‚Industrie 5.0‘ – unsinnig, unabdingbar oder unvermeidbar? – Eine Annäherung aus Sicht der Innovationskommunikation und F&I-Politik

‚Industrie 5.0‘ – unsinnig, unabdingbar oder unvermeidbar? – Eine Annäherung aus Sicht der Innovationskommunikation und F&I-Politik

Der Begriff ‚Industrie 5.0' wird kontrovers diskutiert: Während einige ihn als Unsinn abtun, sehen andere darin eine Weiterentwicklung. Industrie 4.0 hat die Produktion durch intelligente Vernetzung revolutioniert, doch der steigende Innovationsdruck und technologische Fortschritte wie KI und Machine Learning erfordern neue Ansätze. Industrie 5.0 fokussiert auf eine nachhaltige, resiliente Produktion, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Diese Entwicklung wird von Institutionen wie der EU-Kommission und einzelnen Universitäten unterstützt. Der Artikel untersucht in fünf Schritten die Bedeutung und Notwendigkeit von Industrie 5.0 als Teil des Transformationsprozesses.

The term ‚Industry 5.0' is subject to debate: some dismiss it as nonsense, while others see it as a necessary evolution. Industry 4.0 has revolutionized production through intelligent networking, but increasing innovation pressure and technological advancements such as AI and machine learning require new approaches. Industry 5.0 focuses on sustainable, resilient production that places humans at the center. This development is supported by institutions like the EU Commission and individual universities. The article examines the significance and necessity of Industry 5.0 as part of the transformation process in five steps.

Einführung

Ist der Begriff Industrie 5.0 ‚Unsinn' [1], wie das Fachmagazin Maschinen Markt urteilt, oder wird er nur leichtfertig verwendet und trägt aber damit zur Verunsicherung bei [2], wie der Forschungsbeirat Industrie 4.0 und die Plattform ‚Industrie 4.0' meinen? Das waren zumindest Stimmen, die rund um die Hannover Messe im April dieses Jahres hörbar wurden. Im Sommer 2024 klingt das aus dem Fraunhofer Institut für Kognitive Systeme (IKS) [3] etwas weniger kämpferisch. Industrie 4.0 habe zwar in der Produktion zur intelligenten, optimierten und flexiblen Vernetzung von Maschinen und Abläufen geführt. Aber: weiterwachsender Innovationsdruck gepaart mit Digitalisierung, KI-technologien und Machine Learning würden neue Aufgaben mit sich bringen, die als Leitbild die eine nachhaltige und resiliente Produktion beschreiben, die den Menschen in den Mittelpunkt rückt. Und das würde zumindest die EU-Kommission als Industry 5.0 beschreiben. Diesen Aspekt greift auch die TU Ilmenau im Abschlussbericht ihres Forschungsprojekts ‚Engineering for Smart Manufacturing (E4SM)'auf [4] – es stehe die Interaktion zwischen Menschen und Maschinen im Mittelpunkt und diese Interaktion werde mit KI unterstützt und das sei eben ‚Industrie 5.0'. Ist der Begriff ‚Industrie 5.0' also unsinnig, unabdingbar oder vielleicht doch nur unvermeidbar? Die Antwort auf diese Frage ist nicht eineindeutig zu formulieren, es liegt aber die Schlussfolgerung nahe, dass Begriffe wie ‚Industrie 4.0' und jetzt ‚Industrie 5.0' notwendige Elemente von Transformationsprozessen sind. Diese Antwort soll in fünf Schritten hergeleitet werden. Der einleitenden Reflexion der Rahmenbedingungen von Innovation und Transformation als erstem Schritt folgt eine näherungsweise Bilanz des Begriffs ‚Industrie 4.0' und dessen Erfolgsgeschichte als Schritt zwei. Dazu gehört ein Blick auf die Rezeption auf internationalen Märkten und die Faktoren des Erfolges als dritter Schritt. Daraus ergeben sich dann, im vierten Schritt, Fragen nach der Idee und den Ressourcen des Begriffs ‚Industrie 5.0', um schließlich im fünften und in der Argumentation letzten Schritt eine Schlussfolgerung und einen Ausblick zu formulieren.

