zvei-Informationen 01/2025

zvei-Informationen 01/2025

Halbleiterförderung rechnet sich volkswirtschaftlich
Mehr Steuereinnahmen, mehr Beschäftigung, mehr Wertschöpfung

Förderungen in die Halbleiterindustrie sind für den Staat ein lohnendes Investment. Das ist ein Ergebnis der neuen ZVEI-Studie „Von Chips zu Chancen: Die Bedeutung und Wirtschaftlichkeit der Mikroelektronikförderung“. „Die für die Mikroelektronik eingesetzten Mittel erzielen eine hohe Rendite“, erklärt der Studienautor Tanjeff Schadt, Partner bei Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC. Der Ertrag liege zwischen 30 bis 40 Prozent, das eingesetzte Geld amortisiere sich nach neun bis zwölf Jahren. Ausgelöst durch die Mikroelektronikförderung steige die jährliche Bruttowertschöpfung in Europa um 33 Milliarden Euro, die Steuereinnahmen legten um 7,9 Milliarden Euro pro Jahr zu. Dazu kämen 65.000 neue, qualifizierte Arbeitsplätze in Europa, davon 49.000 allein in Deutschland. „Die Zahlen zeigen eindeutig: Das Investment rechnet sich und schafft die Grundlage für Europas Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft. Über die gesamte Wertschöpfungskette sehen wir Wirtschaftswachstum und Beschäftigungsaufbau“, bilanziert Schadt. „Jeder direkte Arbeitsplatz erzeugt rund sechs weitere Stellen entlang der Wertschöpfungskette, nicht eingerechnet sind Arbeitsplätze, die aufgrund von erhöhter Wettbewerbsfähigkeit in angrenzenden Industrien entstehen.“ Trotz dieser positiven Effekte müssen Deutschland und Europa mehr für die Mikroelektronikbranche tun. Die Studie stellt unmissverständlich fest: Das angestrebte 20-Prozent-Ziel der Europäischen Union für globale Halbleiterkapazitäten bis 2030 ist nicht zu erreichen. Selbst mit den gegenwärtig bereitgestellten Fördermitteln würde der Anteil von aktuell 8,1 Prozent auf 5,9 Prozent im Jahr 2045 absinken. „Europa droht bei einem weiteren Rückgang der Produktionskapazitäten abgehängt und zum Spielball geopolitischer Machtinteressen zu werden“, warnt ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel. Weil die Mikroelektronikindustrie entscheidend für Europas Wettbewerbsfähigkeit und technologische Souveränität sei, müsse die EU ihr Engagement verstärken. Kegel: „Die aktuellen Förderzusagen können nur ein erster Schritt sein, sie müssen ausgebaut werden.“ Europa verfüge nur in den Bereichen Leistungshalbleiter, Mikrocontroller und Sensorik noch über eine starke Marktposition, so der ZVEI-Präsident weiter und fordert: „Um unsere Stellung in den globalen Wertschöpfungsketten abzusichern, sollte die Förderung sich künftig auf bestehende Stärken fokussieren. Europa braucht ein eigenes technologisches Faustpfand, an dem international nicht vorbeizukommen ist.“ Wichtig sei darüber hinaus, die Förderung auf das Mikroelektronik-Ökosystem auszuweiten. Kegel: „Ein weiteres Abschmelzen unserer Marktanteile bei Leiterplatten und Elektronikfertigung können wir uns nicht erlauben.“ Anders als beispielsweise in den USA gibt es für beide Industrien in der EU keine Förderung. Der Marktanteil der EU am globalen Leiterplattenmarkt ist historisch stark geschrumpft und liegt deutlich unter fünf Prozent. 85 bis 90 Prozent des weltweiten Produktionsvolumens werden in China und Taiwan hergestellt.

Chips: Schlüsseltechnologie zum Erreichen der Klimaziele

Die Studie macht des Weiteren deutlich, welchen Beitrag die Mikroelektronik zur CO2-Reduktion leistet. „Halbleiter helfen ein Vielfaches der Emissionen einzusparen, die im Rahmen ihrer Fertigung anfallen“, erklärt Andreas Urschitz. Große Chancen sieht der ZVEI- und Infineon-Vorstand darin, Europa zum Vorreiter von Klimatechnologien zu entwickeln. „Ob Photovoltaik, Windkraft, Wärmepumpe, Speicher oder emissionsfreie Mobilität: Der Bedarf an klimaschonenden Technologien wird rasant zulegen“, so Urschitz weiter. „Die beabsichtigte klimaneutrale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft gelingt nur mit Mikroelektronik. Halbleiter ermöglichen Innovation, Produktivitätsfortschritt und damit Wettbewerbsfähigkeit zukunftsgerichteter Industriesektoren, wie zum Beispiel Automobilbereich, erneuerbare Energien und Netze, Industrieautomatisierung und etliche mehr.“ Laut Studie entfällt der größte Anteil des zum Erreichen der Klimaziele benötigten Halbleiterbedarfs – 80 Prozent – auf Leistungshalbleiter. Denn diese würden nahezu überall zur Steuerung und Optimierung gebraucht. Um das selbstgesteckte Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, könnten bis zu 25 Prozent der antizipierten europäischen Produktionskapazitäten allein für die klimaneutrale Elektrifizierung benötigt werden, weist die Studie darüber hinaus nach. Um die sich daraus ergebenden Bedürfnisse der Mikroelektronik in Zukunft noch besser adressieren zu können, hat der ZVEI die neue Plattform Mikroelektronik geschaffen. Sie soll die relevanten Stakeholder zusammenbringen und die Anliegen der Branche bündeln. Den Vorsitz der Plattform wird Andreas Urschitz übernehmen.

