Seit Jahrzehnten versucht die Forschung, den Energiemotor der Sonne für die Menschheit nutzbar zu machen. Die Kernfusion, also die Verschmelzung von Atomkernen, technologisch zu beherrschen und energetisch zu nutzen, führt in immer neue Grenzbereiche der Physik. Umso aufmerksamer schaut die interessierte Öffentlichkeit, wenn es einmal etwas Neues zu vermelden gilt.
So gelang es dem Forschungsteam des Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) in Kalifornien, in seiner Laserfusionsanlage am 8. August 2021 die Kernfusion in seinem Forschungskraftwerk, der National Ignition Facility, zu initiieren: In 100 Pikosekunden setzte es dabei die ungeheure Energiemenge von 1,3 MJ frei. Das würde einer Kraftwerksleistung von immerhin 13 Mio. GW entsprechen. Rund 30 Start-ups aus aller Welt haben sich der Kernfusion verschrieben und Milliarden an Wagniskapital eingeworben.
Zu ihren wissenschaftlichen Beratern gehören Physik-Nobelpreisträger, zu den Investoren Tech-Milliardäre wie Bill Gates und Jeff Bezos. Sie glauben, mit unterschiedlichen technologischen Ansätzen die staatlichen Megaprojekte abhängen zu können, und wollen die Technik binnen eines Jahrzehnts meistern. Die Forschungsanlagen für die Fusionsenergienutzung weltweit, allen voran der viele Milliarden Euro teure internationale Forschungsreaktor Iter (International Thermonuclear Experimental Reactor) im südfranzösischen Caradache, sind Projekte, die auf Dekaden angelegt sind. Der seit 2007 zu beobachtende Baufortschritt bei Iter verdeutlicht das gigantische Ausmaß der Aufgabe, die sich die Forschungsgemeinschaft gestellt hat.