Innovation und Transformation: Kommunikation als Basis

Branchen und Industrieunternehmen stehen durch sich wandelnde Märkte, neue Akteure auf Märkten, kürzere Innovationszyklen bei Technologien oder sich verändernde (geo)politische Rahmenbedingungen aber auch durch sich ändernde gesellschaftliche Prioritäten vor Herausforderungen. Allgemein bezeichnet man Umstände oder Ereignisse, die gelöst oder bewältigt werden müssen als Probleme. Und, das was als zu lösendes Problem identifiziert wird, ist Ergebnis eines sozialen, gesellschaftlichen oder fach- und branchenspezifisch geprägten Aushandlungsprozesses, der von unterschiedlichen Öffentlichkeiten, politischen, Wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteuren beeinflusst sowie von Mediensystemen und intermediären Institutionen vermittelt wird. In diesem Aushandlungsprozess spielen aber nicht nur Problemdefinitionen eine Rolle, sondern es werden auch Ziele, erwünschte oder zu vermeidende Szenarien und Zustände konturiert und diskutiert. Ob eine Problemlösung eine Innovation ist, wie der Übergang von dem aktuellen zum Wunschzustand als Transformation gestaltet werden kann, das bedarf kommunikativer Mittel, die es schaffen Möglichkeiten, Risiken, Chancen oder Nebenwirkungen vorstellbar und damit diskutierbar zu machen. In der Forschung hat sich hierfür der Begriff ‚soziotechnische Zukünfte' etabliert, die es beteiligten Akteuren erlauben, über Zukunftsvorstellungen, Pfade zur Zielerreichung und noch akzeptable oder inakzeptable Nebenwirkungen zu diskutieren. Innovationen, die neue Märkte eröffnen, neue Kundensegmente erschließen oder als neue Geschäftsmodelle die Zukunftssicherheit eines Unternehmens sichern helfen müssen als solche im Wortsinne erst beschrieben werden. Veränderungen haben ein Ziel und sowohl die Notwendigkeit als auch das Ziel dieser Transformation bedürfen ebenso der Visualisierung und Beschreibung. In der Forschung zur Innovationskommunikation ist Konsens, dass Innovation das ist, was für innovativ gehalten wird und dass Innovationen demzufolge in den Köpfen der Menschen entstehen und diese gilt es, unter den Bedingungen der Mediengesellschaft zu erreichen [5].

Bei sogenannten ‚emerging technologies' oder allgemein beim Entstehen neuer Technologiefelder geben keine exakten Definitionen den Startschuss, sondern diese Technologien und Technologiefelder entstehen in meist iterativen Prozessen von Forschung, Entwicklung und eben Diskussion. Beispiele sind das Feld der Nanotechnologie oder aktuell das Feld der Künstlichen Intelligenz. Um sich aber über Ziele, Pfade, Wünschenswertes oder Zuvermeidendes verständigen zu können sind Begriffe, Visualisierungen und Narrative erforderlich. Dies wird umso wichtiger, wenn Auswirkungen nicht nur auf Branchen oder Märkte beschränkt bleiben, sondern Gesellschaften als Ganzes betreffen oder sich für bestimmte Bevölkerungsgruppen entweder als förderlich oder als nachteilig auswirken. In demokratischen, pluralistischen Gesellschaften erfordert das mindestens die Chance zur Information und idealerweise auch die Möglichkeit zur Beteiligung am Aushandlungsprozess. Das setzt voraus, dass Gesellschaften Begriffe haben, um auch ohne komplexe und exakte Definitionen miteinander reden zu können. Neue Technologien eröffnen ‚spekulative Räume', deren Konturen unscharf sind wie Sascha Friesike und Johanna Sprondel 2022 formuliert haben [6]. Diese Technologien machten Versprechungen, die flexibel sind und somit von unterschiedlichen Standpunkten, Interessensperspektiven jeweils unterschiedlich interpretiert bzw. als leere Signifikanten unterschiedlich gefüllt werden können In diese Kategorie fallen auch Begriffe wie ‚Industrie 4.0'.

Eingang der Hannover Messe 2024 – auf der Messe 2011 wurde erstmals das Konzept das Konzept ‚Industrie 4.0‘ vorgestellt

‚Industrie 4.0' als Idee und Impuls für den Industriestandort Deutschland.

‚Industrie 4.0' kann man nicht kaufen. Leider, muss vielleicht hinterhergeschoben werden, denn Prof. Birgit Vogel-Heuser von der TU München [7] hatte 2017 den Wunsch vieler Akteure in unterschiedlichen Branchen aber auch in der Politik so wahrgenommen. Bis heute hat sich an der damaligen Diagnose wenig geändert. ‚Industrie 4.0' ist ein Konzept, das zahlreiche Facetten hat und vor allem Digitalisierung von Fertigung, den maschinen- und unternehmensübergreifenden Austausch von Daten, Datengeschäftsmodelle und Flexibilität sowie Effizienz in der Fertigung umfasst. So konkret aber eben unspezifisch das auch ist, hat es bis heute dazu beigetragen, sich in Unternehmen und Branchen darüber verständigen zu können, was an Veränderung erforderlich war und ist. Für Veränderungen und Transformation ist es wichtig, deren Notwendigkeit auf eine der Spitzenpositionen der Agenda setzen zu können. Das gelingt weniger, wenn Sachverhalte umständliche Erklärungen erfordern und besser, wenn sich die Ideen in einem Begriff verdichten lassen. Das ist seinerzeit mit der Kreation von ‚Industrie 4.0' gelungen. Als geistige Urheber des Begriffs Industrie 4.0 gelten Prof. Henning Kagermann (damals Präsident von Acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften), Prof. Wolfgang Wahlster (damals Leiter des DFKI – Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz) und Wolf-Dieter Lukas (damals Mitarbeiter im BMBF – Bundesministerium für Bildung und Forschung), die das Konzept erstmals zur Hannover Messe 2011 unter diesem Namen vorgestellt hatten. Der Begriff passt in die High-Tech-Agenda der damaligen Bundesregierung und schießt mit dem Fokus auf Industrie und produzierender Wirtschaft an bestehende Narrative von Deutschland als Ingenieur- und Industrienation nahezu nahtlos an. In der Forschungsunion Wirtschaft-Wissenschaft, als Experten-Gremium zur Begleitung der Hightech-Strategie der Bundesregierung, waren Kagermann, Lukas und Wahlster Mitglieder der sogenannten Promotoren-Gruppe für Informations- und Kommunikationstechnologien. Mit den beiden Promotoren Wahlster und Kagermann standen damit zwei Identifikationsfiguren für das Konzept ‚Industrie 4.0', die als als Policy-Broker oder als sogenannte epistemische Autoritäten diesem zu Bekanntheit, Glaubwürdigkeit und Bedeutung verholfen haben. Die Digitalisierung der Fertigung bzw. der Industriebranchen kann nicht als kontinuierliche, selbstverständliche Entwicklung beschreiben werden, sondern sie ist gekennzeichnet von konflikthaften Diskursen um drohende Arbeitsplatzverluste durch Automatisierung und Digitalisierung oder wird mit Krisenmomenten drohender Marktverdrängung deutscher Unternehmen wegen fehlender Digitalisierung gerahmt. Hier zeigte sich ein Handlungsbedarf, eine Problemkonstellation, die Maßnahmen erforderte. Diese Notwendigkeit wurde zwar durch den Exporterfolg der Industrie nach der überwundenen Finanzkrise etwas infrage gestellt. Für den Bereich der produzierenden Wirtschaft in Deutschland wurden aber Bedrohungen beschrieben, die durch technische Fortschritte, durch internationale Konkurrenzfirmen und durch die eigenen fehlenden technischen Voraussetzungen, aber auch durch die zu geringe Transformationsbereitschaft in der mittelständischen Wirtschaft entstanden waren. Die Digitalisierung war hier die angestrebte Lösungsstrategie. Auf der anderen Seite wurde mit der Dystopie der menschenleeren Fabrik ein Konflikt mit dem Arbeitsmarkt und den Belegschaften und ihren Vertretungen virulent, der auch von Nachrichtenmedien aufgegriffen wurde. Nach der Schilderung von Wahlster konnte mit dem Begriff Industrie 4.0 und dessen Nennung in der Rede zum Hermes Award auf der Hannover Messe 2011 die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel für das Thema sensibilisiert und das Thema in der Bundespolitik und in der Öffentlichkeit verankert werden.