Deutsche Elektro- und Digitalindustrie: Auftragseingang steigt leicht, Trendwende noch nicht in Sicht

Im Oktober 2024 lagen die Auftragseingänge in der deutschen Elektro- und Digitalindustrie um 1,8 Prozent über ihrem Vorjahreswert. „Die lange erwartete konjunkturelle Wende wurde mit diesem moderaten Bestellplus aber noch immer nicht eingeläutet“, sagte ZVEI-Chefvolkswirt Dr. Andreas Gontermann. Während die Inlandsaufträge im Oktober weiter nachgaben (-4,1 %), übertrafen die Auslandsorders ihren Vorjahreswert um 7,2 Prozent. Dabei erhöhten Kunden aus der Eurozone ihre Bestellungen um 8,2 Prozent. Aus Drittländern gingen 6,7 Prozent mehr neue Aufträge ein. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres fielen die Auftragseingänge insgesamt noch um 9,1 Prozent geringer aus als im Vorjahr. Hier gaben die Orders aus dem In- und Ausland um 11,1 bzw. 7,3 Prozent nach. Von Geschäftspartnern innerhalb und außerhalb des gemeinsamen Währungsraums gingen dabei 7,6 bzw. 7,2 Prozent weniger Neubestellungen ein als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die reale, also preisbereinigte Produktion elektrotechnischer und elektronischer Güter in Deutschland hat ihr Vorjahreslevel im Oktober 2024 noch um 4,4 Prozent unterschritten. Für den Gesamtzeitraum von Januar bis einschließlich Oktober ergeben sich damit minus 9,3 Prozent gegenüber 2023. Bis Jahresende erwartet der ZVEI einen Rückgang des Branchenoutputs um sieben Prozent.

Mit 19,0 Milliarden Euro lagen die nominalen Erlöse der deutschen Elektro- und Digitalindustrie im Oktober 2024 leicht über ihrem Vorjahreswert (+0,4 %). Der Inlandsumsatz ging um 1,9 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro zurück. Dagegen konnte der Auslandsumsatz um 2,4 Prozent zulegen, auf 10,3 Milliarden Euro. Beim Auslandsgeschäft war ein Rückgang mit Kunden aus der Eurozone um 1,1 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro zu verbuchen, während mit Geschäftspartnern aus Drittländern 6,6 Milliarden Euro umgesetzt wurden (+4,5 %).

In den ersten zehn Monaten dieses Jahres belief sich der aggregierte Branchenumsatz auf 185,3 Milliarden Euro, womit er im Vergleich zum Vorjahr um 6,3 Prozent niedriger ausfiel. Hier entfielen 88,3 Milliarden Euro (-7,0 %) auf inländische und 97,0 Milliarden Euro (-5,8%) auf ausländische Erlöse. Schließlich fiel der Umsatz mit Kunden aus dem Euroraum von Januar bis Oktober um 6,2 Prozent auf 34,6 Milliarden Euro und der mit Ländern aus anderen Währungsgebieten um 5,6 Prozent auf 62,4 Milliarden Euro. Während die Produktionspläne der Elektrounternehmen auch im November 2024 etwas zurückgingen, wurden die Beschäftigungspläne nicht noch weiter gesenkt. Zuletzt waren 895.000 Beschäftigte in der deutschen Elektro- und Digitalindustrie tätig, 30.900 davon arbeiten derzeit kurz. „Nach einer ganzen Serie von Rückschlägen hat sich das Geschäftsklima in der deutschen Elektro- und Digitalindustrie im November 2024 etwas erholt. Sowohl die aktuelle Lage als auch die allgemeinen Geschäftserwartungen wurden wieder besser beurteilt als noch im Vormonat. Trotzdem verharrt der Klimawert unter dem Strich weiterhin im Minus“, so Gontermann. Auch die Exporterwartungen zogen im November an und drehten per saldo sogar wieder leicht ins Plus.

Termine

Sitzungsdatum

Name der Sitzung

Sitzungsort

November

   

07.11.24

PCN-Methodik

ZVEI, Frankfurt

12.-15.11.2024

electronica

München

21.11.24

Sitzung Steering Committee Electronics (APG)

N.N.

Dezember

   

03./04.12.24

Fachverbandssitzung Elektrobahnen und -fahrzeuge

Fa. Schaltbau GmbH in Velden

 

Kontakte

ZVEI-Fachverband Electronic Components and Systems
Lyoner Straße 9
60528 Frankfurt am Main
Tel. 069/6302-276/-251
Fax 069/6302-407
e-mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

ZVEI-Fachverband PCB and Electronic Systems
Lyoner Straße 9
60528 Frankfurt am Main
Tel. 069/6302-437
Fax 069/6302-438
e-mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

  • Ausgabe: Januar
  • Jahr: 2025
  • Autoren: Redaktion
Image

Eugen G. Leuze Verlag GmbH & Co. KG
Karlstraße 4
88348 Bad Saulgau

Tel.: 07581 4801-0
Fax: 07581 4801-10
E-Mail: info@leuze-verlag.de

 

Melden Sie sich jetzt an unserem Newsletter an: