»Die Vielfalt bei Korrosionsprüfungen wird zunehmen!«
Josef Andrek Geschäftsführer des Instituts für Galvano- und Oberflächentechnik IGOS in Solingen. Interview: Robert Piterek
Herr Andrek, Mercedes ist einer Ihrer Kunden. Was machen Sie für den Autobauer?
Wir arbeiten indirekt für Mercedes, wo man eine Klassifizierungsgeschichte für akkreditierte Laboratorien hat. Mercedes nennt das WEB 2020, das seit Neuestem auch mit einem kleinen Plus versehen ist. WEB steht hier allerdings nicht für das Internet, sondern für Werkstofftechnische Erstbemusterungen. In diesem Bereich sind wir als Labor seit 2019 geführt. Das heißt, wir können für Zulieferer von Mercedes Baumusterfreigaben für nahezu alle üblichen Korrosionsprüfungen, insbesondere auch den Klimawechseltest 2 (KWT 2) mit einer 2 m³ großen Prüfkammer, durchführen.
Inwieweit arbeiten Sie noch für die Automobilindustrie?
Unsere Kunden sind die Zulieferer, die für Autobauer Teile beschichten. Zulieferer von BMW, VW, Volvo oder auch Tesla sind zum Beispiel ebenfalls Kunden. Die OEMs haben ihre eigenen großen Laboratorien, lassen ihre Prüfungen aber von unabhängigen Laboratorien, wie wir es sind, durchführen. Ich schätze, dass unser Geschäft zu 60 bis 70 Prozent von der Automobilindustrie abhängt. Ich muss schätzen, weil wir nur die Bauteile sehen. Wenn sie nicht markiert sind, wissen wir nicht, wo sie eingesetzt werden.
Welche Aufträge erhalten Sie darüber hinaus aus der Galvano- und Oberflächentechnik?
Wir prüfen Bauteile aus der Beschlagindustrie wie Schrauben, Muttern o. Ä. auf Korrosion. Hinzu kommt der Baubereich. Weitere Kunden kommen aus der Elektro- und Elektronikindustrie mit Leiterplatten oder gelöteten Komponenten. Bei vielen Bauteilen ist unklar, in welchen Bereich sie gehen. Das können Windräder sein oder Autos.
Sie haben ja auch eine Kleingalvanik und eine chemische Analytik. Was hat es damit auf sich?
Wir haben zwar noch die Kleingalvanik, aus dem Bereich chemische Analytik haben wir uns aber weitgehend zurückgezogen. Es gibt einfach zu viele Laboratorien, die Analytik auch für Galvaniken anbieten. Hinzu kommt, dass die Fachfirmen die Analysen immer noch kostenfrei anbieten. Hier sind andere Unternehmen deutlich stärker. Die machen im Gegensatz zu uns sehr viel Analytik und sind entsprechend spezialisiert.
Weiteres Standbein Ihres Instituts sind Schulungen...
Wir richten uns mit unseren Schulungen an Leute, die quer einsteigen. Die kommen sowohl aus Galvaniken als auch von den Abnehmern. Wir vermitteln Grundlagen, gehen darauf ein, wo Probleme sind und wie die Galvanik und die dort installierten Anlagen funktionieren. Themen sind auch die Unterschiede zwischen Trommel-, Gestell- und Bandgalvanik, Chemie, wie eine Entfettung funktioniert oder welche Schichtsysteme es gibt, z. B. Kupfer-Nickel-Chrom und Zink. Auch Kunststoffgalvanisierung steht auf dem Programm. Wir schulen Leute, die das System verstehen wollen, aber nicht ins Detail gehen müssen.
Welches Angebot läuft am besten?
Der Dauerbrenner ist unsere Schulung über Korrosionsprüfung. Die meisten Kurse halte ich selbst. Unseren Kurs über Personalentwickung leitet derzeit Wolfgang Kohl.
Wie sind die Aussichten für Ihr Geschäft?
Wir sind natürlich sehr stark von der Konjunktur abhängig. Je stärker die Automobilbranche betroffen ist, desto schwieriger wird es. Wir sind aber nicht ausschließlich auf die Galvanotechnik angewiesen, sondern prüfen auch lackierte Teile, ebenso wie galvanische Schichten plus Lack. Ich sehe nach wie vor Zukunft im Bereich Korrosionsprüfung. Korrosion ist weiter ein Thema, vor allen Dingen der Korrosionsschutz. Korrosionsschutzprüfungen werden immer ausgefeilter. Die Vielfalt wird in Zukunft noch zunehmen!
INFO
IGOS
Das Institut für Galvano- und Oberflächentechnik in Solingen beschäftigt 7 Mitarbeiter und eine Halbtagskraft. Es ist mit Anlagen für kleine und große Teile ausgestattet. Die größte Prüfkammer ist 3,5 m3 groß. Das Institut verdient sein Geld im Wesentlichen mit dem Metallographielabor für Schliffe und Mikroskopierungen, RFA-Schichtdickenmessungen, Härtemessungen, Verschleißprüfungen, coulometrischen Messungen, Potenzialdifferenzen sowie einem Rasterelektronenmikroskop für Strukturdarstellungen und Schadensanalysen. Solingen ist mit seiner Nähe zur Zinkdruckgussstadt Velbert, dem Sauerland mit seinen Sanitärherstellern sowie nahe gelegenen Automobil- und Galvanikzulieferern optimal gelegen, so Andrek.
Josef Andrek
leitet das IGOS seit 2012 und ist dort seit 2002 tätig. Seit 2019 ist er auch Inhaber des Instituts, das 1993 gegründet wurde.
Andrek ist gelernter Galvaniseur und stammt ursprünglich aus dem Sauerland. Nach seiner Ausbildung hat er an der Hochschule Aalen Oberflächentechnik und Werkstoffkunde studiert.