So könnte eine Produktionstätte ganz ohne Menschen aussehen

Rückblickend wird deutlich, dass es den beiden Promotoren sowie den von ihnen vertretenen Institutionen gelungen ist, erfolgreich als Broker in der Industriepolitik zu wirken und zwischen den konfligierenden Positionen von notwendiger Transformation, Bewahrung bislang erfolgreicher Konzepte sowie Abwehr von Beschäftigungsnachteilen zu vermitteln. Hier ist aus Sicht der Forschung entscheidend, dass durch den Begriff ‚Industrie 4.0' und gerade wegen dessen fehlender exakter Definition ein Diskurs möglich geworden ist, in dem eine Orientierungsleistung erfolgt ist und zugleich genügend Interpretationsspielraum für die einzelnen Akteure vorhanden war, um sich selbst zu positionieren und eigene Strategien innerhalb eines Pfades zu identifizieren. Auch unter Berücksichtigung kritischer Stimmen, die konkrete Ergebnisse in Form von Produktivitätsfortschritten vermissen, lässt sich konstatieren, dass mit dem Begriff ‚Industrie 4.0' ein Agenda-Building gelungen ist, das alle Akteure in der Industriepolitik, von Unternehmen über Politik und Medien bis hin zur Gesellschaft, in ihren Diskursen beeinflusst hat. Kagermann und Wahlster wurden und werden sowohl von Politik als auch Medien konsultiert, um Fortschritte oder weitere Bedarfe in der digitalen Transformation der Industrie zu kommentieren. Die Ziffernkombination 4.0 wird mittlerweile vielfältig in Diskursen des Arbeitsmarktes, der Bildungs- oder Sozialpolitik als Chiffre verwendet. Dieser Prozess ist bis heute nicht abgeschlossen, zeigt aber nach Ansicht von Experten deutliche Erfolge, die daran bemessen werden, dass Industrie 4.0 selbst als deutscher Exportschlager bezeichnet werden kann.

Der Exportschlager im Ausland: Ist ‚Industrie 4.0' gleich ‚Industry 4.0'?

