Unter dem Titel „Trends for the Advanced Manufacturing Sector“ präsentiert CECIMO (European Association of Manufacturing Technologies) aktuelle Entwicklungen zu wichtigen Zukunftsthemen der europäischen Industrie. Dazu zählt seit einigen Jahren das Thema 3D-Druck. Im Allgemeinen werden in diesem Bericht der aktuelle Stand und verbleibende Herausforderungen sehr gut abgebildet. Im Bericht 2025 wurden fünf Themen benannt, die Priorität für die in der Branche tätigen Stakeholder in Europa haben sollten.
CECIMO mit Sitz in Brüssel heißt mit vollem Namen Comité de coopération des industries de la machine-outil. Es ist eine Dachorganisation, die sich der Förderung der gemeinsamen Interessen und Werte europäischer Fertigungstechnologien widmet, die europäischen Werkzeugmaschinen und additiven Technologien umfasst und unermüdlich sowohl auf EU- als auch auf globaler Ebene arbeitet. Seit über sieben Jahrzehnten ist CECIMO maßgeblich an der Gestaltung der Strategie und der Verbesserung der globalen Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Werkzeugmaschinen- und additiven Fertigung beteiligt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1950 hat die Organisation eine entscheidende Rolle bei deren Entwicklungsförderung in verschiedenen Bereichen wie Wirtschaft, Technologie und Innovation gespielt.
Länderübergreifende Themen wie angemessene Gesetze, qualifizierte Arbeitskräfte, Innovation, angemessene Finanzierung, gute Lieferketten und Infrastrukturen, stehen im Vordergrund. CECIMO konzentriert sich deswegen unter anderem auf Globalisierung, Nachhaltigkeit, Marktüberwachung, Gewinnung von qualifizierten Arbeitskräften und eine langfristige Industriestrategie.
Additive Fertigung als strategische Zukunftstechnologie
Die additive Fertigung steht laut dem Trendbericht unverändert im Mittelpunkt des industriellen Wandels in Europa. Ihr wird attestiert, nachhaltiges Wirtschaftswachstum voranzutreiben, die globale Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und Umweltinnovationen zu fördern. Wie in den Jahren davor entstand der Branchenbericht 2025 wieder aus einer Zusammenarbeit mit Branchenführern, politischen Entscheidungsträgern und Innovatoren, um die sich entwickelnde Landschaft der additiven Fertigung und deren Umfeld möglichst vollständig verstehen und abbilden zu können. Durch aktive Teilnahme bei wichtigen Veranstaltungen wie dem Brüsseler Forum wurden die wichtigsten fünf Faktoren identifiziert, die die Zukunft dieses Sektors prägen werden.
Beschleunigte industrielle Umsetzung der Digitalisierung
Der erste der fünf Punkte ist die Schaffung sogenannter intelligenter Fabriken durch die Integration verschiedener Prozesse, Informationsströme und Interessengruppen. Das soll den Herstellern die Möglichkeit bieten, ein neues Maß an Effizienz und Flexibilität zu erreichen. Der Übergang zu intelligenten Fabriken soll durch Fortschritte in den Bereichen Echtzeit-Datenanalyse, IoT, maschinelles Lernen, 5G-Netzwerke und industrielle Cloud-Plattformen beschleunigt werden. Diese Technologien sollen den Wandel vorantreiben, indem sie Echtzeiteinblicke für mehr Präzision und Effizienz ermöglichen und gleichzeitig eine nahtlose Datenspeicherung, -verarbeitung und -skalierbarkeit in modernen Fabriken ermöglichen. Big-Data-Analysen stehen also im Mittelpunkt der Transformation. Eine vorausschauende Wartung, die Minimierung von Ausfallzeiten und die Optimierung der Produktqualität sollen so erreicht werden, alles auch Voraussetzungen für eine qualitätsgesicherte Produktion. Darüber hinaus sollen über Big Data kontinuierliche Innovationen und schnelle Anpassungen an Markttrends und Kundenanforderungen möglich werden. Der Aufbau solcher intelligenter Fabriken bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich, etwa wachsende Cybersicherheitsbedrohungen und die Notwendigkeit, neue regulatorische Standards einzuhalten. Infolgedessen wird empfohlen, auf Zero-Trust-Architekturen und KI-gesteuerte Bedrohungserkennungssysteme zu setzen.
