ihr Partner für starke Bauteile. Das Nashorn symbolisiert Stärke, hat eine besondere Haut, also Oberfläche. Außerdem ist es ein Symbol für den Artenschutz und damit auch für Umweltschutz. Es passt gut zu unserer Vision einer grünen Galvanik!
INFO
Betz Chrom
hat 70 Mitarbeiter an den bayerischen Standorten Gräfeling und Maisach. Das Unternehmen verchromt überwiegend, beschichtet aber auch mit Chemisch Nickel und bietet mechanische Bearbeitungsverfahren wie das Präzisionsschleifen an. Die Kunden kommen aus der Luft- und Raumfahrt, dem Maschinenbau, der Medizintechnik und aus der Energieerzeugung. Beschichtet werden etwa Teile für Kunststoffmaschinen sowie Generatoren und Turbinen mit Maximalgrößen von 7 Metern.
Hannah Betz
dürfte nach ihrer Mutter Miriam und ihrer Großmutter die dritte Geschäftsführerin der 1952 gegründeten Hartverchromerei Betz Chrom werden. Sie hat nach dem Abitur zunächst für vier Jahre als Projektmanagerin in einer Marketingagentur gearbeitet, anschließend Business Administration studiert und später Volkswirtschaft, wo sie den Master absolviert hat. Dann stieg sie im Controlling bei Betz Chrom ein, übernahm die Projektleitung für den Autorisierungsantrag von Chromtrioxid und ist heute Managerin für Strategie und Innovation.