Der damaligen Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel griff zur Eröffnung der Hannover Messe 2015 das Konzept auf und zeigte sich überzeugt, ‚Industrie 4.0' habe das Zeug zum Exportschlager. Das bewahrheitete sich durchaus, was sich am Beispiel Norwegens illustrieren lässt. Die Regierung von Norwegen hatte im Jahr 2017 offiziell eine ‚Industry 4.0-Strategy' vorgestellt und die Ansätze des deutschen Konzepts ‚Industrie 4.0' als Vorbild definiert. Als Vorbild ja, aber nicht als Blaupause. In der Forschung werden solche Konzepte wie ‚Industrie 4.0' als Vision der Industrie der Zukunft beschrieben, die die als soziotechnische Vision bestimmte Werte und Ordnungsvorstellungen des ursprünglichen Kontextes Industriestandort Deutschland in sich trägt und damit nicht eins zu eins adaptiert werden kann. Dominierten in den Industrie 4.0-Debatten in Deutschland vor allem Effizienz- und Produktivitätsgesichtspunkte, verfolgte die Regierung in Norwegen demgegenüber nicht das Ziel einer Reindustrialisierung, sondern eine Innovationsstrategie, die auf Diversität von Produktionszweigen abzielte. Norwegen hat als Hauptproduktionszweige Fischerei auf der einen Seite und die Öl- und Gas-Industrien auf der anderen. Gerade die Abhängigkeit von den Rohstoffindustrien will Norwegen aufgrund der sich verändernden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen abbauen. Demzufolge will die Regierung angewandte Forschung und Innovationsorientierung in der Industrie fördern. Neben einer darauf ausgerichteten Steuerpolitik und Start-up-Förderung geht es vor allem darum, die Diversität der industriellen Produktion zu fördern. Das Whitepaper der Regierung konzentrierte sich auf grüne und smarte Technologien, die in Handel und Industrie ein wirtschaftliches Wachstum, Arbeitsplätze und Steuereinnahmen jenseits der Öl- und Gas-Industrien schaffen helfen. Das Whitepaper zu ‚Industry 4.0' zielte auf die Verbreiterung der industriellen Basis ab und schließt sich damit den Auswertungen der Forschergruppe aus Harvard an [8], die im Atlas of Economic Complexity die Abhängigkeit von Innovationskraft einer Volkswirtschaft von deren diversifizierten Industriebasis herausgearbeitet haben. Dass auch der norwegischen Adaption ‚Industry 4.0' keine exakte Definition zugrunde liegt bzw. ‚Industry 4.0' zugleich als Strategie und Konzept gesehen werden muss, unterstreicht die Tatsache, dass auch in Norwegen Unternehmen nach einer Definition und Beschreibung fragen oder Manager sich eine einheitliche Roadmap für die Implementierung wünschen, um ‚Industry 4.0' ‚richtig' einführen zu können. Auch in Norwegen wird der Begriff ‚Industry 4.0'als Beschreibung eines Pfades und einer Vorstellung genutzt, um sich über Ausrichtungen und Details verständigen zu können. Allerdings trifft dieses Konzept in Norwegen auf andere Grundvoraussetzungen als in Deutschland. Forscherinnen und Forscher unterstreichen die Bedeutung des gut ausgestatteten sowie innovations- und digitalfreundlichen öffentlichen Sektors in Norwegen, die breite Verankerung der Gewerkschaften, die allgemein egalitären Strukturen sowie die (digitalen) Qualifikationen der Arbeitnehmer als zentrale Erfolgsfaktoren für die digitale Transformation angesichts sich globalisierender Märkte. Dominierten am Standort Deutschland, dem Ort der Erfindung von ‚Industrie 4.0', vor allem Effizienz-Argumente, die eine Losgröße 1 und Kundenorientierung sowie Flexibilität der Fertigung in den Mittelpunkt stellten und auch ein „Reshoring“ von industriellen Arbeitsplätzen ermöglichen sollten, ging es in der Stoßrichtung in Norwegen vor allem um die Verbreiterung der industriellen Basis jenseits von Öl- und Gas-Industrien. Aspekte von smarter und grüner Produktion, die in Norwegen im Kontext dieses Vorhabens angeführt werden, fehlen in Deutschland zu Beginn völlig.

Und jetzt ‚Society 5.0' und ‚Industrie 5.0' – Missionsorientierung der EU

Der japanische Premierminister Shinzō Abe bei seiner Rede auf der CeBIT 2017Der japanische Premierminister Shinzō Abe bei seiner Rede auf der CeBIT 2017Die ‚grüne Lücke' des Konzepts ‚Industrie 4.0' wurde in der Auseinandersetzung in der Innovations- und Industriepolitik dann gerade in der EU-Kommission aufgegriffen. Die EU-Kommission hatte sich früh auf Grüne Technologien, Nachhaltigkeit und Innovationen als Strategie zur Re-Industrialisierung fokussiert, diese allerdings als Green Deal oder Green Industry adressiert. Im Konzept Industrie 4.0 spielte industrielle Resilienz eine bedeutende Rolle, allerdings ohne die Aspekte der Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit zu adressieren. Nachdem der Begriff ‚Industrie 4.0' die Agenda in Politik, Gesellschaft, Medien und produzierender Wirtschaft lange dominiert hat und ein fester Bestandteil der Marketingkommunikation von Industrieunternehmen sowie der Industriepolitik im deutschsprachigen Raum geworden ist, versuchte die EU-Kommission, die digitale Transformation und ‚Industry 4.0' zunächst auf grüne Themen auszuweiten. Nachdem die EU-Kommission den Umbau der europäischen Wirtschaften und die Herausforderungen durch Globalisierung, digitale Transformation und sich wandelnde geostrategische Technologiepolitiken als wichtiges Feld identifiziert hat, wurde versucht, Industriestrategie, Innovationspolitik und Nachhaltigkeit in einem gemeinsamen Begriff zu fassen und neben Umwelt und grünen Aspekten auch die Auswirkungen auf Gesellschaft und Sozialstrukturen zu thematisieren, was schließlich in das Konzept ‚Industry 5.0' mündete, was als soziale Erweiterung der digitalen Transformation gesehen werden kann. Dies stößt allerdings auf eine heterogene Landschaft der EU-Mitgliedstaaten, was sich auch in der Diskussion von ‚Industry 5.0' in den jeweiligen kulturellen Kontexten widerspiegelt. Neben den Niederlanden und Österreich haben Schweden und Dänemark früh und intensiv nachhaltige Wirtschaftsentwicklung diskutiert, erforscht und umgesetzt. Es fällt auf, dass gerade in Schweden und Dänemark ‚Industry 5.0' aktuell weniger mit Blick auf Nachhaltigkeitsziele diskutiert, sondern auf den Aspekt der Menschenzentrierung fokussiert und vor allem auf kollaborative Roboter und deren Integration in die Fertigung, also die Mensch-Maschine-Interaktion eingegangen wird. Hier deutet sich an, dass die integrierende Wirkung des Konzeptes der EU-Kommission angesichts der Besonderheiten in den Mitgliedstaaten an ihre Grenzen stoßen kann. ‚Industry 5.0' kann aber ebenso als Reaktion auf einen Impuls aus der Industrienation Japan gesehen werden. Auf der Cebit 2017 in Hannover skizzierte der damalige japanische Premierminister Shinzo Abe in seiner Eröffnungsrede das Programm seiner Regierung für eine Gesellschaft 5.0 - die Entwicklung Japans zu einer ‚Super Smart Society'. Ein Programm, das die Digitalisierung in ihrer disruptiven Bedeutung für die gesamte Gesellschaft betrachtet und als Ansatz zur Bewältigung der sogenannten Grand Challenges wie Demographie oder Klimawandel oder die Sicherheitslage in Asien gesehen wurde. Die japanische Society 5.0 wurde auch als eine Antwort auf die deutsche ‚Industrie 4.0' gesehen. Ministerpräsident Abe wandte sich seinerzeit auch an Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem Vorschlag, die Kompetenzen von ‚Industrie 4.0' und ‚Gesellschaft 5.0' künftig zu bündeln, was allerdings ohne Konsequenzen blieb. ‚Gesellschaft 5.0' zielt nach eigener japanischer Beschreibung nicht auf Produktivität, sondern sollte helfen, soziale Fragen zu bewältigen. Die ‚Society 5.0' wird aktuell vor allem in den asiatischen Wirtschaftsräumen diskutiert und ist demgegenüber nur selten in den europäischen Diskursen präsent. Mit dem Konzept der ‚Industry 5.0' reagiert die EU-Kommission mit einem eigenen Ansatz auf die Herausforderungen, die auch als Impuls für die ‚Society 5.0' gesehen werden können. Grand Challenges wie Demographie, Migration, Klimawandel oder die Sicherheitslage bedürfen einer Antwort, die sich nicht nur auf Technologien fokussieren kann. Moderne Gesellschaften, die dem Innovationsparadigma folgen, haben gleichzeitig ein Bedürfnis nach Orientierung. Konzepte wie ‚Industry 5.0' unterstreichen, dass eine vorausschauende Gestaltung der technologischen Entwicklungen möglich sein muss und schaffen einen Orientierungsrahmen. ‚Industry 5.0' konzentriert sich auf die drei miteinander verbundenen Kernwerte Menschenzentrierung, Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit und ist daher keine technologiegetriebene Revolution, sondern eine wertegetriebene Initiative, die den technologischen Wandel mit einem bestimmten Ziel vorantreibt. ‚Industry 5.0' setzt auf gesellschaftliche Heterogenität in Bezug auf Werte und Akzeptanz, Messung von ökologischer und sozialer Wertschöpfung, Partizipation und Transparenz von Kunden bzw. Interessengruppen und NGOs, Interdisziplinarität von Forschungsdisziplinen und Systemkomplexität sowie ökosystemorientierte Innovationspolitik mit Outcome-Orientierung. Der Begriff ‚Industry 5.0' beinhaltet mit dem Ziel der Menschenzentrierung ein Thema, das den Diskurs von Digitalisierung in der Fabrik und auch die Debatten um Industrie 4.0 von Beginn an begleitet hatte: Die menschenleere Fabrik. Bereits früh hatten Protagonisten der Digitalisierung der Fabriken in Deutschland versucht, den Menschen in ihrem Digitalisierungskonzept als „Dirigent der Wertschöpfungskette“ zu integrieren, um dystopischen Narrativen entgegenzuwirken. Das Thema trat allerdings bei ‚Industrie 4.0' nach einer anfänglich intensiven Debatte hinter den Fokus auf die Umsetzung der Digitalisierung und deren technische Implikationen, wie Cybersecurity oder Datenmanagement, zurück. In den Kontexten von ‚Industry 5.0' erscheint das Thema als kollaborative Robotik, als erleichterndes Hilfsmittel oder als Antwort auf Fachkräftemangel und damit als weniger bedrohlich, sondern eher unterstützend. ‚Industry 5.0' kann dabei nicht isoliert betrachtet werden. Industriepolitik steht für die EU-Kommission in den Politikentwürfen der jüngeren Zeit im Mittelpunkt, um die Klimaziele erreichen zu können, um gegenüber externen Schocks resilienter sein und um für die europäische Wirtschaft eine Führungsrolle in sich verändernden Marktumfeldern behalten oder wieder aufbauen zu können. ‚Industry 5.0' versucht aber, nicht nur Industriepolitik in den Mittelpunkt zu stellen, sondern die Herausforderungen systemisch anzugehen. Hierbei ist sich die Forschung zu Industriepolitik bzw. zu Politikfeldern der Forschungs- und Innovationspolitik einig, dass Begriffe, leere Signifikanten oder Narrative wie ‚Industry 5.0' notwendig sind, um Gesellschaften und Zusammenschlüssen wie die Europäische Union in die Lage zu versetzen, über gemeinsame Zielvorstellungen und Transformationspfade, die Akzeptanz oder Ablehnung von Auswirkungen von Maßnahmen zu debattieren. Die Orientierung an Missionen, an den SDG (den Sustainability Development Goals) fließt in Ordnungspolitik ein und hat demzufolge auch Auswirkungen auf Unternehmen, die in Nachhaltigkeitsberichten nicht nur auf gesetzliche Anforderungen reagieren, sondern auch sich gegenüber Belegschaften, Nachwuchskräften und Kunden, ihrem jeweils lokalen Umfeld positionieren. Corporate Social Responsibility oder Corporate Citizenship sind Konzepte, mit denen Unternehmen auf das Bewusstsein und die daraus resultierenden Anforderungen reagieren, dass sie nicht nur Teil von Branchen und Märkten, sondern auch jeweils einer Gesellschaft sind und mit dieser interagieren müssen.

 Tab. 1: Vergleich der Pradigmen von ‚Industrie 4.0‘ und ‚Industry 5.0‘ nach Beschreibung der EU-Kommission [9]

Industrie 4.0

Industrie 5.0

Im Mittelpunkt steht die Effizienzsteigerung durch digitale Vernetzung und künstliche Intelligenz.

  • Technologie – im Mittelpunkt steht die Entstehung cyber-physischer Ziele
  • Ausgerichtet auf die Optimierung von Geschäftsmodellen innerhalb bestehender Kapitalmarktdynamiken und Wirtschaftsmodelle – d. h. letztendlich auf die Minimierung von Kosten und die Maximierung des Gewinns für die Aktionäre
  • Kein Fokus auf Design- und Leistungsdimensionen, die für die systemische Transformation und die Entkopplung von Ressourcen- und Materialverbrauch von negativen ökologischen, klimatischen und sozialen Auswirkungen wesentlich sind

Schaffen eines Rahmens für die Industrie, der Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit miteinander verbindet und es der Industrie ermöglicht, ihr Potenzial als eine der Säulen des Wandels auszuschöpfen

  • Betont die Auswirkungen alternativer Formen der (technologischen) Steuerung mit Blick auf Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit
  • Stärkt die Arbeitnehmer durch den Einsatz digitaler Geräte und befürwortet einen menschenzentrierten Ansatz in der Technologieentwicklung
  • Schafft Übergangspfade zu einer ökologisch nachhaltigen Nutzung von Technologie
  • Erweitert den Verantwortungsbereich von Unternehmen auf ihre gesamte Wertschöpfungskette
  • Führt Indikatoren ein, die für jedes industrielle Ökosystem den Fortschritt auf dem Weg zu Gemeinwohl, Widerstandsfähigkeit und allgemeiner Nachhaltigkeit aufzeigen.
 Tab. 2: Sogenannte „enabeling technologies“ für Industrie 5.0 und neue Herausforderungen, die mit Industrie 5.0 adressiert werden sollen. Darstellung Banholzer mit Daten von Xu et al. 2021 [10]

Schlüsseltechnologien für Industry 5.0

Neue Herausforderungen Industry 5.0

Für Industrie 5.0 sind sechs Schlüsseltechnologien relevant:

  • Individualisierte Mensch-Maschine-Interaktionstechnologien, die die Stärken von Mensch und Maschine miteinander verbinden und kombinieren.
  • Bio-inspirierte Technologien und intelligente Materialien, die Materialien mit eingebetteten Sensoren und verbesserten Eigenschaften ermöglichen und gleichzeitig recycelbar sind.
  • Digitale Zwillinge und Simulation zur Modellierung ganzer Systeme.
  • Technologien zur Datenübertragung, -speicherung und -analyse, die in der Lage sind, Daten und Systeminteroperabilität zu verarbeiten.
  • Künstliche Intelligenz zur Erkennung von Kausalitäten in komplexen, dynamischen Systemen, die zu aussagekräftigen und handlungsleitenden Informationen führen.
  • Technologien für Energieeffizienz, erneuerbaren Energien, Energiespeicherung und autonomer Energieversorgung

Industrie 5.0 adressiert Herausforderungen, die in der Vergangenheit so nicht auf der Agenda standen:

  • Soziale Heterogenität in Bezug auf Werte und Akzeptanz
  • Messung der ökologischen und sozialen Dimensionen der Wertschöpfung
  • Integration von Kunden über gesamte Wertschöpfungsketten
  • Interdisziplinarität in Forschung und Entwicklung und zunehmende Komplexität von System
  • Ökosystemorientierte Innovationspolitik mit agiler, ergebnisorientierter Ausrichtung
  • Produktivität bei gleichzeitig hohem Investitionsbedarf

Bild: @European Commission: Directorate-General for Research and InnovationBild: @European Commission: Directorate-General for Research and Innovation

‚Industrie 5.0' notwendig für die Politik – aber auch für die Unternehmen?