Verstärkter Einsatz von Automatisierung in der Produktion
Der zweite Schwerpunkt ist die fortschreitende Automatisierung in der additiven Fertigung. Angetrieben werden soll diese durch Fortschritte in der Robotik, der künstlichen Intelligenz (KI) und dem industriellen Internet der Dinge (IIoT) . Vor allem die Präzision in der Produktion soll so erhöht werden, die Effizienz möglichst gesteigert und der menschliche Fehler minimiert werden. Während die Automatisierung bereits etablierte Branchen wie die Automobilherstellung revolutioniert hat, besteht in vielen anderen Sektoren weiterhin großes Potenzial, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), wo die Akzeptanzraten noch niedrig sind. KI-gestützte Tools können laut Bericht die Integration der Automatisierung vereinfachen, indem sie Entscheidungen in Echtzeit ermöglichen und helfen, Bedenken hinsichtlich Komplexität oder hoher Kosten auszuräumen. Dieser Übergang bringt jedoch auch Herausforderungen für die Arbeitskräfte mit sich, da der Bedarf an Fachkräften wächst, die in der Bedienung und Wartung solcher fortschrittlichen automatisierten Systeme geschult sind. Daher müssen Bildungs- und Schulungsprogramme weiterentwickelt werden, um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter für die Arbeit in zunehmend automatisierten Umgebungen gerüstet sind.
Definition der Stärken additiver Fertigungsmethoden
Der Trendbericht ist optimistisch, dass die additive Fertigung (AM) ihre Wachstumsschwierigkeiten überwinden und ihr volles industrielles Potenzial erschließen wird. Es wird festgehalten, dass die Skalierung vom Prototypenbau zur Großserienproduktion schwierig war. Allerdings sollen nun Fortschritte in der Materialwissenschaft, eine kosteneffizientere Ausrüstung und die Möglichkeit eines großformatigem Metalldrucks den Weg für eine nachhaltige On-Demand-Fertigung ebnen.
Diese Innovationen sollen vor allem dazu beitragen, Probleme wie Materialverschwendung zu reduzieren, Lieferketten zu verkürzen und eine dezentrale Fertigung mit größerer Flexibilität zu ermöglichen. Die Konsolidierung innerhalb der Branche soll einen robusteren und wettbewerbsfähigeren Markt schaffen, der eine höhere Rentabilität für Lieferanten und bessere Dienstleistungen für Kunden bietet. Durch die Kombination von Innovation mit Nachhaltigkeitspraktiken wäre AM bereit, Effizienz neu zu definieren, sich zu einer transformativen Kraft in der Fertigung zu entwickeln und verschiedenen Sektoren dabei zu helfen, ihre grünen und digitalen Ziele zu erreichen.
Über die Nutzung digitaler Zwillinge sollen Produktionsprozesse noch vor ihrem Einsatz getestet und angepasst werden
Nutzung digitaler Zwillinge zur Erhöhung von Effizienz und Nachhaltigkeit
Der Trendbericht sagt voraus, dass insbesondere digitale Zwillinge die Fertigung weiter verändern werden. Dabei sollen Produktionsprozesse in einem virtuellen Raum getestet und verfeinert werden, bevor sie in die reale Welt gelangen. Dies soll nicht nur zur Verbesserung des Produktdesigns und der Produktionseffizienz beitragen, sondern auch die Markteinführungszeit beschleunigen. Durch den Einsatz digitaler Modelle sollen potenzielle Probleme frühzeitig vorhergesagt und notwendige Anpassungen vorgenommen werden, um spätere Probleme zu vermeiden. Doch die Vorteile beschränken sich nicht nur auf die Verbesserung des Produktionsbetriebs. Auch bei der Nachhaltigkeit spielen digitale Zwillinge eine entscheidende Rolle. Sie ermöglichen es Herstellern, Prozesse so zu simulieren, dass Materialverschwendung reduziert, Werkzeugverschleiß minimiert und der Energieverbrauch gesenkt werden kann.
Mit der zunehmenden Verbreitung digitaler Zwillinge im Produktionsumfeld wird eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Teams, eine bessere vorausschauende Wartung und eine intelligentere finanzielle Entscheidungsfindung möglich. Auf lange Sicht sollen digitale Zwillinge mehr als nur ein technologisches Upgrade sein. Sie sollen dazu beitragen, eine Fertigungslandschaft zu schaffen, die sowohl effizienter als auch nachhaltiger ist. Digitalen Zwillingen wird somit das Potenzial eingeräumt, Abfall zu reduzieren, Energie einzusparen und die Verbesserung der Gesamtprozesse voranzutreiben.
Zunehmende internationale Konkurrenz
Als fünften und letzten Punkt blickt der Report auf die immer stärker werdende Konkurrenz außerhalb Europas. Allerdings wird, vielleicht etwas optimistisch, der Europäischen Union das Potenzial zugeschrieben, weltweit führend in der additiven Fertigung zu werden, einem Sektor, der für die industrielle Transformation Europas, das langfristige Wirtschaftswachstum, die globale Wettbewerbsfähigkeit und die Verantwortung für die Umwelt von entscheidender Bedeutung sein kann. Allerdings wird auch klar festgehalten, dass sich der Wettlauf um die weltweite Führungsrolle bei AM verschärfen wird. Internationale Konkurrenten, insbesondere China und die Vereinigten Staaten, investieren stark sowohl in die Technologie als auch in die Ausbildung von Arbeitskräften. China hat insbesondere durch staatlich unterstützte Initiativen wie „Made in China 2025“, die sich auf High-Tech-Branchen wie Robotik, künstliche Intelligenz und grüne Energietechnologien konzentrieren, rasch Fortschritte gemacht, während die USA Richtlinien wie die Advanced Manufacturing-Strategie oder den CHIPS and Science Act umgesetzt haben, um die inländische Halbleiterproduktion zu stärken und ihre Führungsposition in der Luft- und Raumfahrt, Biotechnologie und industriellen Automatisierung zu behaupten. In diesem Wettbewerbsumfeld muss sich die EU Herausforderungen wie geopolitischen Risiken, Unterbrechungen der Lieferkette und Nachhaltigkeitsanforderungen stellen und gleichzeitig Innovationen durch strategische Investitionen, grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Qualifizierung der Arbeitskräfte fördern.
Wo viel Licht, da auch viel Schatten
Durch Zusammenarbeit, Innovation und zukunftsorientierte Strategien kann Europa weiterhin den globalen Standard in der additiven Fertigung setzen. Der Weg, der vor uns liegt, bringt sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich und erfordert von der Industrie, in neue Ideen zu investieren und sich an die raschen technologischen Veränderungen anzupassen. Laut dem CECIMO-Trendbericht ist auch wesentlich, dass dieser Wandel seitens der EU unterstützt wird, indem das Engagement der Industrie gefördert, die politische Diskussion vorangetrieben und Initiativen, die einen nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Fertigungssektor für die Zukunft sicherstellen, gefördert werden. Zwischen den Zeilen, verpackt in eine allgemein positive Darstellung der Situation, werden bestehende Schwierigkeiten wie Qualitätssicherung, Material- und Kosteneffizienz und mangelnde Präzision in der (Serien-)Produktion aufgezeigt. Automatisierung und die Nutzung künstlicher Intelligenz sollen die Technologie voranbringen und international absichern.