Umwelttechnik in Halsbrücke: Von der Abwasseraufbereitung bis zur PFAS-Entfernung

Kammerfilterpresse bei Saxonia. Auf dem kleinen Bild sind die einzelnen Filterkammern zu sehen - (Fotos: Saxonia Galvanik)
  • Titelbild: Kammerfilterpresse bei Saxonia. Auf dem kleinen Bild sind die einzelnen Filterkammern zu sehen - (Fotos: Saxonia Galvanik)

Die Saxonia Galvanik im sächsischen Halsbrücke ist deutschlandweit und auch international einer der größten Kunststoffmetallisierer. Mit welchen Herausforderungen für die Umwelt das Unternehmen konfrontiert ist und welche umwelttechnischen Lösungen es einsetzt, haben die Galvaniker aus Sachsen kürzlich auf der sozialen Business-Plattform LinkedIn beschrieben.

Ich geh mal in den Keller – ja, das hört man ab und zu in der Saxonia Galvanik, berichtet ein Saxonia-Mitarbeiter auf LinkedIn. Im Keller, besser gesagt in der Neutralisation, befindet sich die Abwasseraufbereitung. Diese hat seit 1995 einen großen Anteil am Umweltschutz, der eine große Bedeutung für das gt 2025 05 015Unternehmen hat.

Die Galvanik mit rund 300 Beschäftigten galvanisiert für Automobilkunden wie Audi, BMW und Porsche, aber auch für Haushaltsgerätehersteller und Kunden aus dem Sanitärbereich. Sie bereitet in ihrer Abwasseraufbereitung nicht nur das Abwasser aus den eigenen Produktionsprozessen auf, sondern – historisch bedingt – auch für alle anderen Unternehmen am Standort in Halsbrücke.

5 Tonnen Chemie für 500 m3 Prozesswasser am Tag

Das erfordert große Mengen an Chemikalien: Täglich verwendet das Unternehmen rund fünf Tonnen Chemikalien, um die Produktionswässer aufzubereiten. Diese Chemikalienmengen werden deshalb nicht nur in umrahmten Schüttgutbehältern, sogenannten IBCs, sondern teilweise mit Tanklastern angeliefert. Unter Verwendung von z. B. Natronlauge, Salzsäure, Wasserstoffperoxid, Natriumbisulfit und Kalkhydrat werden hauptsächlich Spülwässer aus den Spülbecken behandelt. Die Aufarbeitung von bis zu 500 m3 Wasser täglich ist nicht ungewöhnlich, heißt es im Post auf LinkedIn. Zum Vergleich: Mit 500 m3 Wasser kann eine Person 27 Jahre jeden Tag ausgiebig duschen. Nach der Aufbereitung wird das Wasser über ein langes Rohrleitungsnetz von den Produktionsanlagen bis in das nächstgelegene Klärwerk geleitet – über eine Strecke von ca. zehn Kilometern.

Vorratsbehälter für Abwasserbehandlungschemikalien

gt 2025 05 012Umkehrosmoseanlage

Wie Abwasseraufbereitung funktioniert

Um Chemikalien zu neutralisieren, braucht es Chemikalien. Da reden die Galvanikexperten aus dem nahe der Metallerhochburg Freiberg gelegenen Ort Halsbrücke nicht um den heißen Brei herum. „Und wie funktioniert das?“ Abwässer werden kategorisiert und in Behältern „im Keller“ gesammelt. Diese werden getrennt voneinander aufbereitet, da mit verschiedenen Prozessen, u. a. Ionenaustausch, Umkehrosmose und UV-Oxidation sowie unter-schiedlichen Chemikalien und pH-Werten, gearbeitet wird. Dabei werden die Abwässer bei der Saxonia Galvanik in vier Hauptkategorien und damit vier unterschiedliche Behandlungsmethoden unterschieden: saures Wasser, cyanidisches Wasser, Chemisch Nickel, Chrom(VI) bzw. Trichrom.

Labor für die AbwasseranlageLabor für die Abwasseranlage

gt 2025 05 013Mitarbeiter vor einem Behälter, im Hintergrund die UV-Oxidation

Metallrückgewinnung und PFAS-Entfernung

Funktionieren die Prozesse, werden Frischwasser, aber auch Metalle wie Kupfer und Nickel sowie Edelmetalle wie Palladium und Silber zurückgewonnen. Die Besonderheit: Nickel kann, in Form von gelöstem Nickelsulfat, sofort wieder in den Prozessen eingesetzt werden. Für die anderen Metalle und Edelmetalle ist die Zusammenarbeit mit spezialisierten Entsorgungsfirmen erforderlich, die die Metalle zurück in den Rohstoffkreislauf bringen. Auch per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) werden in Halsbrücke bereits seit Langem aus den Abwässern gefiltert. Dafür sind Ionenaustauscher im Einsatz, die Harze für den Filtrationsprozess nutzen.

Rückführung in den Wasserkreislauf

Das Ergebnis kann sich sehen lassen und zeigt, wie effizient und umweltschonend Galvaniken hierzulande arbeiten können: Wird das aufbereitete Wasser an das Klärwerk weitergeleitet, liegen die Messwerte dem Unternehmen zufolge oft um das 100-Fache unter den geforderten gesetzlichen Grenzwerten. Das Wasser ist damit unbedenklich und kann nach der Behandlung im Klärwerk, in dem noch Organik und Salze entfernt werden, in den natürlichen Wasserkreislauf zurückkehren.

  • Ausgabe: Mai
  • Jahr: 2025
  • Autoren: Saxonia Galvanik
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