Auf den Punkt gebracht: Kupfer – Das Gold der Elektronik – Durch Krisen und US-Zölle bleibt der Preis hoch und stark schwankend

Auf den Punkt gebracht: Kupfer – Das Gold der Elektronik – Durch Krisen und US-Zölle bleibt der Preis hoch und stark schwankend

Die gute Nachricht: Die weltweiten genutzten Kupferreserven reichen beim derzeitigen Verbrauch noch für etwa 40 Jahre. Die Ressourcen, die auch nicht-kommerziell abbaubare Lagerstätten umfassen, werden auf über 200 Jahre geschätzt. Die schlechte Nachricht: Die weltweite Kupferförderung lag 2023 bei 22,6 Mio. t plus recyceltes Kupfer, der Verbrauch jedoch bei 26,6 Mio. t.

Der Verbrauch soll in diesem Jahr bei 27,9 Mio. t liegen und bis 2035 auf 32,6 Mio. t wachsen (Abb. 1 + 2). Die schnelle Erhöhung der Fördermenge ist jedoch begrenzt und es wird erwartet, dass die steigende Nachfrage zu einem Angebotsengpass und damit steigenden Preisen führen kann.

Abb. 1: Weltweite Kupfernachfrage 2010 – 2025 in Mio. t (Daten ICA)Abb. 1: Weltweite Kupfernachfrage 2010 – 2025 in Mio. t (Daten ICA)

Abb. 2: Kupferverbrauch nach Regionen 2024 (Daten: ICA)Abb. 2: Kupferverbrauch nach Regionen 2024 (Daten: ICA)

Abb. 3: Weltweiter Kupferverbrauch 2023 nach Anwendungen in % (Daten: ICA) GrafikAbb. 3: Weltweiter Kupferverbrauch 2023 nach Anwendungen in % (Daten: ICA) Grafik

Globale Trends, die den Kupfermarkt beeinflussen

Europa: Der europäische Kupferverbrauch steigt durch den Fokus auf Energiesicherheit (Netzausbau), einschließlich Initiativen zur Sicherstellung, dass 45 % der Energie in Europa aus erneuerbaren Quellen stammt. Dazu kommt ein wachsender Markt für batterieelektrische Fahrzeuge (BEV).

China: Rückgang der Kupfernachfrage, da das Wirtschaftswachstum in den nächsten drei Jahrzehnten langsamer ausfallen wird als in den letzten 20 Jahren. Das Wirtschaftswachstum wird sich von einer investitionsgetriebenen (Ausbau der Infrastruktur u. Anlagentechnik) zu einer konsumgetriebenen Entwicklung wandeln, die weniger kupferintensiv ist. Kurzfristig: Investitionen in erneuerbare Energien wie Windräder und rasant steigender Anteil an New Electric Vehicles (NEV = batterielektrisch + hybrid) treiben den Kupferbedarf.

Nord-Amerika: Die langfristige Kupfernachfrage wird aufgrund folgender Faktoren steigen:

  • Rückverlagerung und Ausbau der heimischen Produktion

Süd- u. Mittelamerika: Der Verbrauch von raffiniertem Kupfer wird aufgrund folgender Faktoren steigen:

  • Neue Kapazitäten im Bereich erneuerbare Energien
  • Expansion der brasilianischen Automobilindustrie

Indien: Weiterer Anstieg des Kupferverbrauchs seit 2022 aufgrund von:

  • erwartetem zehnfachen Wirtschaftswachstum bis 2050, angetrieben durch eine schnell wachsende und urbanisierende Bevölkerung
  • einem wachsenden Industriesektor und einer Infrastruktur für erneuerbare Energien

Nordost-Asien (Japan): Der Kupferverbrauch könnte aus aufgrund des Demografischen Wandels zurückgehen, der zu einer geringeren Verbrauchernachfrage führt. Dagegen werden schwimmende Offshore-Windkraftanlagen zu einem wichtigen Bestandteil der erneuerbaren Energien und somit zu einem Wachstumsmarkt.

ASEAN (Australien): Die Kupfernachfrage wird sich bis 2040 voraussichtlich verdreifachen durch die Urbanisierung, das Bevölkerungswachstum und die Entwicklung zu einem globalen Produktionszentrum. Die Automobilproduktion stellt in dieser Region einen bedeutenden Endverbrauchsbereich für Kupferkabel dar.

Kupferpreise und US-Zölle

Nach einer Analyse von J.P. Morgan Research werden die Kupferpreise Mitte 2025 durchschnittlich 8.300 $/t betragen. Dies basiert auf einer reduzierten Nachfrageprognose – derzeit wird ein Nachfragewachstum von 1,9 % gegenüber dem Vorjahr erwartet, was 1 % unter den bisherigen Schätzungen liegt. Für das Gesamtjahr 2025 würde dies zu einem Überschuss von rund 170.000 t führen. Derzeit laufen im US-Handelsministerium Untersuchungen zu US-Kupferimporten. Allgemein wird mit einem Zoll von mindestens 10 % gerechnet.

Die Kupferpreise stiegen vom 1. Januar bis zur Bekanntgabe der Zölle am ‚Liberation Day' um etwa 12 %, danach korrigierten sie sich um 11 %. Die durch die US-Zölle verursachte globale Wachstumsbremse dürfte kurzfristig einen negativen Einfluss auf die Preise haben.

Die Nachfrage aus China und Käufe zum Lageraufbau haben die Kupferpreise teilweise wieder auf über 9.000 $/t steigen lassen. Der erwartete Rückgang der globalen Nachfrage wird jedoch bald die derzeit soliden Fundamentaldaten Chinas überkompensieren und die Preise wieder nach unten drücken.

Kupferförderung und Lieferländer

Kupfer ist eines der wichtigsten Industriemetalle und wird weltweit in zahlreichen Ländern abgebaut. Die wichtigsten Förderländer sind (Abb. 4):

Chile: Mit Abstand größter Produzent, verantwortlich für etwa 24 % der weltweiten Kupferförderung

Peru: Der zweitgrößte Kupferproduzent, mit etwa 10 % Anteil

China: Wichtiger Produzent, 9 %, weltweit führend in der Kupferraffination, also dem Verfahren zur Gewinnung und Reinigung aus Erz, und zugleich großer Verbraucher

USA: Ebenfalls bedeutend mit 6 %, vor allem durch Minen in Arizona und Utah

Indonesien 4 %, Australien 4 % und steigend die Demokratische Republik Kongo mit 10 %

Weltweit werden jährlich etwa 22 Mio. t Kupfer gefördert, wobei die Minenkapazität bei 27 Mio. t liegt.

Im Jahr 2024 wurden knapp 27,2 Mio. t Kupfer weltweit verbraucht, und für 2025 wird ein Verbrauch von 27,9 Mio. t prognostiziert.

Preisentwicklung des Kupfers (2010 – 2025)

Der Kupferpreis ist stark von Angebot, Nachfrage, wirtschaftlicher Entwicklung und geopolitischen Faktoren beeinflusst. In den 1980er- und 1990er- Jahren lag der Kupferpreis an der LME recht konstant zwischen 2000 $ – 3000 $/t. Erst mit der fortschreitenden Elektrifizierung und dem Ausbau der Infrastruktur in China sowie dem Trading durch Finanzinvestoren begann die Berg- und Talfahrt.

Hier eine Übersicht:

2010–2011: Der Preis stieg auf etwa 9.000 $ – 10.000 $/t, getrieben durch globale Nachfrage und Investitionen.

2012–2015: Leichte Schwankungen, Preise lagen zwischen 6.000 $ – 7.500 $/t.

2016–2019: Erholung nach dem Einbruch, Preise bewegten sich um 5.500 $ – 6.500 $/t.

2020: Aufgrund der COVID-19-Pandemie und wirtschaftlicher Unsicherheiten fiel der Preis auf etwa 5.000 $/t.

2021–2022: Starke Nachfrage, vor allem durch den Ausbau erneuerbarer Energien und Elektromobilität, führte zu einem Preisanstieg auf 9.000 $ – 10.000 $/t.

2023–2025 (Prognose): Erwartete Preissteigerungen durch Angebotsengpässe und steigende Nachfrage, mit Preisen um 9.500 $ – 11.000 $/t.

Abb. 4: Kupferproduktion nach Ländern 2022 (Daten: US Geological Survey)Abb. 4: Kupferproduktion nach Ländern 2022 (Daten: US Geological Survey)

Abb. 5: Kupferpreis in $ und Lagerbestand in t 2008 – 2025 an der London Metal Exchange (LME)Abb. 5: Kupferpreis in $ und Lagerbestand in t 2008 – 2025 an der London Metal Exchange (LME)

Fazit

Der höchste Kupferpreis pro Tonne an der London Metal Exchange (LME) wurde am 20. Mai 2024 mit 10.857 $ erreicht. Dieser Wert ist das derzeitige Allzeithoch für Kupfer an der LME (Abb. 5).

Die Kupferförderung wächst stetig, vor allem in Chile und Peru. Die Preise haben in den letzten Jahren starke Schwankungen gezeigt, sind aber insgesamt auf einem hohen Niveau geblieben, was die Bedeutung des Metalls für die globale Wirtschaft unterstreicht.

Die Energiewende in China, Europa und Nordamerika führt zu einem Anstieg der Gesamtnachfrage nach Kupfer und wird damit den Rückgang des Wachstums bei der traditionellen Nachfrage ausgleichen. Da erneuerbare Energiesysteme kupferintensiver sind, schätzt CRU Research, dass erneuerbare Energien zwischen 2020 und 2040 bis zu 5,6 Mio. t zur Gesamtnachfrage nach Kupfer beitragen könnten.

Die Gesamtnachfrage nach Drähten und Kabeln aufgrund der Energiewende wird zwischen 2020 und 2040 voraussichtlich von 0,8 Mio. t auf 6,7 Mio. t steigen, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 11 % entspricht (Abb. 3).

Der Absatz von kupferintensiven Elektrofahrzeugen (EVs) wird bis 2040 voraussichtlich 70 Mio. erreichen, wobei 85 % des Gesamtabsatzes auf New Electric Vehicles (NEVs) entfallen werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der technologische Fortschritt in der Automobilindustrie zu einer Verringerung der Kupferintensität von Elektrofahrzeugen führen wird.

Auf den Punkt gebracht

  1. Die weltweiten Kupferreserven reichen beim derzeitigen Verbrauch noch für etwa 40 Jahre bezogen auf genutzte Förderstätten, werden jedoch bei weiterer Exploration auf 200 Jahre geschätzt.
  2. Der Verbrauch soll in diesem Jahr bei 27,9 Mio. t liegen und bis 2035 auf 32,6 Mio. t wachsen. Dem steht eine Förderung von rund 23 Mio. Tonnen gegenüber, bei einer Förderkapazität von 27 Mio. t.
  3. US-Zölle von mindestens 10 % auf Kupferimporte in die USA verunsichern den Markt.
  4. Der höchste Kupferpreis pro Tonne an der London Metal Exchange (LME) wurde am 20. Mai 2024 mit 10.857 $ erreicht.

Laut EU ist Kupfer ein potenziell kritisches Metall und wird als solches auch im Critical Raw Materials Act (CRMA) der EU geführt, weil Kupfer ein strategischer Rohstoff ist. Auch hier ist die Abhängigkeit von China nicht zu vernachlässigen, denn China dominiert die globale Kupferraffination mit etwa 10 Mio. t bei einer Eigenförderung von 1,9 Mio. t.

Ich wünsche Ihnen eine erholsame Urlaubszeit

Bleiben Sie uns gewogen

Ihr
Hans-Joachim Friedrichkeit

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  • Ausgabe: Juli
  • Jahr: 2025
  • Autoren: Hans-Joachim Friedrichkeit
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