Ich bin als Speakerin auf der Inspiration Stage beim Founder Summit 2025 in Wiesbaden gebucht und verfolge den Auftakt mit Wolfgang Grupp, ehemaliger CEO des schwäbischen Textilunternehmens Trigema und charismatischer Kaufmann, mit sehr großer Spannung. Sein Satz geht mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf: „Ein Unternehmenslenker ist alleinig verantwortlich für seine Firma, für seine Entscheidungen und sein Team.“
Das ist wie ein Blitz bei den 8000 Zuhörerinnen und Zuhörern eingeschlagen und wird mit großem Applaus bedacht. Da wird auch dem sehr jungen, engagierten und motivierten Publikum klar: Verantwortung ist kein Nice-to-have, sondern der tägliche Treibstoff künftig erfolgreicher Unternehmensgründer.
Die Studie zur Verantwortungslücke
Laut einer Studie von Amrop, erwähnt im Artikel „Keine Lust auf Verantwortung“ in der Schwäbischen Zeitung vom 13. Januar 2025, sinkt im DACH-Raum die Bereitschaft junger Führungskräfte, Verantwortung zu übernehmen. Immer mehr zögern, bevor sie Entscheidungen treffen und Risiken managen.
Als Grund dafür wird genannt, dass in der Öffentlichkeit viel zu selten darüber gesprochen werde, dass Unternehmen positive Dinge – nicht nur für sich, sondern auch für die Gesellschaft – schaffen. Diese Zurückhaltung gefährdet Innovationskraft und langfristiges Wachstum. Gerade jetzt brauchen Unternehmen im DACH-Raum Persönlichkeiten, die vorangehen und mutig handeln.
Unternehmertum ist aktuell zu wenig sexy. Und es haftet ihm ein äußerst negatives Image an.
Leider.
Ich bin sehr zuversichtlich, dass die positiven Impulse der sehr erfahrenen Speaker und äußerst erfolgreichen Unternehmerinnen und Unternehmer auf dem Founder Summit in den Köpfen der innovativen, kreativen und künftigen Unternehmenslenker positiv haften bleiben.
Viktor Frankl und die Freiheit der Einstellung
Viktor Frankl formulierte es so:
„Eine der letzten menschlichen Freiheiten ist, seine Einstellung und einen eigenen Weg – unter welchen Umständen auch immer – frei wählen zu können.“
Für Sie als Führungskraft heißt das:
- Sie bestimmen Ihre Haltung.
- Sie wählen Ihre Reaktion.
- Sie gestalten den Kurs Ihres Teams.
Ihre innere Einstellung entscheidet, ob Sie Herausforderungen als Belastung oder Chance begreifen.
Verantwortung übernehmen – was heißt das?
- Leitfigur sein: Sie sind das Vorbild Ihres Teams, Ihres Unternehmens: Ihre Vision und Ihre klar kommunizierten Ziele geben Orientierung.
- Ganzheitliche Wirkung: Ihre Verantwortung endet nicht bei eigenen Entscheidungen. Sie umfasst den Erfolg des ganzen Teams.
- Accountability leben: Sie übernehmen aktiv Steuerung und Gestaltung. Rechenschaft abzulegen ist nicht genug – Sie definieren Prozesse und greifen ein, bevor sie eskalieren.
Wie hat nun einer der kreativsten und innovativsten Köpfe des letzten Jahrhunderts dies gesehen?
Die Steve-Jobs-Theorie
Steve Jobs unterschied gute von großartigen Führungskräften mit einem einfachen Prinzip: Keine Ausreden.
In John Rossmans Buch Think Like Amazon (2019) erzählt er, wie Jobs neue Vizepräsidenten mahnte: „.. sobald ein Mitarbeiter zum Vizepräsidenten wird, muss er oder sie alle Ausreden für Misserfolge über Bord werfen. Ein Vizepräsident ist für alle Fehler verantwortlich und es spielt keine Rolle, was er sagt.“
Rossman bezeichnet diese Art der Verantwortung als „Kontrolle über die Abhängigkeiten“: Sie übernehmen die absolute Verantwortung für jede mögliche Abhängigkeit in Ihrem Zuständigkeitsbereich. Diese „No-Excuses-Regel” schafft Kontrolle über alle Abhängigkeiten in Ihrem Verantwortungsbereich. Dies können Sie auch getrost 1:1 in den privaten Kontext übernehmen.
Die No-Excuses-Regel persönlicher Verantwortung
Ignatius von Loyola soll gesagt haben: „Bete, als ob Gott sich um alles kümmert; handle, als ob alles von dir abhängt.“ Erfolgreiche Menschen verlassen sich nicht allein auf äußere Umstände. Sie
- planen fürs Schlimmste, während sie das Beste anstreben.
- setzen klare Erwartungen und kommunizieren konsequent.
- überprüfen und justieren Prozesse regelmäßig.
- führen und arbeiten durch andere, doch übernehmen alle Ergebnisse als ihre eigene Leistung – im Erfolg wie im Scheitern.
Ihr Weg zurück zur Verantwortung
Verantwortung bedeutet, proaktiv zu gestalten und sich nicht von äußeren Umständen treiben zu lassen. Zwischen Reiz und Reaktion liegt Ihr Handlungsspielraum.
Nutzen Sie ihn folgendermaßen:
- Rahmen klären: Definieren Sie Zuständigkeiten und Befugnisse punktgenau.
- Entscheidungen beschleunigen: Reduzieren Sie Meetings, setzen Sie klare Deadlines.
- Kultur der Reflexion: Etablieren Sie Feedback-Runden für kontinuierliches Lernen.
- Mindset-Routine: Nehmen Sie sich täglich fünf Minuten für Ihre innere Haltung.
Gerade in Zeiten, in denen viele zögern, entscheidet Ihr Mut darüber, Ihr Team voranzubringen. Werden Sie wieder zum uneingeschränkten Verantwortungs-Träger. Ihre Einstellung ist Ihre Freiheit – und Ihr stärkster Hebel.