Bild: AdobeStockDie kurze Analyse zeigt, dass ‚Industry 5.0' einen Paradigmenwechsel in der Industriepolitik der EU-Kommission markiert, der als Antwort auf Defizite bisheriger Politik zu sehen ist. Die Orientierung an Werten, an der Erreichung von Zielen ist dezidiert normativ und somit ein Wechsel von technologischen Paradigmen hin zu einer Missionsorientierung, die durch die SDGs geleitet wird, aber auch die Idee der Reindustrialisierung der EU-Mitgliedsstaaten durch grüne Fertigungsverfahren im Blick behält. Das Directorate-General for Research and Innovation der EU-Kommission hat in seiner jüngeren Publikation ‚Industry 5.0' als „Gamechanger“ bezeichnet. Das Konzept ist nach Ansicht der Gruppe von Expert:innen die Möglichkeit, die Industriezweige in Europa und das Innovationsökosystem zukunftssicher zu machen. Resilienz als Ziel von ‚Industry 5.0' wird in der jüngsten Publikation sowohl mit Blick auf Klimakrise, als auch auf die Corona-Pandemie und den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bezogen. Diese Hintergründe aber auch die sich weiterentwickelnden Anforderungen an Unternehmen erfordern einen Dialog der Unternehmen mit ihrem Umfeld. Nicht zuletzt die Digitalisierung verändert Vieles in der Kommunikation: Stakeholder tauschen sich schneller und intensiver über Unternehmen und Organisationen aus. Im digitalen Zeitalter findet Kommunikation in Kommunikationsarenen statt. Das ist vor allem bedingt durch den intensivierten und beschleunigten Wettbewerb und den zunehmenden Verlust der Deutungshoheit der Unternehmen über die auf sie bezogenen Diskurse. Deshalb wird die gesellschaftliche Legitimität, die „licence to operate“, für Organisationen und Unternehmen einerseits immer wichtiger und geradezu existenziell. Der Begriff oder das Konzept ‚Industry 5.0' bietet wie schon bei ‚Industrie 4.0' die Möglichkeit, den Austausch über Ziele, über Transformationspfade, über Chancen und Risiken zwischen unterschiedlichen Akteuren zu gewährleisten. Natürlich mutet die Formulierung mit den Versionsnummern an, wie wenn bereits übermorgen dann die Diskussion Industrie 6.0 oder zumindest Industrie 5.1 angemahnt werden könnte. Es gibt in der Forschung zur Industriepolitik Anregungen, in ‚Industrie 4.0' auch die Nachhaltigkeitsziele der UN zu berücksichtigen und sich nicht nur auf Produktion und Fertigung zu fokussiert. Auch wenn Ressourceneffizienz ein Aspekt von Industrie 4.0 ist, führt dies entgegen vielfältiger Marketingaussagen nicht automatisch zu Umweltentlastungen, sondern Industrie 4.0-Konzepte wirken wie die Forschung belegt sowohl umweltent- als auch -belastend, ohne dass die ökologischen Gesamteffekte per saldo absehbar sind. Und: bisher ist die Vision von ‚Industrie 4.0' bisher mit technikzentrierten und wachstumsorientierten Vorstellungen verbunden, wobei Ressourceneffizienz eher als ein nichtintendierter Nebeneffekt erscheint. Aus Sicht des Vereins Deutscher Ingenieure lassen sich Green Economy und Industrie 4.0 aber über den Begriff Resilienz einfach zusammenbringen. Allerdings beschäftigt sich das jüngste Projekt des VDI ‚Zukunft Deutschland 2050' auch mit Zielen, Visionen und Szenarien der Technologien, der Gesellschaft und der Umwelt – also mit Elementen, die in einem Diskurs über ‚Industry 5.0' integriert sind.

An Stelle eines Fazits

Die Beschäftigung mit ‚Industrie 4.0' aber auch mit ‚Industry 4.0' zeigt, dass soziotechnische Visionen, wie sie durch solche Begriffe beschreibbar und vorstellbar werden, erforderlich sind, um sich über Transformationen, Ziele, wünschenswerte Zustände oder zu vermeidende Wirkungen verständigen zu können. Die oben skizzierten Diskussionen zeigen auch, dass das am Industriestandort Deutschland generierte Konzept Industrie 4.0 in anderen europäischen Ländern anders verstanden wird. Es fehlt ein Instrument für die Verständigung innerhalb der EU. Hier kann ‚Industry 5.0' mit den Impulsen von der EU Kommission eine Möglichkeit sein, um sich angesichts der Grand Challenges mit den Akteuren in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik in den notwendigen Austausch zu begeben, um Ziele und Pfade zu diskutieren. Die neuen Elemente wie Resilienz, Nachhaltigkeit, Zukunftsfähigkeit sind in ‚Industrie 4.0' nur wenig bis gar nicht berücksichtigt. Für den Dialog der Unternehmen mit ihrer Umwelt, mit den unterschiedlichen Akteuren in der EU kann das Konzept ‚Industry 5.0' hilfreich sein, wenn sich die Diskursakteure darauf einlassen. Offen sind die Fragen, ob dies ähnlich erfolgreich gelingen kann wie bei Industrie 4.0. Auch dieser Prozess, das Konzept oder der Begriff waren am Anfang umstritten, wurden als Marketing abgelehnt oder mit dem Verweis, „hatten wir alles doch schon einmal“ in seiner Sinnhaftigkeit hinterfragt. Zum Erfolg haben sicherlich die Promotoren Wahlster und Kagermann beigetragen, die bei ‚Industry 5.0' nicht sichtbar sind und eine solche Personifizierung ob der aktuell laufenden Konstituierung der neuen Kommission aktuell schwierig erscheint. Offen ist auch, ob Öffentlichkeiten und Zielgruppen am Standort Deutschland einen neuen Begriff ‚Industrie 5.0' nach der sicherlich noch nicht abgeschlossenen Debatte um ‚Industrie 4.0' positiv aufnehmen. Das wird die Forschung interessiert beobachten. Allerdings: Der Begriff ‚Industrie 5.0' ist in der Welt, die EU-Kommission wird diesen Diskurspfad weiter beschreiten und die Notwendigkeit der Diskussion der benannten inhaltlichen Topics ist evident. Unternehmen als Akteure in Gesellschaften, ob innerdeutsch oder europäisch, brauchen solche Begriffe, um sich selbst in den Diskursen Gehör verschaffen zu können und ebenso, um im Austausch mit anderen Akteuren Impulse aus ihrer Umwelt aufnehmen und verarbeiten zu können. Beruhigend erscheint, dass eine neue Begrifflichkeit wie ‚Industrie 6.0' sich nicht andeutet.

Literatur

Banholzer, V.M. (2023). Industry 5.0 als soziale Erweiterung von Industrie 4.0? Der industriepolitische Versuch der EU einer konzeptionellen und kommunikativen Integration sozialer Themen. In: Schmidt, C.M., et al. (eds) Soziale Themen in Unternehmens- und Wirtschaftskommunikation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-40705-6_1 (Abruf: 17.09.2024).
Banholzer, V. M. (2021). Ist ‚Industrie 4.0' gleich ‚Industry 4.0'? Die Bedeutung kultureller Kontexte für die internationale Wirtschaftskommunikation: Technologiebezeichnungen in Deutschland und Norwegen im Vergleich. In: Matrisciano, S., Hoffmann, E., Peters, E. (eds) Mobilität - Wirtschaft - Kommunikation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-32370-7_5 (Abruf: 17.09.2024).

Referenzen

[1] https://www.maschinenmarkt.vogel.de/der-begriff-industrie-50-ist-unsinn-a-9c60781d0691885d0ed8798d30c8dd51/ (Abruf: 17.09.2024).
[2] https://nachrichten.idw-online.de/2024/04/22/der-begriff-industrie-5-0-eine-kritik-des-forschungsbeirats-industrie-4-0-und-der-plattform-industrie-4-0 (Abruf: 17.09.2024).
[3] https://safe-intelligence.fraunhofer.de/artikel/zukunft-der-produktion-industrie-5-0 (Abruf: 17.09.2024).
[4] https://www.tu-ilmenau.de/aktuelles/industrie-50-tu-ilmenau-erzielt-durchbrueche-bei-intelligenter-produktion-der-zukunft (Abruf: 17.09.2024).
[5] Zerfaß, Ansgar, und Kathrin M. Möslein, (Hrsg.). 2009. Kommunikation als Erfolgsfaktor im Innovationsmanagement: Strategien im Zeitalter der open innovation. Wiesbaden: Springer-Verlag.
[6] Friesike, Sascha, und Johanna Sprondel. 2022. Träge Transformation. Welche Denkfehler den digitalen Wandel blockieren. Stuttgart: Reclam.
[7] https://www.tum.de/aktuelles/alle-meldungen/pressemitteilungen/details/33648 (Abruf: 17.09.2024).
[8] Keen, S. (2017). Ricardos’s Vice and the virtues of industrial diversity. American Affairs, 3(1), S. 17–30.
[9] European Commission. 2022. Industry 5.0, a transformative vision for Europe. Governing systemic transformations towards a sustainable industry. ESIR Policy Brief No.3. Brüssel: European Commission, Directorate-General for Research and Innovation. https://data.europa.eu/doi/10.2777/17322 (Abruf: 2.11.2024).
[10] Xu, Xun; Lu, Yuqian; Vogel-Heuser, Birgit & Wang, Lihui. 2021. Industry 4.0 and Industry 5.0—Inception, conception and perception, Journal of Manufacturing Systems, Vol. 61, October 2021, Pages 530- 535 https://doi.org/10.1016/j.jmsy.2021.10.006 (Abruf: 2.11.2024).

Volker M. BanholzerVolker M. Banholzer ist Professor an der Technischen Hochschule Nürnberg und forscht dort zu Innovationskommunikation in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sowie zu Künstlicher Intelligenz in der Unternehmenskommunikation. Vor seiner Zeit an der Hochschule war Banholzer über zehn Jahre in Führungspositionen der Unternehmenskommunikation von Unternehmen der Automatisierungsindustrie tätig.

Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Forschungsbereich: www.th-nuernberg.de/innovationskommunikation

  • Ausgabe: Oktober
  • Jahr: 2024
  • Autoren: Prof. Volker M. Banholzer, Technische Hochschule Nürnberg
Image

Eugen G. Leuze Verlag GmbH & Co. KG
Karlstraße 4
88348 Bad Saulgau

Tel.: 07581 4801-0
Fax: 07581 4801-10
E-Mail: info@leuze-verlag.de

 

Melden Sie sich jetzt an unserem Newsletter an: