Wasserstoff ist eine entscheidende Planungsgröße in den Klimaneutralitätsszenarien für Deutschland. Doch bei den derzeit projizierten Kosten des neuen Energieträgers würden sich viele der in den Szenarien unterstellten Anwendungen nicht rechnen. Die entsprechende theoretische Finanzierungslücke liegt in einer mittleren Preisentwicklung bei 2-10 Milliarden Euro für das Modelljahr 2030 und bei 30-100 Milliarden Euro für das Modelljahr 2045, wie das Energiewirtschaftliche Institut (EWI) in einer neuen Hochrechnung zeigt. In der Kurzstudie „The financing gap in the hydrogen market ramp-up: analysis of demand and price scenarios“ bewertet ein Team des EWI an der Universität zu Köln die Wirtschaftlichkeit der möglichen Nutzung des Energieträgers Wasserstoff in den Jahren 2030 und 2045. Grundlage der Untersuchung ist ein Greenfield-Kostenvergleich von Wasserstoff-Anwendungen und konventionellen Verfahren in den Sektoren Industrie, Verkehr, Strom und Gebäude. Die Finanzierungslücke wird in der Kurzstudie für insgesamt neun unterschiedliche Preisszenarien berechnet. Die Analyse zeigt, dass steigende Preise für fossile Brennstoffe und CO2-Emissionen den Break-even-Preis erhöhen und so die Finanzierungslücke verringern. Im für Wasserstoff-Anwendungen besonders vorteilhaften Fall hoher fossiler und niedriger Wasserstoff-Preise ergibt sich im Rahmen der in der Kurzstudie betrachteten Szenarien noch eine Finanzierungslücke von rund 20 Milliarden Euro im Jahr 2045. Im entgegengesetzten Szenario mit hohen Wasserstoff-Preisen und günstiger fossiler Konkurrenzenergie wächst die Finanzierungslücke für das Jahr 2045 hingegen in die Größenordnung von 50-200 Milliarden Euro. „Den größten Einfluss auf die Höhe der von uns errechneten Finanzierungslücke hat der unbekannte zukünftige Wasserstoffpreis“, sagt Klaas vom EWI.